Vom 26.07.2007 bis 31.03.2008 zeigt das Technische Museum Wien (TMW) eine Ausstellung über die frühe Erdölindustrie in Galizien, als Österreich-Ungarn noch eine Ölmacht war.
Ausstellung „Ölrausch“ im TMW
Nachdem mein Besuch in der Ausstellung „Spiel mit Technik“ deutlich weniger Zeit in Anspruch genommen hatte, als ich geplant hatte, schlenderte ich noch rüber in den Bereich „Energie“ des Technischen Museums von Wien. Österreich-Ungarn soll mal ein großer Erdölproduzent gewesen sein? Das machte mich neugierig.
Die Ausstellungsfläche war noch kleiner als die von Spiel und Technik, dafür aber vollgepackt mit wirklich interessanten Stücken aus der frühen Ölförderung Österreich-Ungarns. Um 1900 förderte man in der östlichsten Ecke der Doppelmonarchie Erdöl, das man vorerst nur für die Petroleumlampen benötigte. Zwar war es schon früher zum Imprägnieren von Leder und als Wagenschmiere genutzt worden, aber der richtige Run aus Öl setzte erst mit den Petroleumleuchten ein.
Frühe Förderungs- und Beförderungsmittel
Innerhalb kurzer Zeit wurde Österreich-Ungarn nach Russland und den USA zum drittgrößten Ölförderer der Welt. Aber noch war nichts so wie heute. Es gab keine moderne Fördertechnologie. Man schöpfte nach Möglichkeit jenes Öl ab, das man in Gruben sammelte. Auch für den Transport gab es zunächst nur den altbekannten Pferdewagen oder Hilfskräfte trugen den Ölschlamm in Behältern auf dem Rücken.
Erst mit der Zeit erfand man neue und bessere Bohrtechniken und entwickelte Kesselwagen für die Eisenbahn. Eisenbahnen, die man aber auch erst bauen musste. Zahlreiche Karten zeigten mir das wachsende Eisenbahnnetz aus jener Zeit. Ein Kesselwagen im Maßstab 1:10 in einer ungewöhnlichen Ausführung mit drei Achsen komplettierte den Eisenbahnteil.
Dazu kamen noch zwei beeindruckende Modelle einer Förderstätte und einer Destillieranlage. Bei der Förderstätte konnte man gut in die Bohrtürme rein sehen und sich ein wenig in die damals üblichen Bohrtechniken reindenken. Auch ein Lokomobil gab es im Modell zu sehen, eine Dampfmaschine, die wirklich so witzig aussah, wie der Name klang.
Wem gehört das Öl?
Kurios zu lesen, wie man sich anfangs nicht einigen konnte, wem das Erdöl eigentlich gehört. Gehörte es zum Bergregal, also dem Landesherrn oder war es Eigentum des Grundstückbesitzers? Zunächst einigte man sich, dass es dem Grundstückbesitzer gehören sollte, weil was braucht der Kaiser in Wien das schmierige Zeug?
Aber der Traum vom Erdöl im Garten erfüllte sich für die Menschen in Galizien trotzdem nicht. Alte Fotografien zeigten mir, unter welchen primitiven Bedingungen die einfache Bevölkerung für die Grundherren arbeiten mussten. Das Motto „Jeder fördert für sich allein“ brachte zahlreiche Risiken und Unzulänglichkeiten mit sich.
Trotz der vielen Unglücke kam es dann auch schnell zu einer Überproduktion und weitere Tafeln zeigten mir, wie man durch Förderung des Verbrauchs, z. B. im Bahnwesen, diesen Missstand beheben wollte. Bald darauf brach aber der Erste Weltkrieg aus und ab da gab es wohl nie wieder das Problem der Überproduktion.
Fazit
Für mich war die Ausstellung ein echtes Gustostückerl, beginnend vom sehr selten behandelten Thema über die traumhaften Modelle von alten Bohrtürmen aus der Frühzeit des Technischen Museums bis zu den sehr schlüssig formulierten Schautafeln.
Quellen / Weiterführende Links
- Link Offizielle Webseite des Technischen Museums Wien