Ägypten Griechenland Rom – Abwehr und Berührung

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Ausstellung "Ägypten Griechenland Rom - Abwehr und Berührung"

Von 26.11.2005 bis 26.02.2006 entführt das Städel Museum in Frankfurt in gleich drei verschiedene antike Welten. Die Ausstellung „Ägypten Griechenland Rom – Abwehr und Berührung“ präsentiert rund 400 Kunstwerke aus 75 Museen.

Ausstellung „Ägypten Griechenland Rom – Abwehr und Berührung“

Nach dem Lösen der Eintrittskarte wurde ich auf einen Audioguide (4 Euro) und einem kostenlosen gedruckten Ausstellungsbegleiter aufmerksam gemacht. Ich nahm beide in die Ausstellung mit und war anschließend sehr froh darüber. Viele Details an den Exponaten konnte ich nur durch das Lesen des Ausstellungsbegleiters so richtig gut verstehen.

Das Beste, was man bei einer Ausstellung machen kann, ist den Besucher gleich zum Beginn so richtig zu überraschen und ins Thema einzuführen. Das gelang in dieser Ausstellung sehr gut.

Moderne Satellitenkarten zeigen antike Reiche

So stand ich plötzlich vor zwei großen Satellitenkarten, die beide die Küstenländer rund um das Mittelmeer zeigten und im Norden und Osten noch weit darüber hinaus. Sie zeigten die Feldzüge Alexander des Großen, sowie auch Fundstätten von bestimmten Tempeln.

Ich empfinde sowohl Karten als auch Luftaufnahmen haben etwas sehr Inspirierendes an sich, und diese Satellitenbilden vereinten beides in einem. So konnte ich nun gut erkennen, wie weit Alexander der Große auf dem Weg zu seinem eigenen Weltreich sich von seiner Heimat entfernt hatte.

Interessant auch eine Zeitleiste rund um den Raum, die auf mehreren Bahnen wichtige Ereignisse im Leben der Ägypter, Griechen und Römer darstellten. Interessant dabei zu erkennen, wie spät eigentlich die Römer im Vergleich zu den Ägyptern in die Geschichte eintraten und wie ihr 1.000-jähriges Reich vergleichsweise kurz im Gegensatz zu den ägyptischen Reichen wirkte.

Ägypter, Griechen und Römer im Vergleich

Aber nun ging es rein in die eigentliche Ausstellung. Die war von der Dekoration sehr sparsam gestaltet. In den weiß gehaltenen Raum war keinerlei Versuch unternommen worden, durch künstliche Atmosphäre, den Besucher von den Schaustücken abzulenken. Auch erklärende Texte gab es – außer Hinweise auf Katalognummer und Leihgeber des Stücks – kaum. Darum war es auch so wichtig sich das kostenlose Begleitheftchen mitzunehmen.

Und was war jetzt mit den Ausstellungstücken? Die waren sehr interessant arrangiert. Bei der Grundaussage der Ausstellung ging es darum, wie sich die ägyptische Kunst im Laufe der Zeit durch ihre Besatzer (zuerst die Griechen, dann die Römer) beeinflussen ließ und wie sie andererseits die Kunst der Besatzer beeinflusste.

Darüber kann man viel Theoretisches schreiben, oder man stellt gleich die entsprechenden Stücke nebeneinander. Und so tat man es auch. So konnte ich den ägyptischen Sphinx gleich neben der griechischen Sphinx erleben und damit endlich für mich lösen, welches Geschlecht dieses Wesen eigentlich hat. Es kommt auf die Nation an.

Pharao siegt immer – oder die Griechen

Auch über so manche Anspielung der damaligen Zeiten lernte ich Bescheid. In einer Ausstellung in Mannheim erfuhr ich, dass der Pharao immer siegte und das gerne dadurch ausdrückte, indem er Bilder von sich und seinen unterworfenen Gegnern anfertigen ließ. Nun, die Griechen waren nicht faul und fertigten zum Beispiel auf Vasen ähnliche Motive an. Nur diesmal waren sie die Sieger und die Ägypter lagen am Boden.

