Nun sind es schon mehr als 100 Jahre, das ein österreichisches Grabungsteam die antike Stadt Ephesos in der Türkei freilegt. Im Januar 2003 besuche ich das Ephesos Museum in der Neuen Burg in Wien, um mich über das bisher Erreichte zu informieren.
Aktualisierung
Zum Zeitpunkt meines Besuches war das Ephesos Museum mit der Waffen- und der Musikinstrumentensammlung räumlich verknüpft. Seit November 2018 ist das nicht mehr der Fall. Nun teilt sich das Museum den Kassenbereich und auch die Eintrittskarte mit dem neu eingerichteten Haus der Geschichte Österreich (HDGÖ).
Das Ephesos Museum in der Neuen Burg
Einen Teil der freigelegten Statuen, Friese und Ziersteine kann man im eigens dafür eingerichteten Ephesos Museum in Wien besichtigen. Das Museum ist in der Hofburg von Wien untergebracht. Um genau zu sein, es ist in jenem Trakt der Hofburg untergebracht, den man die „Neue Burg“ nennt. Hier wollte man am Beginn des 20. Jh. für den österreichischen Kaiser neue Appartements errichten. Allerdings wurden sie nie bezogen, da der legendäre Kaiser Franz Josef bereits vor ihrer Fertigstellung verstarb und sein Nachfolger Karl wegen dem Zusammenbruch der Donaumonarchie ins Exil gehen musste.
An einen trüben Wintertag (Januar 2003) hatte ich nun mal die Zeit mir die ausgegrabenen Stücke anzusehen. Bevor ich aber die Eintrittskarte kaufte, studierte ich gründlich das Angebot im Museumsshop. Es wurden hauptsächlich Reiseführer und Bildbände über Ephesos angeboten, aber auch Taschenbücher zur griechischen Geschichte. Daneben gab es Material über Burgen und klassische Musik zu kaufen. Das liegt daran, dass im selben Gebäude auch eine Sammlung alter Musikinstrumente und die Hofjagd- und Rüstkammer der Hofburg untergebracht ist.
Leider fand ich nichts, was mir zugesagt hätte. Darum kaufte ich mir nur eine Eintrittskarte (7,5 Euro für Erwachsene ohne Ermäßigung) und nahm einen Auto Guide mit in die Ausstellung. Dieser Auto Guide ist im Vollpreis inklusive. Ich würde jedem empfehlen eine solchen mitzunehmen, da die schriftlichen Beschreibungen der ausgestellten Gegenstände nur marginal sind.
Über die Prunktreppe ins Museum
Der Aufstieg ins Ephesos Museum im ersten Stock erfolgte dann über eine Prunktreppe, die man vor 100 Jahren wohl eher für adelige Besucher der Kaiserfamilie vorgesehen hatte und nicht für solche Touristen wie mich. Aber der Anblick des vielen Marmors und der Kronleuchter ist schon ein Erlebnis für sich. Schon allein deshalb sollte man einmal ins Ephesos Museum gehen.
Die Ausstellung hätte eigentlich keinen besseren Platz in Wien finden können, den in diesen Räumlichkeiten stehen nun tausende Jahre alte griechische Skulpturen neben ihren erst 100 Jahre alten Nachkommen, als man solche Statuen aus repräsentativen Gründen in den Palästen der aussterbenden Monarchien einbaute.
Natürlich musste ich diese Pracht auch für meine Webseite fotografieren. Fotografieren ist übrigens im Ephesos Museum ohne Blitz erlaubt. Über dieses Gebot wachen einige wenige Aufsichtsorgane, die sich aber vornehm zurückhalten. Als ich dann etwas länger vor dem Partherfries verweilte, machte mich einer der beiden Wächter auf eine Diashow aufmerksam, die er für mich einschalten würde. Natürlich habe ich mir diese Show angesehen, die mir in farbigen Bildern den Zustand der heutigen Ausgrabungsstätte zeigte.
Das Holzmodell der Stadt
Wie es am selben Ort mal vor gut 1.500 – 2.000 Jahren ausgesehen hat, zeigte mir ein riesengroßes Modell auch Fichtenholz. Hier konnte man sehr gut den Aufbau einer ehemals griechischen Ansiedlung sehen, in der später auch noch die Römer, die ihnen wichtigen Gebäude eingesetzt haben. Ephesos war ja bekanntlich für eine Zeit lang Hauptstadt einer römischen Provinz und Hauptquartier des römischen Kaisers in einem Feldzug gegen die Parther.
Das Partherfries von Ephesos
Fast ein Viertel des Museums ist dann auch einem Fries gewidmet, das man in Ephesos freilegte und nach Wien schaffte. Es erinnert an den glänzenden Sieg der Römer gegenüber den Parthern und hat durch seine bildliche Erzählweise fast etwas von einem antiken Comicheft an sich. So sah ich verschiedene Szenen im Leben des Kaisers vom Zeitpunkt seiner Adoption über die Schlacht gegen die Parther bis zu seiner Vergöttlichung.
Götter gab es in Ephesos viele, sowohl römische als auch griechische. Und natürlich wurden diese in den verschiedenen Tempeln entsprechend verehrt. Besonders berühmt ist der Tempel der Artemis, der zu den sieben antiken Weltwundern zählte. Leider wurde er in der Vergangenheit derart gründlich zerstört, dass man ihn im Ephesos Museum lediglich erwähnen konnte. Nur ein paar Kleinstücke des ehemals riesigen Gebäudes sind ausgestellt.
Insgesamt konnte ich mir ein gutes Bild über die Geschichte und dem Aussehen der Stadt Ephesos damals und heute machen. Um alles Sehen und verstehen zu können, benötigte ich etwa zwei Stunden. Da man mit derselben Eintrittskarte auch die Waffen- und Musiksammlung besuchen kann, sollte man sich also mindestens so viel Zeit nehmen, wenn man das Museum besucht.
Fazit
Für den durchschnittlichen Touristen sind die ausgestellten Themen wohl etwas zu speziell. Der Besuch lohnt sich aber auch wegen des Blicks auf die Prunktreppe der Neuen Burg. Im Rahmen eines Rundgangs auf den Spuren des römischen Vindobona bildet das Ephesos Museum eine schöne Ergänzung, um ein Gefühl für die Antike zu bekommen.