Im August 2008 besuchte ich im sächsischen Städtchen Annaberg-Buchholz das Adam-Ries-Museum und lernte, wie man auf den Linien rechnet.
„Das macht nach Adam Riese genau …“, so oder ähnlich sprach ich gerne, wenn ich das Ergebnis meiner Rechenkünste auf launige Art und Weise präsentieren wollte.
Aber wer war dieser Adam Riese? Was hat er für die Mathematik wirklich getan, dass er mit seinem Namen so berühmt wurde? Ein Besuch in seinem ehemaligen Wohnhaus im sächsischen Annaberg-Buchholz sollte mir Antworten auf diese Fragen geben.
Die erste Überraschung bot sich mir gleich bei der Planung des Besuches. Das Museum berichtete über einen Adam Ries (1492 – 1559) und nicht über einen Riese.
Tatsächlich hieß der gute Mann Adam Ries, aber eine Beugung seines Namens scheint in unseren Ohren Einzug gefunden zu haben, die uns sein Genie vor allem „riesenhaft“ erscheinen ließ.
Das Museum erzählte mir nun, wie Adam Ries zum Rechnen kam und was er konkret für die Mathematik tat. Hier gefiel mir vor allem die Einführung in die Rechenwelt von damals.
Die Menschen hatten mit einer Vielzahl von Währungen und Maßeinheiten zu tun. Das Rechnen war nur wenigen Gebildeten vorbehalten.
So war es für den einfachen Menschen immer ein Risiko beim Kauf des Brotes oder des Bieres über das Ohr gehauen zu werden. Ries versuchte mit Hilfe seiner Bücher diese Bildungslücke zu schließen.
Und er war sehr erfolgreich damit. Seine Bücher verkauften sich in Dutzenden von Auflagen. Denn sie wurden nicht im gelehrten Latein, sondern in der Sprache des Volkes, in Deutsch, geschrieben.
Einige Originale bzw. Kopien dieser Werke waren im Museum zu sehen. Dazu auch ein Lebenslauf des Mannes, anhand von weiteren Dokumenten.
Er war in der Region als Bergbeamter tätig und hatte damit von Berufs wegen mit Zahlen zu tun. Dabei bemerkte er auch die Schwierigkeiten, die man damals mit den römischen Ziffern hatte.
Verschiedene Schautafeln zeigten mir das Rechnen mit römischen und arabischen Ziffern und welche Erleichterung die arabischen Ziffern inkl. der 0 im Rechenwesen brachten.
An einem Computer bzw. einem Brett konnte ich dann auch meine frisch gesammelten Erkenntnisse ausprobieren und mal mit Rechenpfennigen auf den Linien addieren und subtrahieren.
Es war eine überraschend einfache Methode, wenn man mal rausgefunden hatte, wie es ging. Aber natürlich erfand man später auch für diese Methode Maschinen, die einem die Rechenarbeit abnahmen.
Einige dieser Maschinen waren ebenfalls in diesem Museum zu sehen. Allerdings wirklich nur eine kleine Auswahl, kein Vergleich zu der großen Sammlung im Arithmeum in Bonn.
Zum Abschluss lernte ich auch noch Details über den Adam-Ries-Bund kennen. Dieser beschäftigt sich neben anderem auch mit der genealogischen Erforschung der Familie von Adam Ries.
So wurden bisher rund 20.000 Nachfahren von Adam Ries ermittelt, wovon viele noch im Erzgebirge leben. Sollten die mal ein Familientreffen in Annaberg machen, wird sich die Hotellerie wohl die Hände reiben.
Ich selbst verließ das Museum und spazierte zur St. Trinitatiskirche, wo sich eine Sandsteinbüste von Adam Ries befand. Ich musste mir einfach mal den Kopf ansehen, der sich das mit dem Rechnen ausgedacht hat.