Seit ich mich mit Kunstwerken der Malerei befasste, hörte ich öfters von einem Künstler namens Attersee, ohne aber jemals ein Werk von ihm gesehen zu haben. Dabei ließ mich sein Namen jedes Mal etwas zusammenzucken, gab es doch in Österreich auch einen See mit gleichem Namen. So wurde ich immer neugieriger, mal etwas über diesen Künstler zu erfahren, dessen Name mit der Bezeichnung eines Sees identisch ist.
Ausstellung (02.09.2005) – (26.10.2005)
Die Ausstellung „Attersee, Die Liebe – Das Haus – Der Ring“ fand im Kunstforum einer Bank statt und wurde anlässlich des 65. Geburtstages des Künstlers gestaltet. Dabei wurden bewusst nicht alle seiner Werke in Form einer Retrospektive gezeigt, sondern der Schwerpunkt mehr auf die aktuellen Werke gelegt. Bei manchen Bildern war die Farbe sozusagen noch feucht.
Gleich nach dem Betreten des hell erleuchteten Ausstellungsraumes fand ich eine ausführliche Biografie des Künstlers vor, die mich vor allem in einigen Punkten überraschte. Der im Jahre 1940 in Pressburg geborene Künstler hieß in Wirklichkeit Christian Ludwig und nannte sich lediglich mit Künstlernamen Attersee. Mit dem See im Namen spielte er wohl darauf an, dass er so nebenbei auch 3-facher Staatsmeister im Segelsport war.
Weiters erfuhr ich, dass er auch als Autor, Komponist und Sänger tätig war und ist. Laut allgemeiner Beschreibung beteiligte er sich am Wiener Aktionismus und beschäftigte sich mit Objekts- und Aktionskunst. Den Rest seines Schaffens unterschlage ich nun mal an dieser Stelle, da ich lieber von der Wirkung seiner Bilder auf mich erzählen möchte.
Diese waren in erster Linie sehr abstrakt gehalten und waren mir in ihrer Bedeutung erst durch Erläuterungen des Audioguide so richtig zugänglich. Laut so mancher Beschreibung sollten sie vieles in unserem bürgerlichen Leben hinterfragen und auch viel Erotik ausstrahlen. Nun, ich frage mich scheinbar zu wenig und bei Erotik bin ich schon Deftigeres gewohnt. Dieser Wirkung hatten sie also nicht auf mich. Doch sie gefielen mir trotzdem in großem Maße.
Dazu tat auch die Ausstellungsgestaltung ihr Gutes. In den ca. 7 Räumen des Kunstforums wurden die rund 80 Werke ausgestellt, was ein angenehmes nicht all zu ermüdendes Verhältnis von ca. 10 Gemälden pro Raum ergab.
Diese Gemälde waren noch dazu von einer eher größeren Dimension, so das das Gucken nicht zu einer großen Anstrengung wurde. Beim Betrachten halfen die Höhe der Räume und die großzügige Beleuchtung, so kamen die von Attersee angewandten Farben sehr gut zur Geltung.
Beschriftet waren die Gemälde eher knapp, es gab lediglich Titel und Jahreszahl zu sehen. An der einen oder anderen Ecke wurde etwas mehr zu der jeweiligen Reihe von Bildern erklärt, aber insgesamt war es eher wenig. Wer also die Bilder verstehen lernen möchte, müsste sich dann schon etwas vorbereiten oder sich den Audioguide mieten.
Was gefiel mir nun aus der Ausstellung besonders gut? Da war zum Beispiel ein Bild mit einem besonders schönen Titel: „Hörst du, wie die Sonne malt?“. Auf dem Bild sah man neben anderem eine Hand aus dem Himmel ragen, die eine Art Pinsel führte. Abgesehen davon wie gut ich die Umsetzung fand, war ich allein schon vom Titel des Werkes begeistert.
Von den raren Bildbeschreibungen selbst gefiel mir am besten eine dort festgehaltene Theorie, wonach die Menschen bereits in der Urzeit künstlerisch tätig waren und sich dadurch selbst verehrten. Erst später wurde diese ausgeprägte Selbstverehrung durch Gottesglaube und Nächstenliebe ersetzt. Nun, ich verstand den Satz jetzt so, dass mit der damaligen Selbstverehrung kein Egoismus gemeint war, sondern ganz einfach eine große Ehrfurcht vor sich selber. Ich denke, das muss gar nicht mal so schlecht sein, so ein bisschen Ehrfurcht vor sich selber.
Von den Werken des Meisters gefiel mir die Serie über die österreichische Bundeshymne am besten. Attersee baute in seine Gemälde Symbole ein, die in der Hymne angesprochen wurden, wie etwa einen Strom und einen Hammer (… Land am Strome … Land der Hämmer … ). Nur dem Satz … Heimat großer Söhne … widersprach er durch bewusstes Malen einer Frau. Scheinbar um zu zeigen, wie einseitig die Hymne doch im Bezug auf die Geschlechter eigentlich ist. Also hier kam die zuvor erwähnte Hinterfragung unserer bürgerlich Normen doch etwas raus.
Nun, solche Darstellungen mit Aussagegehalt gefallen mir natürlich besonders gut, ansonsten mochte ich einige Werke von ihm besonders wegen der Farben. Auch fand ich es recht interessant, wie er bei seinen ohnehin schon großen Werken auch noch auf den breiten Rahmen der Bilder weiter malte. So eine Variante war mir bisher noch nicht untergekommen.
Der Titel der Ausstellung fand ich dann übrigens in einem Triptychon wieder, das denselben Titel trug (Die Liebe – Das Haus – Der Ring). In diesem Werk thematisierte der Künstler so Themen wie die Liebe, den Hausbau, und die Treue. Themen, mit denen man sich ja tatsächlich als guter Bürger so rumschlagen muss. Auch hier musste ich aber etwas länger gucken, bis sich mir aber das Werk einigermaßen erschloss.
Aber nun war ich am Ende meines Rundganges angekommen, und ich beschloss, meine Heimreise anzutreten.
Exkurs: Der Audioguide
Der Audioguide war im Vergleich zu so manchen schlagstockähnlichen Exemplaren in anderen Ausstellungen sehr raffiniert ausgeführt. Es handelte sich dabei um ein flaches Modell, das in einen breiten Tragegurt integriert war. So konnte ich ihn um meinen Hals hängen, ohne ihn als mühsames Gewicht zu spüren.
Die Inhalte bestanden hauptsächlich aus Interpretationen der Bilder. Erfahrungsgemäß hilft das 50:50 weiter. Damit meine ich, zur einen Hälfte erfährt man wirklich interessante Details über die Bilder, zur anderen Hälfte frage ich mich, ob das wirklich alles so stimmt, was da über die Motivation des Malers bezüglich dieses Bilds gesagt wird.
Fazit
Durch den Besuch der Ausstellung konnte ich für mich eine offene Frage klären. Nun wusste ich, wer dieser Attersee eigentlich war und ist. Die Ausstellung empfand ich als gerade richtig dimensioniert, die Bilder gefielen mir sehr von der Farben her, die Erklärungen am Audioguide hingegen ließen mich öfters rätseln, welches Bild da eigentlich besprochen wurde.