Sehr oft lesen wir etwas über die negativen Folgen der Abholzung der Urwälder. Und über den Kampf der Indianer Amazoniens gegen diese Praktiken. Doch wer sind diese Indianer? Mit dieser Frage im Kopf besuchte ich die Ausstellung „Amazonas Indianer“ im Stuttgarter Linden-Museum.
Ausstellung
Die Ausstellung war lediglich auf zwei Räume verteilt, die mich alleine durch ihre Gestaltung schon sehr gut auf das Amazonas Gebiet einstimmten. Sie waren eher dunkel gehalten und verbreiteten dadurch die drückende schwüle Stimmung des Urwaldes.
Nun gut, die Schwüle war wohl eine Auswirkung des heuer besonders heißen Sommers. Die Anzahl der Exponate war eher klein gehalten, dafür wurden sie aber sehr schön präsentiert und ich konnte mich jedem einzelnen Stück intensiv widmen.
Die Ausstellung teilte sich in drei Teile, die sich Lebensräume, Lebensrituale und Lebensrechte nannten.
Lebensräume
In diesem Teil der Ausstellung erfuhr ich, welcher Teil Südamerikas als Amazonien gilt. Dabei wurden recht eindrucksvoll die Größenverhältnisse dargestellt, indem zum Beispiel der Amazonas Strom und der Rhein nebeneinander auf einer Wand gegenübergestellt wurden. Nun, der Rhein scheint ein kleines Bächlein zu sein.
Im selben Raum gab es auch einige Fundstücke von archäologischen Ausgrabungen, die mir zeigten, dass die Völker in dieser Region weit mehr Gegenstände als das Baströckchen oder die Federkrone kannten.
Sie konnten aber nicht nur hübsch angezogen, sondern auch so richtig giftig sein. In einer eigenen Vitrine fand ich die Herstellung und die Wirkung der Giftpfeile gut erklärt. Um es kurz zu machen, die Völker dort schießen mit Blausäure.
Genial fand ich die Pressen, die die indigene Bevölkerung in Amazonien verwendet. Dazu steckten die Amazonas Indianer das Pressgut in eine Art Schlauch. Diesen zogen sie anschließend kräftig in die Länge, worauf sich sein Querschnitt verengte und sein Inhalt sich noch dichter zusammenpresste. Einfach genial!
Lebensrituale
Aber natürlich haben diese Völker nicht nur gepresst oder mit Giftpfeilen geschossen. Sie haben auch gefeiert!
Die verschiedenen Lebensrituale wurden anhand der drei Stämme Kaiapó, Karajá und Kubeo im zweiten Raum der Ausstellung dargestellt. Schon beim Eintreten stach mir ein sehr interessanter Spruch von Montesquieu ins Auge:
„Man beleidigt die Menschen nie mehr, als wenn man ihre Zeremonien und Bräuche verletzt“.
Nun, ich hatte bisher noch nie so darüber nachgedacht, aber ich vermute, man sollte sich schon für die Gebräuche anderer Völker interessieren. Meistens haben diese Gebräuche einen tieferen Hintergrund.
Die Rituale erschienen mir zum Teil sehr fremdartig, aber zum Teil auch wieder sehr ähnlich den unseren. Auch die Völker Amazoniens kennen so etwas wie Taufen und Firmungen oder Beerdigungen. Nur scheinen sie alles mit einem größeren Ernst und mit größerer Konzentration zu feiern.
Während wir unsere Veranstaltungen möglichst kurzhalten, um dann gleich ins Wirtshaus zu fahren, bei dem nach einem einstündigen Gelage der obligate Familienstreit ausbricht, scheinen diese Völker ihre Rituale mit einem heiligen Ernst innerhalb der gesamten Dorfgemeinschaft zu feiern.
Wie sie es tun und warum sie es tun, wurde in diesem Raum sehr gut erklärt. Zusätzlich wurden verschiedene Masken und Federschmuck gezeigt. Und als Hintergrundmusik gab es rituelle Klänge in der Düsternis des Raumes zu hören.
Besonders toll fand ich den Federschmuck und einige sehr schöne Federkronen. Dabei lernte ich, dass sich die Farben von Generation zu Generation vererbten. Sie sind so was ähnliches wie bei uns die Wappen.
Lebensrechte
Aber die Völker wollen natürlich nicht nur ab und zu feiern, sondern auch leben. Dass dies aus verschiedenen Gründen nicht immer so gewährleistet ist, konnte ich sowohl im ersten als auch im zweiten Raum erfahren.
So zeigte mir der erste Raum einiges über die Geschichte dieser Gegend. Dass man hier zum Beispiel Gold vermutete, und das dies natürlich der Anfang vom Ende der dortigen Eingeborenen war.
Aber es gibt auch Hoffnung. So werden immer größere Reservate eingerichtet, deren Flächen ich auf einer Landkarte gut erkennen konnte.
Fazit
Ich fand die übersichtliche und nur auf das Wesentliche beschränkte Ausstellung „Amazonas Indianer“ sehr informativ. Gerade in der Zeit der Diskussion über die Brandrodungen in Südamerika, halfen mir die Ausstellungsinhalte, eine Bildungslücke über die dort lebenden Völker zu schließen.
Stand: September 2003
Quellen / Weiterführende Links
- Link Offizielle Webseite des Linden-Museums mit Öffnungszeiten