Werkschau „Albin Egger-Lienz“

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Ausstellung "Albin Egger-Lienz" im Leopold Museum

Im März 2008 besuchte ich im Museum Leopold im Wiener Museumsquartier eine Ausstellung über das Werk von Albin Egger-Lienz. Die sehr ausführliche Werkschau verdeutlichte mir die Entwicklungsschritte des Künstlers.

Werkschau „Albin Egger-Lienz“ im Leopold Museum

Ich hatte die Werke von Albin Egger-Lienz relativ früh kennen gelernt. Als Jugendlicher hatte ich das Schloss Bruck bei Lienz besucht, wo ein Teil seiner Werke ausgestellt ist.

Darunter auch Gemälde, wo Soldaten des Ersten Weltkrieges in einer seltsamen Haltung diagonal über das Bild marschierten. Das Ganze hatte etwas Rohes und Bedrohliches an sich und ich begann exakt an diesem Tag den Schrecken des Krieges ein wenig zu spüren.

Im Laufe der Zeit bekam ich immer wieder etwas über Albin Egger-Lienz zu hören, ohne aber mich konkret mit ihm zu beschäftigen. Als nun eine umfassende Werkschau in Wien angekündigt wurde, wollte ich mir diese mal ansehen.

Die Vorbilder von Albin Egger-Lienz

Tatsächlich hatte ich im Museum Leopold eine sehr gute Gelegenheit dazu. Denn die Museumsleitung hatte nicht nur viele seiner Werke zusammengetragen, sondern hatte auch Werke seiner Vorbilder daneben gestellt.

Auch konnte ich durch das Gegenüberstellen von Studien und fertigem Werk ein wenig die Arbeitsweise von Egger-Lienz verstehen lernen. Besonders interessant war das bei jenen Werken, die er im Laufe seiner Karriere immer wieder und wieder malte, jedoch dabei die Technik oder den Bildausschnitt veränderte.

So fand ich in einem Raum vier Gemälde vor, wo eindeutig Schnitter bei der Arbeit zu sehen waren. Welche aber von Jahr zu Jahr mehr und mehr größer wurden und in den Vordergrund gerückt schienen.

Natürlich war ich auch neugierig, ob ich die Werke wieder erkennen würde, die mich damals auf Schloss Bruck so beeindruckt hatten. Das war aber gar nicht so leicht, da Egger-Lienz verschiedene Motive so oft wiederholt hatte.

Während ich die einzelnen Gemälde miteinander verglich, stieß ich immer wieder auf Werke von seinen Vorbildern, oder die zumindest als seine Vorbilder angesehen werden.

Zum Beispiel Franz Defregger, dessen Gemälde „Spieldose“ dem „Porträtmaler am Land“ von Egger-Lienz gegenübergestellt war. Oder die „Brautwerbung“ von Mathias Schmid, die zumindest von der Idee her, dem „Antrag“ von Egger-Lienz ähnelte.

Der Vergleich von Frühwerk und Spätwerk

Im selben Raum fand ich auch das letzte Werk von Egger-Lienz vor: die ‚Pietà‘. So konnte ich seine Frühwerke mit seinem Spätwerk vergleichen. Hier noch die bunten Genremalereien à la Franz Defregger, da das düster kantige Bild des späten Egger-Lienz.

Wobei mir einige Merkwürdigkeiten an seinen Werken auffielen, die wohl nur frechen Grünschnäbeln auffallen. So malte er bei der Pietà eine Person auf dem Bilderrahmen weiter, bei den anderen Personen tat er es nicht. Da hat sich wohl ein Meister beim Platzbedarf verrechnet?

Oder bei einem seiner berühmtesten Gemälde, das ganz und gar nicht lustig gemeint war, erschien es mir etwas merkwürdig, dass der Tod im eilenden Schritt einige Bauern in die Schlacht führte, sich aber mit einer Hand auf einem Spaten abstützte, wie ich es nur von einer stehenden Person erwarten würde.

Die Selbstbildnisse von Albin Egger-Lienz

Aber es gab noch viele andere Bilder zu sehen, die sehr aufschlussreich waren. Zum Beispiel seine Selbstbildnisse. Eigentlich hatte ich ja auf Grund seiner doch derben Gesellen auf seinen Werken erwartet, dass auch er ein eher kräftiger vierschrötiger Mann gewesen wäre.

Auf den Selbstbildnissen kam er jedoch eher als sensibler Städter rüber, der gar nicht so viel mit der Landwirtschaft am Hut hatte. Obwohl er doch die Landarbeiter so hervorragend abbilden konnte. Bei seinen Männern und Frauen spürte ich regelrecht die Kraft, mit denen sie ihre Äcker bestellten.

Schon merkwürdig, dass ausgerechnet in dem Raum mit den Landarbeitern ein Werk des Schweizers Ferdinand Hodler zum Vergleich aufgehängt war. Denn hier war außer der Bildidee nichts gemein. Gegen den kräftigen Gesellen von Egger-Lienz wirkte der Landarbeiter von Hodler wie eine von einem Schulkind mit Filzstift gestrichelte Figur.

Aber laut Audioguide gab es mal eine Zeit, wo sich die beiden Künstler heftig stritten. Nun, bei den Unterschieden in deren Malweise wundert mich der Streit auch nicht.

Skulpturen als Vorbilder für Albin Egger-Lienz

Besonders spannend fand ich jenen Raum, wo ich etwas über das Vorleben von den Figuren des Künstlers erfahren konnte. Egger-Lienz scheint nicht alles selbst ausgedacht zu haben.

Mehrere Bronzen von Constantin Emile Meunier zeigten mir, dass viele Figuren von Egger-Lienz schon in den Plastiken von Meunier zu finden waren. Auch bestimmte Haltungen und Bewegungen innerhalb der Gruppenbilder von Egger-Lienz fand ich bei Meunier und Auguste Rodin wieder.

Von Auguste Rodin wurden auch die „Bürger von Calais“ gezeigt. Eine Plastik, die er in Erinnerung an eine Episode im Hundertjährigen Krieg für die Stadt Calais angefertigt hatte. Diese waren für mich insofern alte Bekannte, als ich einen Roman über diese Bürger in der Schule lesen musste. Und nun standen sie fast zum Angreifen vor mir.

Fazit

Ich fand es sehr anschaulich, alle wichtigen Entwicklungsschritte von Albin Egger-Lienz anhand von Beispielen kennenlernen zu können. Besonders interessant fand ich dabei die gelungene Darstellung, woher er seine Vorbilder gewann.

Quellen / Weiterführende Links

  • Link Offizielle Webseite des Museums mit Öffnungszeiten
  • Link Biografie von Albin Egger-Lienz auf Wikipedia