Jeder von uns hat sicher schon mal etwas von Albrecht Dürer gehört, oder? Und das man in Nürnberg noch sein Haus besichtigen kann? Aber das seine Frau Agnes noch immer Führungen durch dieses Haus macht, das war selbst mir neu!
Lage
Das Dürerhaus befand sich gleich neben dem so genannten Tiergärtnertor nicht unweit der Kaiserburg. Ich erreichte es, indem ich vom Bahnhof zunächst mit der U-Bahn bis zur Station Plärrer fuhr und dann mit der Tram Nr. 4 bis zur Station Tiergärtnertor. Von dort ging ich zielstrebig auf das große Tor in der Stadtmauer zu und sah schon das Dürerhaus auf der anderen Seite der Mauer.
Eintritt
Na, und genau diese Nürnberg Card zu 18 Euro hatte ich mir gekauft. Sie hatte Geltung für zwei Tage und bot mir freien Eintritt in rund 30 Museen von Nürnberg. Unter anderem auch im Dürerhaus.
Ansonsten hätte ich vier Euro (Vollpreis) Eintritt bezahlen müssen. Im Eintrittspreis war übrigens ein Gutschein für eine kleine Aufmerksamkeit im Museumsshop enthalten.
Garderobe/Fotografieren
Es gab eine unbewachte Garderobe und einige versperrbare Schränke. Das Fotografieren war in den unteren Räumlichkeiten erlaubt. Nicht erlaubt war es im obersten Stockwerk, der so genannten Dürer Galerie. Dort befanden sich nämlich einige Meisterwerke des Künstlers.
Agnes
Bevor ich mit meinen Ausführungen beginne, muss ich Agnes erwähnen. Agnes war bekanntlich die Gattin Dürers und scheint für Nürnberg soviel zu sein wie Sisi für Wien. Jedenfalls taucht sie überall auf, unter anderem auch im Dürerhaus. Dort sogar als lebendige Person!
Als besonderen Gag gibt es nämlich Führungen, die von einer Schauspielerin in historischem Gewand durchgeführt werden und die als Gattin Albrecht Dürers das Haus in der ICH Form präsentiert. Ehrlich gesagt, das ist zwar ein guter Gag, mich hat aber die ICH Form weniger beeindruckt.
Ausstellung
Schon im Eingangsbereich gab es die ersten interessanten Karten zu sehen. Zum Einen wurde sehr schön dargestellt, wo sich zur Zeit die schönsten Werke Dürers befinden. Zum Anderen wurden die Reisewege Dürers gezeigt. Hier fiel mir auf, die nahezu alle Reisen sehr lange dauerten, also immer über einen Jahreswechsel stattfanden.
Im Teil hinter der Garderobe ging es dann mehr um das Haus selbst, welches Geschichte es durchgemacht hat und wie es auch den zweiten Weltkrieg überstanden hat.
Nach dieser Einführung ging ich neugierig in den ersten Stock. Dort traf ich auf einem kleinen Kinosaal, indem die Werke Dürers recht eindrucksvoll beschrieben wurden. So bekam ich ein paar neue Gedanken, die in meinen Ohren recht gut klangen. Zum Beispiel Gott ist in allen schönen Dingen und wer sich mit schönen Dingen beschäftigt nähert sich auch Gott. So zumindest soll es Dürer gesehen haben.
Nach der filmischen Einführung in sein Schaffen betrat ich die eigentlichen Stuben der Familie Dürer. So hatte ich Gelegenheit, deren Schlafstube, deren Wohnstuben und deren Küche zu besichtigen.
Dabei hörte ich auch ein wenig mit, was Agnes so zu erzählen wusste allerdings musste ich mich zwischen Agnes und dem Audioguide entscheiden und entschied mich wegen der strafferen Vortragsweise akustisch für den Audioguide. Rein optisch hätte ich mich natürlich für Agnes entschieden.
Die Stuben und die Küche waren natürlich schon sehr interessant, allerdings kannte ich deren Stil schon von so manch anderen Museen. Zum Beispiel gibt es in Nürnberg noch das Tucherschloss, wo die Stuben sogar noch spektakulärer aussehen! Dort lebte eine sehr reiche Patrizierfamilie.
