Im Mai 2008 besuchte ich die Burg Trenčín, die sich über dem gleichnamigen Ort in der Slowakei erhob. Neben einem Rundgang durchs Burgmuseum beeindruckte mich eine römische Inschrift aus dem Jahre 179 am Fuße des Burgfelsens.
Die Burg hoch über Trenčín
Ich hatte bisher noch selten so ein Stadtbild gesehen, wo der Marktplatz von einer Burg dominiert wird, wie in Trenčín. Selbst in Salzburg wirkt die Festung Hohensalzburg noch fern im Gegensatz zur slowakischen Stadt Trenčín.
Der Aufstieg zur Burg
Aber auch die große Nähe der Burg zur Stadt änderte nichts daran, dass ich sie als Besucher nur durch einen Aufstieg auf steilem Wege erobern konnte. Dieser verlief zum Teil durch einen verdeckten Gang und später durch eine Art Spalier, wo scheinbar die Zeit für die Bepflanzung noch nicht gekommen war.
Nach der Kasse, die sich wie die alten mittelalterlichen Mautstellen an der engsten Stelle des Weges befand, hatte ich Zeit und Muße, die Burg samt ihren Anlagen zu besichtigen.
Bis zur Hauptburg waren es noch gut fünf Minuten Weg, der sich entlang von Mauern und eigenartigen Zelten zog. Vielleicht rüstete man hier gerade zu einem Fest oder man erprobte sich in experimenteller Archäologie.
Dann durfte ich meine Trittfestigkeit erproben, denn die Burg war nur über einen hölzernen Turm erreichbar, der als Lager für eine Brücke rüber zu eigentlichen Burgtor diente.
Die Führung durch die Burgräume
Der Gang durch die Burg selbst erfolgte dann im Rahmen einer Führung. Die Dame sprach ein sehr gutes Deutsch und so gab es keine Schwierigkeiten, die Geschichte der Burg zu verstehen.
Die Burg war im 11. Jahrhundert erbaut worden und diente zunächst als ungarische Grenzfestung. Für kurze Zeit diente sie dem legendären Matthäus Csák als Regierungssitz, von dem er die gesamte Mittel- und Westslowakei beherrschte.
Im Laufe der Zeit kam es zu Erweiterungen, so wurde zum Beispiel der Barbara-Palast von König Sigismund von Luxemburg für seine Frau Barbara errichtet.
Der Liebesbrunnen der Burg
Der Brunnen – auch Liebesbrunnen genannt – soll von einem Osmanen gegraben worden sein, der dies aus Liebe zu seiner gefangenen Frau Fatima tat. Er wollte sie auf diese Art auslösen. Eine romantische Geschichte, unglaublich und leider auch nicht wahr.
Der Aufstieg in den Matthäus-Turm
Aber zurück zur Führung. Am Ende des ersten Teils bestiegen wir den höchsten Turm der Burg (Matthäus-Turm), der eine interessante Kombination von Raum und Treppe aufwies. So konnte man von der einen Treppe nur zur nächsten gelangen, in dem man den ganzen Raum durchquerte. Das sollte wohl die Eroberung des Turmes erschweren.
Andererseits hätte es mich als Bewohner einer dieser Stuben ärgerlich gemacht, wenn ständig mein Nachbar über meinen Teppich gelaufen wäre. Deshalb verwunderte es mich auch nicht, dass die Stube des Burgherrn ganz oben angebracht war. Zusätzlich verfügte sie über qualitätsvoller ausgeführte Wände.
Hier hatte sich angeblich der Burgherr zurückgezogen, um ungestört arbeiten zu können. Nach einem Blick auf die Stadt von oben zog auch ich mich zurück zum zweiten Teil der Führung.
Die Gemäldesammlung und das Museum
Diese führte nun in einen anderen Teil der Burg, wo sich eine ansehnliche Gemäldesammlung befand. Neben der unvermeidlichen Ahnengalerie waren hier auch klassische Werke von Szenen, Orten und Herrschern zu sehen.
Der Gang durch die Burgmauern setzte ich dann in einem Museum fort, das über die Geschichte der Region erzählte. Besonders interessierte mich dabei der Abschnitt über die römische Geschichte.
Die römische Inschrift von 179 A. D.
Denn Trenčín wurde für eine Inschrift am Felsen unter der Burg bekannt, wonach hier im Jahre 179 n. Chr. römische Legionäre ihr Winterlager hielten. Eine denkwürdige Inschrift, galt sie doch als Hinweis für die Tiefe des Vorstoßes der römischen Legionen im Rahmen der Markomannenkriege.
Im Museum war eine Kopie der Inschrift zu sehen, allerdings interessierte mich das Original mit seiner Lage an einer Felswand unter der Burg mehr. So eilte ich nach der Führung wieder zur Stadt runter, machte einen kleinen Schwenk zu einem Brunnen mit merkwürdigen Figuren und lief rüber zum Hotel Tatra.
Im ersten Stock des Jugendstil Hotels sollte sich eine Terrasse befinden, von der man einen Blick auf die Felswand samt Inschrift werfen könnte. Und genau so war es auch. Die Besitzer des Hotels hatten den Bereich bei der Inschrift so umgebaut, dass ich die Tafel – dank blank geputzter Fensterscheiben – bequem von innen fotografieren konnte.
Mit dieser Trophäe von einem römischen Vorstoß des Jahres 179 zog ich mich zufrieden in das Café des Hotels Tatra zurück und guckte in der Speisekarte nach, was sich denn da noch so erobern ließe.