Am 23. Oktober 1956 begann der Ungarische Volksaufstand nach einer Großdemonstration in Budapest. Die Ausstellung „Budapest 1956 – Fotos von Erich Lessing“ beschäftigt sich mit den Werken des Fotografen Erich Lessing, der diesen Aufstand dokumentierte.
Ausstellung „Budapest 1956 – Fotos von Erich Lessing“
Die Ausstellung fand in drei Räumen des Tiefgeschosses des Museums Leopold statt und war somit recht übersichtlich. Sie war konkret den Fotos von Erich Lessing gewidmet, die er vor, während und nach dem Aufstand von 1956 anfertigte. Ich konnte also diese Ereignisse quasi durch seine Linse betrachten.
Erich Lessing selbst war für dieses Dokumentieren zweifellos hervorragend geeignet, war er doch Mitglied von Magnum, der Heimat vieler guter Fotografen. Später machte er sich als Museumsfotograf einen Namen.
Geschichte des Aufstands in drei Räumen
Anfangs war ich allerdings etwas von der Ausstellung enttäuscht. Im ersten Raum gab es neben der Biografie des Fotografen und einem sehr kurz historischen Abriss der Ereignisse nur 12 Fotos ohne nähere Beschreibung zu sehen. Aber man soll ja den Tag nicht vor dem Abend schimpfen, darum ging ich mal in den zweiten Raum.
Die Zeit vor dem Aufstand
Der zweite Raum war dann umso spannender. Die Fotos waren chronologisch gereiht und erzählten einschließlich der Bildbeschreibungen eine Geschichte. Diese begann mit den letzten Monaten kurz vor der Revolution. Dabei wurden so Details gezeigt, wie etwa das Stalin Denkmal, das gleich in den ersten Tagen des Aufstandes zerstört wurde. Oder Ungarn, wie sie durch Tausch versuchten, ihre Lebensqualität zu steigern.
Ich sah Arbeiter bei ihrer Tätigkeit in den Betrieben oder auf dem Land. Bürger in guter Kleidung in Budapest. Auch ein Foto der Entspannung war zu sehen. Jedenfalls wurden noch im Sommer 1956 die Grenzbefestigungen zu Österreich reduziert. Scheinbar die Ruhe vor dem Sturm?
Es folgten eine Reihe von Aufnahmen mit prominenten Persönlichkeiten der ungarischen Politik und Kultur. Wie ich später erfuhr, war Erich Lessing mehr zufällig am Ort des Geschehens. Er machte gerade eine Fotoserie über das Leben in den kommunistischen Ländern, als er in den Volksaufstand von 1956 geriet.
Kampf und Stillstand in Fotos
Der Aufstand selbst war mit mehreren Fotos dokumentiert, wo mir vor allem drei Punkte in Erinnerung blieben. Zunächst die Fotos von toten Soldaten auf den Straßen, die sich durch einen Kalküberzug deutlich von den Trümmern abhoben. Zum anderen die erbeuteten Kriegsfahrzeuge, denen das Kossuth Wappen aufgemalt wurde. Und zum dritten die seltsame Mischung aus Zerstörung und Stillstand.
Auf den Fotos schienen die Menschen sehr oft zu stehen. Manchmal standen sie um Brot an, manchmal gucken sie sich nach den Fotografen um. Oft standen sie um ein erbeutetes Geschütz rum oder beobachteten einen Kämpfer beim Schießen. Ein wenig erinnerte mich das an die Fernsehbilder von der Revolution in Rumänien 1989.
Zwischendurch blätterte ich im Katalog zur Fotoausstellung. Hier waren noch mehr Aufnahmen zu sehen, recht interessant kommentiert. Dazwischen längere Berichte von Zeitzeugen, die sich teilweise so spannend lasen wie ein Krimi. Der Krieg tobte allerdings nicht an jeder Ecke. Teilweise mussten die Aufständischen die Kampfhandlungen suchen. Oder man ließ es bleiben, je nachdem.
Das Leben nach dem Aufstand
Sehr interessant der Abschluss der Fotoserie. Hier wurde das Leben im Dezember 1956 gezeigt. Als alles vorbei war. Die Menschen versuchen, wieder ihr Leben zu führen. Verkaufen Waren am Straßenrand, schleppen schwere Bündel durch den Schnee. Ein kleiner Junge guckt mit großen Augen in die Kamera, während er ein mächtiges Stück Brennholz in seinen Händen hält.
Fazit
Diese Details wie der kleine Junge waren es auch, welche mich in die Bilder hinein zogen. In Geschichtsbüchern und anderen Ausstellungen hatte ich schon eine Menge Fotos gesehen. Aber sie wirkten immer sehr allgemein. Die zerstörte Straße, die zerstörte Stadt, der rasselnde Panzer. Bei Lessing sind es mehr die Menschen, die im Mittelpunkt stehen. Und in deren Gesichtern man forschen kann, wie sie sich damals wohl gefühlt haben mögen.