Aber einen Stockwerk höher wurde ich dann doch wieder überrascht. Dort waren nämlich die Werkstätten Albrecht Dürers untergebracht.
So fand ich dort allerhand Gerät vor und in einigen Vitrinen wurde gezeigt, mit was für Materialien damals der große Meister gewerkelt hatte. Brasilholz, Zinnober, Gummi Arabicum, Lapis Lazuli, Purpur, Sandelholz, Drachenblut, und so weiter….
All das wurde dort in kleinen Dosen vorgestellt und erklärt. So lernte ich die Ausgangsmaterialien für die Farben kennen und was man als Bindemittel verwendet hat.
In den Räumen war auch eine Künstlerin anwesend, die die Aufgabe übernommen hat, den neugierigen Besuchern wie mir den Holzdruck und den Kupferdruck zu erklären.
Tatsächlich zeigte sie mir anhand der nachgebauten Geräte wie man so einen Druck vorbereitet und durchführt. Eigentlich hatte ich das schon mal in der Schule gelernt, aber so richtig verstanden habe ich das erst hier im Dürerhaus!
Nach soviel Bildung wollte ich wieder was fürs Auge tun und begab mich in das letzte Obergeschoß. Dort hangen sie dann die schönen Werke des großen Meisters. Aber nicht nur von ihm! Es waren auch einige Werke eines gewissen Johann Heinrich Hintze dabei (Sonderausstellung, nur noch bis 27. Juli 2003)
Von den Werken Dürers beeindruckten mich vor allem seine Bilder zum Themenkreis Apokalypse. Es ist schon faszinierend zu sehen, wie sich die Leute von damals den Weltuntergang vorgestellt hatten. Wir stellen uns den Weltuntergang ja auch andauernd vor, aber eben anders.
Auch ich dachte bei dieser Gelegenheit an das Ende. Aber weniger an das Ende der Welt sondern eher an das Ende meines Besuches im Dürerhaus. Und so ging ich wieder runter zum Ausgang….
Hier noch einige Details zum Haus und seinen Einrichtungen:
Gastronomie
Im Haus selbst gab es keine Gastronomie. Aber gleich vor dem Haus befanden sich mehrere fränkische Weinstuben. Also für mein leibliches Wohl war auf jeden Fall gesorgt.
Museumsshop
Der Museumsshop befand sich nicht direkt im Dürerhaus sondern auf der anderen Straßenseite. Darum wurde auch der Gutschein verteilt, um so neugierige Leute wie mich in den Shop zu locken. Ich bekam übrigens für den Gutschein eine schöne Ansichtskarte mit einem Motiv von Nürnberg.
Ansonsten gab es in dem Shop sehr viel Zeug über Nürnberg und über die Werke von Dürer zu kaufen. Dieses nicht nur in Buchform, sondern auch in Form von Tassen und sogar Fingerhüte!
Bemerkenswert war für mich ein Buch mit Zeichnungen über Festungen um rund 21 Euro. Nur wenige wissen, das sich Dürer auch mit Festungsbau beschäftigt hatte.
Audioguide/Führungen
Der Audioguide war eine technisch interessante Lösung. Das Geräte empfing die Signale von Minisendern im Raum. Ich brauchte also keine Knöpfchen drücken oder Zahlen eintippen.
Die Sprache war einstellbar und bot neben Deutsch auch Englisch, Französisch, Italienisch und sogar Japanisch an! Ich machte mir natürlich den Spaß die Texte gleich in mehreren Sprachen anzuhören.
Die Texte auf den Schautafeln waren übrigens in drei Fremdsprachen, lediglich die japanische Sprache fehlte.
Führungen werden in einer Vielzahl angeboten, wobei sie auch sehr vielfältig sind. Man kann mit Agnes durch die Räume gehen oder Packages mit gemeinsamen Besuch der Weinstuben kombinieren. Auch eigene Projekte der Museumspädagogik werden angeboten.
Resümee
Durch meinem Besuch im Dürerhaus habe ich nicht nur ein wenig die Person Dürer besser verstanden sondern auch einiges über das Druckhandwerk gelernt. Insgesamt ein sehr interessantes und lehrreiches Erlebnis.