Im August 2008 besuchte ich in Bad Goisern die Ausstellung „Geigen, Gwand & Goiserer“. Diese Präsentation bildete einen Teil der Oberösterreichischen Landesausstellung, die sich der Geschichte und der Kultur des Salzkammerguts widmete.
Ausstellung „Geigen, Gwand & Goiserer“
Laut Reiseführer ist Bad Goisern für verschiedene handwerkliche Produkte bekannt. Da wären zum Beispiel die Geigen, die Tracht (das Gwand) und die Goiserer. Bei den Goiserer handelt es sich um besonders robust ausgeführte Bergschuhe.
Ich selbst kannte Bad Goisern eigentlich nur aus einem Grund. Und der hieß Hubert von Goisern, ein Liedermacher und Weltmusiker. Aber das sind jetzt natürlich wieder ein Paar andere Schuhe.
Ausstellungsgebäude Schloss Neuwildenstein
Da Bad Goisern über einen eigenen Bahnhof verfügte, konnte ich den Ausstellungsort mit Hilfe der Salzkammergutbahn ohne großer Umwege erreichen. Vom Bahnhof war es nicht mehr weit bis zum Ausstellungsgebäude, dem Schloss Neuwildenstein am Rudolf-von-Alt-Weg 6.
Das Schloss war 1770 als Amtsgebäude für die Grundherrschaft von Wildenstein errichtet worden. Genau genommen ist es kein Schloss, aber so genau möchten wir heute nicht sein.
Anlässlich der Ausstellung wurde es um ein modernes Gebäude erweitert, wo ich vor allem die Überdachung des Innenhofes bemerkenswert fand. Es war so eine Art Faltdach, welches speziell am Abend recht eindrucksvoll angestrahlt werden kann.
Handwerk
Die Ausstellung selbst gliederte sich in drei Etagen, welche den Themenkreisen Handwerk, Volkskultur und Brauchtum und Jahreskreislauf des Brauchtums gewidmet waren.
Ich begann meinen Rundgang im Erdgeschoss, wo es die Museumsleitung irgendwie geschafft hat, die Grenzen zwischen Museumsshop und Ausstellungsraum verfließen zu lassen.
Es gab sowohl Produkte der Region zu kaufen als auch ihren Werdegang zu bestaunen. Zum Beispiel konnte ich an einem langen Tisch den Weg der Goiserer vom einfachen Lederfleck bis zum fertigen Schuh verfolgen.
So lernte ich die Spezialität der Goiserer kennen, die zweifache Naht. Die Kosten für so ein handgefertigtes Produkt sind allerdings recht hoch: 700 Euro.
Mehrere Modelle, Werkzeuge und Skizzen waren dann noch anderen Berufen gewidmet. Den Geigenbauern, den Holzknechten und den Schiffbauern.
Die in dieser Gegend gefertigten Boote wurden sogar während der Türkenkriege auf der Donau eingesetzt. An die Geigenproduktion erinnert heute noch die Fachschule für Instrumentenbau in Hallstatt.
Als Schmankerl waren in diesem Bereich auch Meisterinnen und Meister anwesend, die abwechselnd vor Publikum zeigten, wie man schreinert, filzt und drechselt. Zum Zeitpunkt meines Besuches wurden gerade Dirndl genäht.
Volkskultur und Brauchtum
Ich eilte in den ersten Stock, wo es mit der Volkskultur und dem Brauchtum der Gegend weiter ging. Dort wurde auch mehr über die lokale Tracht gezeigt.
Etwas längere Zeit blieb ich bei dem Thema der regionalen Musik stehen. In der Gegend gibt es das so genannten Paschen, eine Musizierform, wo die Hände als Instrument eingesetzt werden.
Als Laie würde ich sagen, die Leute machen Musik, in dem sie in die Hände klatschen. Aber natürlich ist es nicht so einfach und Tonbeispiele zeigten mir beeindruckend, welche fröhliche Melodien man auf diese Art erzeugen kann.
Jahreskreislauf des Brauchtums
Das nächste Stockwerk war dann schon der Dachboden des Gebäudes. Hier wurden nun die lokalen Traditionen entlang des Jahresablaufs mit je einer Tafel präsentiert.
Kurze, knackige Texte gaben mir einen guten Überblick, was man unter Traditionen wie dem ‚Liachtbratln‘ oder dem ‚Liabstattl‘ verstehen darf.
Auch erfuhr ich etwas über das Krippenroasn, wo zur Adventszeit die Einheimischen von Krippe zu Krippe pilgerten, auch wenn sich diese in Privatwohnungen befanden.
In diesem Teil der Ausstellung gab es nicht mehr so viele Schaustücke, die Präsentation stützte sich mehr auf die übersichtliche Beschreibung der Bräuche.
Dafür sorgte eine lebhafte Führerin in feschem Dirndl für Atmosphäre, indem sie ihrer Gruppe in schöner Mundart die einzelnen Bräuche näher erklärte.
So erfuhr ich von Details, wie dass die Glöcklerkappen früher nicht so groß waren, wie heute. Oder wie man bei diversen Masken rascher erkennen kann, ob dahinter ein Einheimischer oder ein Fremder steckt.
Sollte ich die Ausstellung noch einmal besuchen, würde ich mich gleich an so einer Führung beteiligen. Es machte einfach Spaß, diese ganzen volkstümlichen Traditionen auch in der entsprechenden Mundart anzuhören.
Heimat- und Landlermuseum
Nach dem Besuch der Ausstellung spazierte ich noch ein wenig durch den Ort und besuchte das Heimat- und Landlermuseum von Bad Goisern.
Wie sich dabei für mich herausstellte, war das eine sehr gute Idee. Denn dort konnte ich das neu gewonnene Wissen anhand zahlreicher weiterer Werkzeuge und Handarbeitsprodukte vertiefen.
Fazit
Die Ausstellung „Geigen, Gwand & Goiserer“ vermittelte mir einen guten Eindruck über die Tradition und Brauchtum im Salzkammergut. Besonders in Erinnerung werden mir dabei die Goiserer bleiben. Außerdem freute es mich zu hören, dass das Gebäude unter dem Titel HAND.WERK.HAUS eine interessante Nachnutzung erfahren wird.