Hainburg an der Donau gilt als die östlichste Stadt Österreichs. Ihrer Lage an der Porta Hungarica ließ sie zusätzlich zu einer wichtigen Grenzstadt werden. Eine gut erhaltene Stadtmauer mit vielen Türmen zeugt heute noch davon.
Eine Stadt aus dem Nibelungenlied
Schon als kleiner Junge war mir der Name Hainburg ein Begriff. Kamen doch die Nibelungen auf ihrem Zug vom Hofe in Worms zur Burg von König Etzel an diesem Hainburg vorbei. So stand es zumindest in meinen vom ständigen Lesen stark abgegriffenen Buch der Deutschen Heldensagen.
Leider sind die besten Geschichten nicht immer historisch präzise. So musste ich in späteren Jahren erkennen, dass die Nibelungen diese Gegend keineswegs aufsuchten. Die Stadt Hainburg an der Donau bleibt jedoch sehenswert. Bietet sie doch eine große Burgruine, ein gigantisches Stadttor und eine ausgedehnte Stadtbefestigung.
Die Stadtmauer von Hainburg
Hainburg an der Donau zählt zu den Stadtmauerstädten Niederösterreichs. Und das zurecht. Die 2,5km lange Stadtmauer zieht sich nahezu intakt um die ganze Stadt und auch rauf zur Burg. Sie ist allerdings nicht überall gleichermaßen sichtbar. Manchmal haben die Bewohner eines Privathauses oder eines Hotels eine bessere Sicht darauf.
Die drei Tore von Hainburg
Von der mittelalterlichen Stadtbefestigung sind noch drei Tore erhalten. Und hier bietet Hainburg eine Sensation. Das Wienertor gilt als das größte Stadttor Europas. Wo früher die Wachen ihre Waffen auf eventuelle Angreifer richteten, ist heute das sehenswerte Stadtmuseum untergebracht.
Aber auch das Fischertor und das Ungartor laden zum Durchgehen ein. Das Fischertor verband einst die Altstadt mit der Donaulände, von wo die frisch gefangenen Fische ihren Weg in die Stadt fanden. Das Ungartor hingegen bewachte den Weg nach Osten. Heute beherbergt es statt einem Torwächter gleich eine ganze Pfadfindergruppe, die Seepfadfinder Viribus Unitis.
Die anderen Türme von Hainburg
Insgesamt sind von der mittelalterlichen Stadtbefestigung noch 15 Türme erhalten. Deren Bauweise ist nicht einheitlich; ein Rundgang um die Stadt wird also mit viel Abwechslung belohnt.
Besonders erwähnenswert ist der Wasserturm (Götzenturm). Das Bauwerk mit seinem oktogonalen Grundriss war bereits als Heimat für das Nationalpark-Zentrum der Donauauen in Gespräch.
Der Heldenturm fällt hingegen mit seinen fünf Ecken auf. Der benachbarte Halterturm gilt dafür als der höchste Turm der Stadtbefestigung. In dessen Nähe befinden sich auch die Reste des Theodorapalasts, ein Adelshof aus dem 13. Jahrhundert.
Joseph Haydn in seinen jungen Jahren
Auch wenn Rohrau (Geburtshaus) und Eisenstadt (Wirkungsstätte) bekannter zu sein scheinen, Joseph Haydn hatte auch einen engen Bezug zu Hainburg an der Donau. Hier ging er zur Schule und wurde als Chorknabe für den Wiener Stephansdom entdeckt. In seinem ehemaligen Schulgebäude ist heute praktischerweise die Tourismusinfo untergebracht.
Nach dem Verlassen der Tourismusinfo lohnt sich ein Blick auf das gegenüberliegende Gebäude. Dort zeigt die Fassade eines alten Gasthofes eine gotische Fenstergruppe. Ein deutlich sichtbares Kreuz lässt vermuten, dass hier mal ein Ritterorden (St. Georg) seinen Sitz hatte.
Die Nibelungen auf dem Schlossberg
Nach ihrer Vermählung in Wien übernachteten König Etzel und Krimhild in Hainburg. So erzählt es uns zumindest das Nibelungenlied. Ein Meldezettel aus jener Zeit ist nicht überliefert und leider müssen wir davon ausgehen, dass die Geschichte der Nibelungen – die eigentlich Burgunder waren – sich so gar nicht zugetragen hat.
Verbürgt ist aber die Anwesenheit von Ottokar II., der hier noch als Markgraf die Schwester des letzten Babenberger Herzogs Friedrich II. heiratete. Und schließlich schrieben die Schlossruinen im 20. Jahrhundert doch noch mal Geschichte: Im Schutze der alten Mauern wurde am 27. Oktober 1996 der Staatsvertrag für die Errichtung des Nationalparks Donau-Auen unterschrieben.
Von der Tabakfabrik zur Kulturfabrik
Für lange Zeit bildete die Tabakproduktion das wirtschaftliche Rückgrat der Stadt Hainburg an der Donau. Gleich mehrere große Gebäude dienten der Herstellung von Zigarren und später von Zigaretten.
Der künstliche Rauch ist längst verzogen. Das Verwaltungsgebäude im ehemaligen Minoritenkloster wandelte sich zu einem Hotel. Aus dem sehr markanten Fabriksgebäude direkt an der Donau entstand die Kulturfabrik mit zahlreichen Ausstellungen und sonstigen Veranstaltungen.
Weitere Sehenswürdigkeiten in Hainburg
Von den weiteren Sehenswürdigkeiten ist vielleicht die ehemalige Synagoge am wenigsten bekannt. Erst als ich die Toreinfahrt eines Hauses durchquerte, konnte ich einen Blick auf das kegelförmige Dach dieser Synagoge aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts werfen.
In der Toreinfahrt zum Rathaus wartet eine andere Überraschung auf mich. In einer der dort sichtbaren gotischen Sitznischen befindet sich eine Art Verschlag. Dieser Kotter diente einst als Haftraum für Kleinkriminelle.
In einem kleinen Park hinter einer Schule stehen ein romanischer Karner aus dem ersten Viertel des 13. Jahrhunderts und eine Lichtsäule aus der Zeit um 1400 als Fotomotive bereit. Nicht weit davon entfernt lässt ein Pranger aus dem Jahre 1756 uns erschauern und an unsere Sünden denken.
Die drei Bahnhöfe von Hainburg
Obwohl die Stadt über nur etwas mehr als 7.000 Einwohner verfügt, ist sie gleich über drei Bahnhöfe erreichbar. Alle Haltestellen liegen entlang der Schnellbahnlinie S7, die die Besucher umweltfreundlich direkt von Wien Mitte nach Hainburg bringt. Für den schnellsten Weg zur Hainburger Altstadt bietet sich die Haltestelle Hainburg Personenbahnhof an.