Dies alles war nicht theoretisch erklärt, nein, ich konnte mich persönlich an Hand der Schaustücke von diesen Deutungen überzeugen. Aber es ging noch weiter. So lernte ich einiges über den Isis Kult kennen. Ein Kult der von Ägypten auf Rom übersprang. Oder ich konnte mich an Hand von nicht weniger als 14 verschiedenen Statuen von Alexander des Großen informieren, woran man eine Alexanderstatue eigentlich erkennt.

Wie deutet man antike Bildprogramme?

Das war auch der Punkt, wodurch die Ausstellung für mich persönlich an Wert gewann. Es wurden viele Hinweise gegeben, wie antike Bildprogramme gedeutet werden müssen. Woran erkennt man eine Isis? Welche Bedeutung hatte der Kindgott Harpokrates und warum stellt man ihn oft mit einem Finger auf den Lippen dar?

Die Fachwelt rühmte die Ausstellung allerdings nicht wegen dieser Details, denn die Fachwelt weiß das natürlich schon alles. Sie lobte die Ausstellung mehr wegen der außergewöhnlichen Exponate, wie etwa eine besonders prunkvolle Gemme aus dem Kunsthistorischen Museum Wien. Von dieser nahm das Mittelalter fälschlicherweise an, dass die Heiligen Drei Könige darauf dargestellt sind. Da der eine Kopf in Schwarz dargestellt wurde, ging man damals davon aus, dass ein König ein Mohr sein müsse. Aha!

Aha sagte ich dann gleich noch mal, und zwar beim grünen Cäsar. Eine sehr bekannte Statue, wo entweder tatsächlich Cäsar abgebildet wurde oder ein reicher Mann sich ganz einfach wie Cäsar abbilden ließ. Ich kannte die geheimnisvoll wirkende Statue schon von vielen Bildern und freute mich sie mal aus nächster Nähe zu sehen. Wieder so eine Sache, damals bildete man sich nicht immer naturgetreu ab, nein, man wählte für die Abbildung irgendeine berühmte Figur.

Und so ging es weiter. Jeder weitere Raum klärte auf, wie die Bildprogramme wechselseitig aufeinander Bezug nahmen und – so würde ich es jedenfalls sehen – uns auch heute noch subtil beeinflussen.

Museumsshop/Ausstellungskatalog

Der Museumsshop befand sich direkt im Ausstellungsbereich und war somit ohne Eintrittskarte leider nicht erreichbar. Das Angebot reichte von Taschenbüchern bis zu sehr teuren Bildbänden, hauptsächlich über die Antike. Der Museumskatalog wurde um 29,90 Euro angeboten und bietet auf über 750 Seiten zahlreiche Einzelbeiträge, die sich mit dem Vergleich von Kunstwerken beschäftigen.

Audioguide/Führungen

Der Audioguide kostete mir 4,00 Euro und war ein Hörgenuss. Erstmals erlebte ich nicht nur informativen Text, sondern auch passende Musik zu den einzelnen Räumen. Ich denke, das wird Nachahmer finden.

Fazit

Die Fachwelt lobte die Ausstellung „Ägypten Griechenland Rom – Abwehr und Berührung“ wegen ihrer einzigartigen Exponate und der informativen Gegenüberstellung mehrerer Epochen. Ich möchte die Ausstellung hingegen dafür rühmen, dass sie dem interessierten Betrachter die Bildprogramme unserer antiken Vergangenheit eindrucksvoll erklärt. Allerdings muss man dazu konsequent Audioguide und Begleitheft nutzen, um in den Genuss aller Informationen zu kommen.

Quellen / Weiterführende Links

  • Link Offizielle Webseite des Städel Museums mit Öffnungszeiten