Die römische Stadt Carnuntum bot ihren Bürgern und dem anwesenden Militär gleich zwei Amphitheater. Der Standort des Theaters für die Zivilstadt liegt heute außerhalb des Archäologieparks und lässt sich deshalb ganzjährig besuchen.
Das Amphitheater der Zivilstadt Carnuntum
Es ist ein lauer Herbsttag. Gerade richtig, um zu Fuß zum ehemaligen Amphitheater der Zivilstadt Carnuntum zu marschieren. Dieses befindet sich rund 10 Gehminuten vom großen Parkplatz des Archäologieparks Carnuntum entfernt.
Der Weg ist gut ausgeschildert und noch dazu von modernen Leuchten gesäumt. Die Ausgrabungsstelle lässt sich also auch bei angehender Dunkelheit gut erreichen. Noch steht aber die Sonne hoch am Himmel und ich wandere zwischen frisch gepflügten Äckern zu meinem Ziel.
Die Äcker sind typisch für Carnuntum. Die ehemalige Provinzhauptstadt wurde nie von einer modernen Siedlung überbaut. Die Strukturen der antiken Stadt sind quasi unter meinen Füssen verborgen und genießen den Schutz der landwirtschaftlich genutzten Erde.
Die fruchtbar wirkenden Erdkrumen reizen mich. Ich nehme sie in die Hand und will sie durch meine Finger rieseln lassen. Es klappt nicht, die Erde fühlt sich unerwartet hart an. Es ist trotzdem eine interessante Erfahrung und solcherart motiviert strebe ich nun den Resten des Amphitheaters zu, die sich bei einer Baumgruppe erkennen lassen.
Die Reste eines Amphitheaters
Die Farben Grün und weiß dominieren. Die hell schimmernden Steinwände formen deutlich sichtbar ein Oval, das an seinen beiden Schmalseiten je eine Lücke offenlässt. Da müssen früher die Tiere und die Gladiatoren einmarschiert sein. Von den Rängen, die einst 13.000 Zuschauer fassten, ist nicht mehr so viel zu sehen.
Sie bilden vielmehr einen grünen Wall in der von Gras überzogenen Landschaft. An seiner Außenseite schmiegen sich kleine Steingruppen in regelmäßigen Abständen an das erhöhte Grün. Das waren vielleicht mal die Stützmauern. Ich gehe entlang dieser Stützen und stelle mir vor, wie hier seinerzeit die Bürger von Carnuntum um das Bauwerk herum zu seinen Eingängen strebten.
Die Gladiatorenschule gleich nebenan
Ein seltsames Holzgerüst auf einer flachen Wiese reißt mich aus meinen Träumen. Die Holzbauweise lässt es so gar nicht antik wirken. Tatsächlich ist es auch nur eine Rekonstruktion. Vor einigen Jahren wurde hier neben dem Amphitheater eine Gladiatorenschule ergraben.
Auf deren Fundamenten steht nun eine nachgebaute Trainingsarena für die zukünftigen Gladiatoren, die so merkwürdige Gattungsnamen wie Hoplomachus oder Traex trugen. Die hölzerne Rekonstruktion übt einen merkwürdigen Reiz auf mich aus. Sie verdeutlicht mir, dass auch in der Antike nicht alles in Stein gemeißelt war.
Folge dem Weg der Steine
Doch es wird Zeit zur Rückkehr. Auf dem Rückmarsch vom Amphitheater zum Eingangsgebäude des Archäologieparks versuche ich mich wieder als Zeitreisender und betrachte die Umgebung.
Sehe ich etwas, was auch die antiken Römer gesehen haben? Die endlos lange Mauer rund um den ehemaligen Wildpark von Schloss Petronell ist es wohl nicht. Der Parkplatz, der nun auch Platz für Wohnmobile bietet, ist es schon gar nicht.
Es muss etwas sein, was damals die Umgebung dominierte. Mein Blick fällt auf den Braunsberg am Horizont. Ja, den gab es schon damals. Und er hatte wohl auch eine gewisse Bedeutung für die antike Bevölkerung. Immerhin entdeckten dort moderne Archäologen Siedlungsreste von den alten Kelten.
Also fasse ich den Braunsberg fest in meinen Blick, während ich mich zu meinem nächsten Ziel bewege: Schloss Petronell. Ich hatte gelesen, dass viele Steine des antiken Amphitheaters ihren Weg in die Mauern des Schlosses und den separat gelegenen Schüttkasten gefunden haben. Und diesem Weg will ich nun folgen.