Wer ein Buch über die Geschichte Nürnbergs durchliest, wird unweigerlich auf die Nürnberger Prozesse stoßen, die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in der Frankenmetropole stattfanden. Im Rahmen einer Führung konnte ich mir im Juli 2003 den Schauplatz dieser Prozesse genauer ansehen.
Führung durch den Saal 600
Der Saal 600 war nur im Rahmen einer Führung zu besichtigen. Ich hatte vom Gerichtssaal insofern schon eine Ahnung als ich bereits zahlreiche Filme und Fotos von den Prozessen gesehen hatte. Nun war ich natürlich neugierig, wie der Raum in echt auf mich wirken würde.
Tatsächlich war ich dann am Anfang ein wenig enttäuscht. Er wirkte deutlich kleiner, als ich es mir vorgestellt hatte. Aber das hatte einen Grund. Wie uns der sehr gute Führer erklärte, befindet sich der Raum heute wieder in dem Zustand wie er vor dem Zweiten Weltkrieg ausgesehen hatte.
Während der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse war er tatsächlich größer, da er um das Foyer verlängert worden war. In dem zusätzlichen Raum wollte man die Zuseher unterbringen.
Auch die Lage der Richterbank und der Bank der Angeklagten war damals eine andere. Die Richter saßen damals entlang der Fensterfront, die deswegen auch gegen Beschuss von außen gesichert war.
Die Angeklagten saßen genau gegenüber auf der anderen Längsseite des Raumes. Der Aufzug, mit dem sie damals in den Gerichtshof gebracht wurden, ist noch heute in Verwendung und sichtbar.
Sichtbar war auch eine auffällige Lücke in der Vertäfelung des ansonsten eher dunklen Raumes. Hinter diesen nun nachgebesserten Tafeln befanden sich während der Prozesse die Kameras der Presseleute.
Historische Filme am Originalschauplatz betrachten
Einen Teil der Filme von damals konnten wir dann auch im Anschluss an dem Vortrag sehen. Hier hatte ich also die Gelegenheit, den Film über die Prozesse im selben Raum zu sehen, wo sie vor mehr als 50 Jahren stattgefunden hatten. Dadurch konnte ich mich sehr gut im Raum orientieren.
Im Rahmen des Vortrages erfuhr ich noch so einiges über die Prozesse selbst. Zum Beispiel warum Nürnberg dafür ausgesucht wurde, wie die Gefangenen untergebracht waren und wie genau die Anklagepunkte lauteten.
Besonders in diesem Punkt war der Besuch des Gerichtssaales für mich sinnvoll, den die genauen Anklagepunkte waren mir bisher nicht so bekannt gewesen. Nicht so gut fand ich, dass unser Führer nur über einen Teil der Angeklagten des Hauptprozesses sprach. Hier hätte er sich die Zeit nehmen sollen, die Schicksale aller 24 Angeklagten zu beschreiben.
Allerdings war Zeit ein knappes Gut bei der Führung. Die Führungen fanden nämlich im Stundentakt statt. So war auch die Möglichkeit zur Diskussion und für detailliertere Fragen nur knapp bemessen.
Fazit
Ich denke, dass der Besuch des Schwurgerichtssaales aus zwei Gründen interessant war. Zu einem gab es mir das Gefühl an einem bedeutenden Ort gewesen zu sein. Zum Anderen hatte ich die Gelegenheit mir für eine Stunde über den Ablauf der Prozesse Gedanken zu machen und meine Ansichten über Krieg/Frieden und Kriegsvermeidung weiter zu entwickeln.