Als Liebhaber geheimnisvoller Unterwelten standen die Felsengänge in Nürnberg schon länger auf meiner Besuchsliste. An einem heißen Sommertag im Jahre 2001 beschloss ich, diese kühlen Gänge unter der Stadt zu erkunden.
Die Felsengänge in Nürnberg
Um es kurz zu machen: Natürlich haben diese Felsengänge nicht wirklich etwas Geheimnisvolles an sich. Vielmehr sind sie ein fester Bestandteil im touristischen Angebot der Stadt Nürnberg.
Die Suche nach dem Eingang war aber dann trotzdem noch ein kleiner Irrweg. Anfangs stand mir nur die Adresse zur Verfügung: Bergstrasse 19. So eine Adresse lässt sich natürlich mit Hilfe eines Stadtplanes leicht finden, allerdings waren dort zwar vielerlei Eingänge aber nichts führte davon so richtig in die Unterwelt von Nürnberg. Erst nach einigen Umfragen stieß ich auch die richtige Stelle. Es war eine Treppe beim Denkmal auf dem Albrecht-Dürer-Platz!
Dort trudelten dann mit der Zeit auch andere interessierte Leute ein. Das war auch gut so, den angeblich finden diese Führungen nur bei einer Mindestzahl von drei Personen statt. Pünktlich um 11:00 kam auch die wichtigste Person: die Führerin in Form einer sehr netten Dame. Die Führungen finden übrigens täglich um 11:00, 13:00, 15:00 und 17:00 statt (Stand 01/2003).
Als Erstes ging es nun diese Treppe hinunter, wo uns ein kühler Gang empfing. Dort wurden wir mal um unser Geld erleichtert, es waren genau 4 Euro für jede erwachsene Person. Gruppen sollten sich übrigens vorher anmelden, die Anzahl der Teilnehmer je Führung ist begrenzt.
Die Bierkeller unter Nürnberg
Die einführenden Worte der netten Führerin zerstörten bald alle Illusionen über geheimnisvolle Gänge. Die Stollen unter der Stadt hatten einen trivialen Grund. Im Mittelalter war Bier ein wichtiges Nahrungsmittel. Und damit dieses köstliche Gebräu nicht verdarb, grub jede Brauerei tiefe Keller, um es dort kühl zu lagern.
Das war in Nürnberg besonders einfach, weil die Stadt auf einer Sandsteinschicht lag, die sich gut bearbeiten ließ. Obwohl nun das Rätsel gelüftet war, gingen wir trotzdem sehr neugierig den langgestreckten Gang hinter der Führerin nach. Die Bierkeller wurden nämlich später durch lange aber auch sehr schmale Gänge verbunden, damit man von Bierfass zu Bierfass gehen konnte.
Aber Scherz beiseite, die Verbindungsgänge hatten einen anderen Grund. Durch die speziellen geologischen Gegebenheiten konnte man in diesen Gängen Wasser sammeln und zur Oberfläche bringen.
Dieses System zog sich unter weite Teile der Nürnberger Innenstadt und ist noch immer vorhanden. Für die Touristen ist aber nur ein kleiner Bereich freigegeben worden. Die Gänge und Keller, die wir im Laufe unseres Spazierganges durchwanderten, waren übrigens alle sehr trocken und gut ausgeleuchtet. Man muss also keine Angst haben, es sei den man kann es nicht leiden, wenn man mit mehreren Menschen durch einen engen Gang geht. Allerdings ist es unten etwas kühl, was mir aber gerade an so einen heißen Sommertag nichts ausmachte.
Die Gurkenrutsche unter Nürnberg
Zwischendurch kamen wir in größere Gewölbe, wo uns die Führerin wieder mehr über die Nutzung der Räumlichkeiten erzählte. Unter anderem gelangten wir an eine seltsam geformte Rutsche, deren Bedeutung wir erraten sollten.
Es wurde viel vermutet, wobei der Vorschlag Toilettenabfluss noch der logischste aber auch unfeinste war. Die richtige Lösung lautete: Gurkenrutsche. Tatsächlich hat man zu späteren Zeiten auch Gurken in den kühlen Räumen gelagert. Zwecks einfacherer Beförderung ließ man diese über Rutschen nach unten sausen.
Allerdings sollen Gurken nicht so toll riechen wenn sie in Massen auftreten. Deshalb wurde es notwendig, Belüftungsschächte zu bauen. Solche entdeckten wir bald darauf. Diese waren ein spezielles Erlebnis, da sie eine akustische Verbindung mit der Außenwelt bildeten. So hörten wir recht deutlich die Geräusche der Straßen von Nürnberg. Da würde mit Autotüren geschlagen, mit Schlüssel gescheppert, geplaudert und gelacht.
Abschließend erfuhren wir noch von der lebensrettenden Funktion dieser Gewölbe im 2. Weltkrieg. Obwohl Nürnberg durch die Bombardierungen besonders schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde, konnte ein Großteil der Bevölkerung in eben diesen Kellern überleben. Aber dieser Gedanke bedrückte uns dann doch ein wenig und wir wollten wieder Sonne sehen.
Bevor wir aber wieder nach oben gingen kamen wir an einem echten Bierlager vorbei! Tatsächlich nutzte eine Brauerei einen Teil der Räume zum Lagern ihrer Biere. Wie die Führerin stolz erklärte, wird hier ein spezielles Bier gelagert. Wenn ich mich recht erinnere, soll es eine Mischung aus Bier und Champagner sein. Zum damaligen Zeitpunkt wurde noch nach einem passenden Namen gesucht, weil z. B. Champagner gesetzlich geschützt ist.
Fazit
Spätestens jetzt wollte aber jeder ein Bier trinken gehen und so ging es rasch wieder an die Oberfläche. Insgesamt war es doch ein interessantes Erlebnis für mich. Gerade im heißen Sommer ist so ein kühler Gang eine echte Alternative zu den anderen Sehenswürdigkeiten und ich würde jedem empfehlen sich die Zeit (> 1h) dafür zu nehmen.
Weiterführender Link
- Link Offizielle Webseite für Führungen unter der Stadt Nürnberg