An einem sonnigen Tag im Mai 2008 besuchte ich einen geschichtsträchtigen Ort am Stadtrand von Bratislava. Ich bestieg die Ruine der Burg Theben (Hrad Devín) auf einem Felsen hoch über March und Donau.
Burg Theben (Hrad Devín) in Devín
Die Burg auf einem Kalkfelsen hoch über der Mündung der Morava (March) in die Dunaj (Donau) wurde bereits 864 in den Fuldaer Annalen als großmährischer Fürstensitz erwähnt.
Schon vorher aber spielte sie als römischer Wachtposten eine wichtige Rolle, wovon einige Mauerreste noch heute zeugen. Hatte die Burg zunächst noch allen Angriffen widerstanden und 1683 sogar den Türken getrotzt wurde sie dann 1809 von napoleonischen Truppen zerstört.
So sind heute nur noch Ruinen bzw. rekonstruiertes Mauerwerk zu besichtigen. Als im Jahre 1836 der slowakische Schriftsteller Ľudovít Štúr die Burg demonstrativ bestieg, wurde sie zu einem Wallfahrtsort der slowakischen Geschichte.
Der Aufstieg zur weitläufigen Burg
Und nun war ich auch da. Gemeinsam mit einer Vielzahl anderer Reisenden strebte ich vom Parkplatz unterhalb der Ruine zum Mährischen Tor (Westtor). Dort befand sich die Kasse. Für 130 Slowakische Kronen wurde mir der Einlass gewährt und ich stieg einen steilen Weg zur eigentlichen Burg hinauf. Archäologische Ausgrabungen der jüngeren Zeit säumten dabei meinen Pfad.
Die Straße gabelte sich mehrmals, wobei ich mich für die Linie zur Burg selbst entschied und die Möglichkeit auch die anderen Tore zu besichtigen ausließ. Durch die Reste eines Renaissance-Palastes gelangte ich dann bald in die mittlere Burg, in der sich auch der 55 Meter tiefe Brunnen aus der Zeit der Garays befand.
Verwehrte Einblicke und gelungene Ausblicke
Der Brunnen war aber nur schwer zu besichtigen. Eine Gruppe von aufgeregten Schülern belagerte ihn und versuchte durch Werfen von Kieselsteinen, seine Tiefe von 55 Metern zu testen.
Ich wandte mich deshalb dem Rand der mittleren Burg zu, von dem ich nun den ersten Blick auf die Hainburger Pforte werfen konnte. Ein Durchbruch, wo die Donau die Ausläufer der Ostalpen von den Kleinen Karpaten trennt.
Durch diese Pforte, welche auch Ungarische Pforte oder Thebener Pforte genannt wird, strömten schon zu allen Zeiten viele Völker hin und her. Manchmal auf Handelswegen, manchmal auf Kriegspfad.
Während ich also meinen Blick zwischen dem österreichischen Braunsberg und dem slowakischen Thebener Kogel hin und her schweifen ließ, musste ich an jene römischen Legionäre denken, die an dieser Stelle nach anrückenden Völkern Ausschau hielten.
Der Jungfernturm und seine Geschichte
Beim Rumschweifen fiel mein Blick auf einen seltsamen Turm, der merkwürdig abgesetzt und unerreichbar wirkte. Laut meinem Führer handelte es sich um den Jungfernturm. Von hier stürzte sich einst eine Braut in die Fluten, als noch vor der Hochzeitsnacht ihr Bräutigam ihr entrissen und ermordet wurde.
Ein weiterer merkwürdiger Anblick war für mich das gotische Tor, das wie ein einsames Fenster in großer Höhe sich mitten im Felsen öffnete. Ein Baufehler? Englische Texte auf Tafeln klärten mich über die Funktion dieser und andere Bauelemente auf.
Die Mündung der March in die Donau
Aber noch hatte ich die Burg Devín nicht zur Gänze erklommen. Über eine Holztreppe führte mein Weg in den oberen Teil der Burg, auf dem sich schon zahlreiche andere Besuche wie zu einer Prozession eingefädelt hatten.
Die Teilnahme an dieser Prozession wurde mit einem Blick auf die Mündung der March in die Donau belohnt. Kurioserweise begegneten sich hier gerade zwei Schiffe, deren Größe zu den Flüssen passte.
Denn während sich auf der blauen Donau gerade ein großer Kahn flussabwärts bewegte, näherte sich auf der in einem deutlichen Braun gefärbten March ein einsames Paddelboot der Mündung.
In der Ferne erblickte ich zu meiner Überraschung eines der Marchfeldschlösser: Schloss Hof. Deutlich stach es mit seinen gelben Mauern aus der grünen Landschaft hervor. Vielleicht eines meiner nächsten Reiseziele?
Auf dem Rückweg spähte ich noch in einen höhlenähnlichen Ausstellungsraum. In diesem wurde die Bauentwicklung der Festung anhand von Modellen und Fundstücken gezeigt.
Weiters nutzte ich noch die Möglichkeit einen erst 1975 freigelegten Sakralbau aus dem 4. Jahrhundert zu besichtigen. Dann aber strebte ich wieder dem Parkplatz zu und warf einen letzten Blick auf die mächtige Polygonalbastei der Burg.
Fazit
Die Burg Theben in Devín gefiel mir nicht nur wegen ihrer großen Ausdehnung und der romantischen Wirkung des Mauerwerks. Vielmehr begeisterte mich der prächtige Blick in die Landschaft und das tolle Gefühl an der Nahtstelle zweier geologischen Zonen bzw. Länder gestanden zu haben.