Römermuseum Wien

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Römermuseum in Wien

Im Jahre 2008 entstand über den Resten der Tribunenhäuser von Vindobona das neue Römermuseum von Wien. Dessen Schautafeln bieten gemeinsam mit den alten Mauern einen facettenreichen Einblick in die antiken Wurzeln der österreichischen Bundeshauptstadt.

Das Römermuseum in Wien

Am 10. Mai 2008 wurde das neue Römermuseum am Hohen Markt 3 in Wien eröffnet. Bei einem Rundgang sah ich mir die Neuigkeiten im Museum an.

Zwar ist es paradox, dass man in einem Museum über Altertümer etwas neues sehen würde, aber hier bezog es sich auf die Gestaltung des Museums.

Während meines ersten Besuches vor vielen Jahren musste ich noch durch ein Café gehen, um zu den Resten des Legionslagers Vindobona zu gelangen.

Das Café war nun verschwunden, das neue Museum erstreckte sich über drei Geschosse, wobei im Kellergeschoss die baulichen Reste vom Römerlager zu sehen waren.

Die kannte ich noch von früher, denn diese waren im wahrsten Sinne des Wortes schon länger hier. Konkret handelte es sich um die Mauern und Böden von Tribunenhäusern.

Denn auf dem Boden des ersten Bezirkes von Wien befand sich zur Zeit der Römer das Legionslager Vindobona, dessen Grundriss noch heute im Straßenverlauf der Innenstadt erkennbar ist.

Die Bauten waren in allen Lagern ähnlich, es gab Kasernen für die Legionäre, Thermen für die Körperpflege, ein Lazarett für die Kranken und Häuser für den Kommandanten und die Offiziere.

Im Kellergeschoss des Museums

Während ich bei meinem Besuch im Kölner Prätorium, welches ebenfalls unterirdisch zu besuchen war, eher im Dunklen tappte, waren hier in Wien die Mauerreste schön ausgeleuchtet.

Sehr gut konnte ich deshalb die Fußbodenheizungen erkennen, was das Mauerwerk als Teil der Tribunenbauten auswies. Legionäre hatten gewöhnlich kalte Zehen, sprich keine Fußbodenheizungen.

Während ich die Beschreibungen zu den einzelnen Objekten las – im Museum war alles in deutsch und englisch beschriftet – begleitete mich Hufgetrampel, welches durch die Decke drang.

Fast könnte man glauben, es wären die Hufe der Kurierreiter aus Rom, die Botschaft vom neuen Kaiser brachten. Tatsächlich waren es aber die Pferde der Wiener Fiaker, denn ich befand mich nun unter der Fahrbahn des Hohen Marktes.

Die Obergeschosse des Museums

Solcherart angeregt widmete ich mich den anderen beiden Geschossen, die das Thema „Wien zur Römerzeit“ aus verschiedenen Blickwinkeln behandelten.

Neben den üblichen Scherben, Dachziegeln und Figürchen gefielen mir hier atmosphärisch wundervoll ausgeführte 3D Skizzen an den Wänden, die mir Rekonstruktionen des Legionslagers, seiner Lagervorstadt und der Zivilstadt am Rennweg zeigten.

Während ich schon oft Skizzen vom Legionslager gesehen hatte, bildeten die Darstellungen der Lagervorstadt und der Zivilstadt das große Plus des Museums für mich.

Wichtige Elemente einer römischen Siedlung wie Tempel, Theater, Thermen waren nummeriert und in Schaukästen anhand von Fundstücken extra erläutert.

Darunter auch einige Fußbodenziegeln, die in ihrer filigranen und raffiniert gestalteten Formgebung auch heute noch jeder Garageneinfahrt Ehre gemacht hätten.

Dagegen wirkte ein ebenfalls gezeigter Kanaldeckel aus Stein extrem wuchtig und auch von starken Manneskraft nicht verrückbar. Doppelt beeindruckt war ich dann von den Darstellungen über die Wasserversorgung der Römer.

Ein Animationsfilm produziert von der Medienagentur 7reasons zeigte die einzelnen Elemente einer römischen Wasserleitung in einer Detailtiefe, die über die übliche Abbildung von Viadukten weit hinaus ging.

Hier beeindruckte mich nicht nur die Cleverness der römischen Wasserbauingenieure sondern auch die Möglichkeiten der heutigen Computeranimationen.

Was Archäologen heute leisten können, konnte ich bei „Essen und Trinken“ feststellen. Da wurde bei den Ausgrabungen sogar die Kerne von Äpfeln  gesichert und so auf die Ernährung der Römer geschlossen.

Aber die Römer aßen nicht nur Äpfel. Schautafeln zeigten mir die Unterschiede bei der Ernährung zwischen den Offizieren und den Soldaten und was alles aus fernen Ländern importiert wurde.

Wobei in Vindobona ja nicht nur originale Römer wohnten, sondern Leute aus allen Teilen des Reiches. Eine Landkarte zeigte mir, aus welchen Ecken des Römischen Reiches sie kamen.

Da gab es Soldaten aus Colchester (England) genau so wie aus Cirta (Algerien). Dazu kamen noch keltische und germanische Zivilpersonen aus der Umgebung.

Interessant fand ich auch jene Ecken, wo man als Besucher Dinge „begreifen“ konnte. So probierte ich mich am Zusammensetzen einer Schale aus Scherben, während einen Stock tiefer Kinder mit Playmobil Figuren ein Römerlager stürmten.

Fazit

Das neue Museum hatte mich vor allem durch den Einsatz von ansprechenden Skizzen und ausführlichen Animationen beeindruckt, die eine gute Ergänzung zum Mauerwerk im Keller bildeten. Jetzt aber hatte ich Hunger bekommen, eigenartigerweise auf Oliven.

Stand: Mai 2008

Quellen / Weiterführende Links

  • Link Offizielle Webseite des Museums mit Öffnungszeiten
  • Link Beschreibung des Römermuseums auf Wikipedia
  • Link Liste mit weiteren Römerspuren in Wien
  • Link Liste mit weiteren Museen in Wien