Über die Bedeutung der Handtasche für die Frau wurde schon viel geschrieben. Über qualitätsvolle Aktentaschen für Männer schon weniger. Vielleicht ändert sich das, nachdem ich einem kleinen Laden für feine Lederwaren mitten in Wien einen Besuch abstatte. Ich besuche R. Horns Taschengeschäft in der Bräunerstraße.
R. Horns Wien – Feine Lederwaren aus Wien
Der Laden in einem kleinen Gewölbe war mir schon seit längerem aufgefallen. Der Grund waren nicht die in der Auslage präsentierten Taschen. Es war das Logo. Konkret war es das kleine s hoch über den Namen Horn. Ein Mittelding zwischen Apostroph und Genitiv-s. Angesichts der Schreibunsicherheit unserer Tage eine clevere Lösung. Doch bei unserem Besuch sollte es nicht um Rechtschreibregeln gehen, sondern um das edle Handwerk des Taschners.
Unternehmensgründer Robert Horn ist persönlich anwesend und führt uns quasi mehr durch sein abwechslungsreiches Leben als durch sein Geschäft. So erfahren wir, dass er ursprünglich handgefertigte Schuhe produzierte. Die Notwendigkeit, verschiedene Größen herzustellen, ließ ihn aber rasch nach einer Alternative suchen. Und so wandelte sich seine Produktpalette von Schuhen zu Taschen.
Der Wiener Stil
Denke ich an Taschen, denke ich unweigerlich an Hersteller mit Sitz in Italien. Tatsächlich stammt das Leder von ausgewählten italienischen Gerbereien, das Design entsteht aber unter den Händen von Robert Horn in Wien. Beseelt werden seine Entwürfe von dem Geist der Jahre um 1900. Vorbilder sind die Konzepte von Adolf Loos bis Otto Wagner. Dazu kommen noch die Prinzipien der Wiener Werkstätte.
Auch R. Horn fing dabei zunächst ganz klein an. Wie er uns schildert, dienten die Räumlichkeiten seines Geschäfts in der Bräunerstraße ursprünglich als Hausmeisterwohnung für das darüberliegende Gebäude. Wo heute Reisetaschen und Weekender in genarbten Leder lagern, stand früher das Moped des Meisters des Hauses. Inzwischen ist R. Horn stark gewachsen, was weitere Geschäfte an so prominenten Adressen wie Stephansplatz oder Herrengasse beweisen.
Das Portfolio von R. Horn
Nicht nur das Geschäft wuchs, auch das Angebot legte zu. So bietet R. Horn heute vieles von der Aktentasche über die Handtasche bis zur Reisetasche. Bei den Accessoires tummeln sich Brillenetuis neben iPhone-Hüllen und Blockmappen.
Trotz des klassischen Designs geht der Unternehmer mit der Zeit. So bietet er für Vielflieger Kosmetiktaschen mit regelkonformen Sichtfenster an. Persönlich überrascht bin ich von einem Produkt, das sich Taschenausleerer nennt. Wer seinen Tascheninhalt schon mal über einen ganzen Hoteltisch verteilt hat, weiß, wofür die gut sind.
In einem Punkt ist R. Horn seinen früheren Geschäftsideen treu geblieben. Ursprünglich stellte er maßgefertigte Schuhe her. Heute unterstützt er auf Anfrage gerne bei der Gestaltung des ganz persönlichen Reisekoffers, den es in der Folge nur einmal gibt.
Die Thomas-Mann-Aktentasche
Als Freund der Literatur möchte ich mehr über die Thomas-Mann-Aktentasche erfahren. Robert Horn ließ sich dabei von einem Foto inspirieren, auf dem der Literaturnobelpreisträger Thomas Mann mit einer prall gefüllten Tasche zu sehen ist. Eine Nachbildung dieser Aktentasche hängt dann tatsächlich an einem Fenster des kleinen Ladens und wartet auf einen belesenen Kunden.
Im Vergleich zu den anderen Aktentaschen wirkt sie auf mich eher schlicht, ihr weicher Aufbau lässt aber zweifellos viel Inhalt zu. Was hat Thomas Mann in dieser Tasche wohl transportiert? Im besten Falle das Originalmanuskript von Buddenbrooks. Vielleicht trug der Autor darin aber auch nur die Wurststullen für einen Ausflug ins Grüne. Wir wissen es nicht.
Fazit
Von den am heutigen Tage besuchten vier Geschäften verfügt das R. Horns über die kürzeste Traditionslinie. Es besticht aber mit dem Gedanken, dass elegantes Taschendesign nicht aus Italien stammen muss, sondern auch in der Metropole an der schönen blauen Donau seine Ursprünge haben kann.
Quellen / Weiterführende Links
- Video Beschreibung der Thomas-Mann-Aktentasche auf YouTube
- Link Offizielle Webseite von R. Horns Wien mit Öffnungszeiten
Offenlegung
Fotos und Texte entstanden im Rahmen einer Pressereise des Hotels „Das Tigra„. Die inhaltliche Gestaltung blieb zur Gänze mir überlassen.