Im Arithmeum in Bonn befindet sich eine der weltweit größten Sammlungen an mechanischen Rechenmaschinen. Rund um der Präsentation dieser Maschinen gibt es verschiedene Möglichkeiten deren Funktionen zu verstehen und auszuprobieren.
Das Arithmeum in Bonn
Während die Rechenmaschinen zweifellos älteren Datums waren, war es die Architektur des Gebäudes ganz und gar nicht. Schon von weitem erkannte ich das Arithmeum an seiner luftigen fast nur aus Glaswänden bestehenden Struktur. Die Sammlung war chronologisch aufgebaut und begann im 3. Stock.
So fuhr ich mit dem Aufzug drei Etagen höher und 6.000 Jahre rückwärts. Dort angekommen lernte ich, dass es die Sumerer waren, von denen erste Ziffern und Zahlen bekannt geworden sind. Einige Täfelchen in einer Vitrine schienen das zu beweisen. Leider kann ich keine Keilschrift lesen.
Schon etwas besser verstand ich die ausgestellten Rechenbretter, mit denen man in der Antike durch Verschieben von Münzen auf Rechenlinien den Preis einer Ware ermittelte. Interessant auch die Erklärungen zu alten Darstellungsweisen von Zahlen und Mengen. So zeichneten die Chinesen für ‚Wald‘ drei Mal das Zeichen für Baum und für ‚Klatsch‘ drei Mal das Symbol für Frau.
Nach den Rechenbrettern der Antike und des Mittelalters wurde es dann zunehmend mechanischer. Zahlreiche Mathematiker und andere Wissenschaftler begannen sich Gedanken zu machen, wie man das Rechnen automatisieren könnte. Was sich so Leute wie Gottfried Wilhelm Leibniz, Blaise Pascal, Wilhelm Schickard, Giovanni Poleni, und Jacob Leupold ausdachten, konnte ich als Rekonstruktionen betrachten.
Mechanische Rechenmaschinen im Selbstversuch
Die Rekonstruktionen hatten den Vorteil, dass man auch mit ihnen arbeiten durfte. Kleine Anleitungen zeigten mir, wie man diese Geräte bediente. Aber trotz Handbuch fiel mir die Bedienung schwer. Der Knackpunkt beim Rechnen: Wie bringt man einer Maschine bei, dass ihre Zählmechanik bei 7+5 eine Zehnerstelle weiterrücken muss?
Ich muss zugeben, mit der Zeit rauchte mir der Kopf. Da war es gut, dass man sich im Museum zwischendurch hinsetzen konnte und in ausgelegter Literatur blättern durfte. Zum Beispiel in einer Biografie über Blaise Pascal. Es gab auch sehr wertvolle Bücher über die Mathematik zu sehen, die lagen aber berührungssicher hinter Vitrinenglas.
Doch je mehr ich mich dem aktuellen Jahrhundert näherte, umso kommerzieller wurden die Geräte. Jetzt ging es schon darum, die errechneten Werte ausdrucken zu können (Kassenbeleg) oder Arbeitszeiten zu dokumentieren (Stechuhr). Besonders fand ich jene Maschinen, die man zur Auswertung von Volkszählungen entwarf.
Diese Maschinen wurden von Hollerith entwickelt und funktionierten schon auf der Idee des Lochstreifens. Mit solchen Maschinen wurden in Amerika übrigens auch Wahlergebnisse ausgewertet. Eine dieser Auswertemaschinen aus dem Jahre 1889 konnte ich nun genauer betrachten.
Zum Abschluss bewegte ich mich noch ein wenig in jenem Bereich, der den modernen Computern gewidmet war. Hier gab es fast nichts mehr zu sehen, weil ein Chip ist ja nicht wirklich groß. Selbst dann nicht, wenn man ihn durch ein Polarisationsmikroskop angucken darf.
Dafür konnte ich mir an Monitoren aufschlussreiche Präsentationen ansehen, zum Beispiel wie eine Routenplanung mathematisch gelöst wird. Damit war ich aber auch schon am Ende meiner eigenen Route durch die Ausstellung. Und höchst erfreut darüber, dass man so einem theoretischem Thema wie dem Rechnen ein so interaktives Museum errichtet hat.