Im 18. Jahrhundert wurde auf Anordnung von Herzog Carl August unter den Parkanlagen an der Ilm ein Stollensystem zur Lagerung von Bier angelegt. Diese unterirdische Anlage bildet heute als Parkhöhle eine spannende Attraktion in Weimar.
Die Parkhöhle im Ilmpark
Im Laufe meines Reiselebens habe ich schon viele Höhlen besucht. Eishöhlen, Karsthöhlen, Bärenhöhlen, künstliche Höhlen, dunkle Höhlen und tiefe Höhlen. In einer Parkhöhle war ich noch nie. Klingt irgendwie nach einer Grotte für die bessere Gesellschaft. Ganz Unrecht sollte ich damit nicht haben.
Laut Reiseführer wurde diese Höhle künstlich angelegt. Im Jahre 1796 begann man auf Befehl von Herzog Carl August unter dem Park an der Ilm ein Stollensystem zu errichten. Der Zweck des Unternehmens war die Schaffung von kühlen Lagerräumen für das Bier. Damals ein normaler Vorgang, denn Kühlschränke im heutigen Sinne gab es ja nicht.
An sich also nichts Besonderes. Unterirdische Anlagen zur Kühlung des Bieres hatte ich zum Beispiel schon mal in Nürnberg besichtigt, wenn ich mich da mal an die dortigen Felsengänge zurückerinnere. Doch ganz so einfach ist es dann doch nicht. Denn das Stollensystem verlief nicht durch ein reizloses felsiges Gebiet. Vielmehr durchschnitt es ein Gebiet des Travertins.
Das ist eine Art Kalkstein, der in der Nähe von Quellen gebildet wird. Ein sehr schönes Beispiel dafür sind die Travertinterrassen bei Pamukkale in der Türkei. Dort liegen sie allerdings an der Oberfläche. In der Parkhöhle guckt man sich das Ganze von unten an. Das hatte Johann Wolfgang von Goethe schon gereizt, der sich oft in den Stollen des Bierlagers aufgehalten haben soll.
Rundgang durch die Parkhöhle
Ich nehme an, er tat das wegen seiner Neigung für die Wissenschaft der Geologie und weniger wegen des Bieres. Als ich die Parkhöhle betrat, gab es dann ohnehin keine Auswahl mehr. Das will heißen, als Bierlager war sie nicht mehr in Funktion. Dafür bekam ich einen schicken Helm und durfte an einer Führung teilnehmen.
In dieser erfuhr ich einiges über die spezielle geologische Situation des Ilmparks. So marschierten wir zu einer Stelle, wo wir die Schicht des Travertins von unten betrachten konnten. Eine interessante Betrachtungsweise. Den im Laufe der Jahrtausende hatten sich in dieser Schichte die eingeschlossenen Reste von Pflanzen zersetzt und hinterließen Freiräume.
So konnten wir die Pflanzenwelt von damals als Abdrücke im Travertin erkennen. Ist auf jeden Fall angenehmer als sich Radieschen von unten anzusehen, wie wir uns gegenseitig bestätigten. Allerdings gab es in diesen Stollen nicht nur lustige Momente. Etliche betonierte Räume erinnerten uns daran, dass auch diese unterirdischen Räume im Luftschutz des Zweiten Weltkrieges integriert waren.
Ein eher beklemmender Gedanke. Aber die Führung war bereits zu Ende. Eine kleine Ausstellung zeigte mir noch das eine oder andere über das Wirken von Goethe, bzw. über die Nutzung der Stollen als Luftschutzräume. Dann ging es wieder rauf zur Oberwelt eines kühlen Wintertages in Weimar. In der Höhle hatte es übrigens konstant 9 Grad. Also knapp über der idealen Lagertemperatur eines gepflegten Bieres.