Carnuntum

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Heidentor in Petronell-Carnuntum

Wer kennt nicht die Szene aus dem Film „Der Untergang des römischen Reiches“, wo Marc Aurel von seinem Hauptquartier aus die Vertreter aller Provinzen begrüßt und den Auftakt zur letzten Schlacht gegen die Markomannen gibt. Nun, wo lag dieses Hauptquartier?

Carnuntum in Niederösterreich

Carnuntum übte schon jeher einen faszinierenden Reiz auf mich aus. War es nicht jene Stadt, von der aus der legendäre Philosophenkaiser Marc Aurel seine Gegenoffensive gegen die Markomannen leitete? War es nicht auch jene Gegend, wo die kolossalen Hollywood Filme „Der Untergang des römischen Reiches“ und „Gladiator“ begannen?

Nun, über Spielfilme und deren Richtigkeit in Bezug auf Schauplätze kann man streiten, zweifellos war aber Carnuntum ein sehr wichtiger Platz am römischen Donaulimes.

Die beste Möglichkeit den Ort zu erfahren ist ihn zu Fuß zu beschreiten. Nur so kann man ermessen, wie groß und vielgestaltig Carnuntum war.

Da wäre z. B. die Zivilstadt mit Thermen und Amphitheater, das Legionslager, indem die Legio XV Apollinaris gegenüber den Markomannen Stellung bezog, gleich daneben das Reiterlager, wo Auxiliareinheiten ihre Bleibe hatten, das Amphitheater des Legionslagers, wo seinerzeit die Legionäre Septimius Severus zum Kaiser erhoben und die kleinen Brückenkopfkastelle, die den Übergang über die Donau sicherten, als Marc Aurel tief ins Feindesland vorrückte. Und nicht zu vergessen, das Heidentor, ein Bauwerk mitten in der Landschaft, dass lange Zeit für einiges Rätselraten sorgte.

Das Heidentor

Das Heidentor war dann auch das erste Bauwerk, dass mir vor die Linse kam. Lange Zeit glaubte man, es wäre vom Teufel gebaut worden, was aber nichts zu bedeuten hat. Später vermuteten die Historiker, es handelt sich um eine monumentale Markierung von Kreuzungspunkten der großen Römerstraßen. Aber wie ich bei der Vorbereitung zu meinem Ausflug, der Webseite des Museums Carnuntinum entnehmen konnte, ist die Bedeutung nun endgültig geklärt: Es handelte sich um ein Monument zur Erinnerung an die Vier Kaiser Konferenz hier in Carnuntum.

Das Museum Carnuntinum

Nach diesem kleinen Abstecher in die Rapsfelder geht es nun zum Museum Carnuntinum. Dieses Museum ist allein von seiner Architektur her schon sehenswert, nimmt es doch deutliche Anleihen bei den römischen Baumeistern. Innen erfährt man einiges über den Aufbau der römischen Armee. Zum Beispiel sieht man die Entwicklung der einzelnen Ausrüstungsgegenstände im Laufe der Jahrhunderte. Was ich so bisher noch nie gesehen hatte, waren eine Sammlung von römischen Orden und Auszeichnungen.

Aber auch dem Schanzzeug der römischen Legionäre war eine Vitrine gewidmet. Die römischen Legionäre musste ja auf ihren Märschen jede Nacht ein festes Lager aufschlagen, dazu braucht man schon stabiles Werkzeug.

Im Erdgeschoß bekam ich einen guten Überblick über den Mithras Kult, seine Geschichte, seine Verbreitung und die verschiedenen Motive bei seinen Kultbildern. Der aus Persien stammende Mithras Kult war besonders bei den Soldaten beliebt und durch die ständigen Verlegungen der Truppen war er auch bald an der Donau verbreitet.

Außerhalb des Museums gibt es noch ein idyllisches Lapidarium, in dem bei schönen Sommerwetter auch der eine oder andere Jazzbrunch veranstaltet wird. Das zeichnet die Anlagen in Carnuntum besonders aus: Es ist immer was los. Es gibt sogar spezielle Jugendprogramme, wo die Kinder mal eine Nacht in Zelten übernachten können.

Die Brückenkopfkastelle

Nicht weit von dem Museum entfernt vermutet man zwei Brückenkopfkastelle. Leider ist eines in einem Steinbruch untergegangen, das andere liegt etwas mysteriös im Dickicht der Donauauen. Es sind nur noch Steinbrocken vorhanden, die auch schon mal im Wasser verschwinden und wieder auftauchen. Das Volk nennt die Stelle übrigens bezeichnenderweise „das öde Schloss“.

Das Legionslager

Nach dem Blick über die Donau, dort rüber wo die grimmigen Markomannen hocken, zog ich weiter nach Westen. Nach einem schon etwas längeren Fußmarsch kam ich dann zum großen Legionslager und seinem Amphitheater. Hier soll es also gewesen sein, wo die tapferen Legionäre ihren Septimius Severus mit kräftigem Hurra zum neuen Kaiser ausriefen.

Ich hatte mich immer gewundert, warum man auf diese Art und Weise zum Kaiser werden konnte, aber natürlich ist das auch nur eine Frage der Gewalt. Wenn eine stark bewaffnete Einheit wie eine Legion jemanden zum Anführer erwählte, hatte das schon mal etwas sehr Faktisches an sich.

Die Zivilstadt

Nachdem ich einige Minuten andächtig an dem Ort verweilte, mich aber niemand zu Kaiser ausrief, marschierte ich rüber in die Zivilstadt Carnuntum. In dieser sind ja gerade große Ausgrabungen im Gange. Dadurch haben die Besucher die Chance, den Grabungsteams live bei der Arbeit zuzusehen. Am besten vom gemütlichen Römercafé aus, das von einer Anhöhe her einen guten Blick auf die freigelegten Mauern bietet.

Natürlich nutze auch ich die Chance die Anlage mal vom Café aus zu sondieren. Dabei vertilgte ich ein Römerbrot und einen so genannten „Zaubertrunk“. Das Römerbrot war schon eine bemerkenswerte Sache. Es hatte nämlich Ähnlichkeit mit einem Ziegel, in dem der Stempel einer Legion eingeprägt wurde. Wie ihr vielleicht wisst, mussten die Legionäre zwischendurch auch als Maurer arbeiten und es war Tradition die verwendeten Steine ab und zu mit der Nummer der Legion zu markieren.

Das Brot war trotz der Ähnlichkeit mit einem Stein äußerst schmackhaft. Der Zaubertrank hingegen schmeckte irgendwie sehr stark nach Spezi, Miraculix hätte zumindest noch eine Erdbeere dazu getan.

Neben den Ausgrabungen hat man einiges recht anschaulich zurechtgelegt. So konnte ich durch einen kleinen Kräutergarten mit typischen römischen Kräutern gehen, mit einer Groma Experimente durchführen und einen römischen Baukran aus der Nähe sehen. Die Groma war jenes Messinstrument, mit denen die römischen Geometer die Grundstücke vermaßen.

Ein weiterer Lehrpfad führte an zahlreichen Schautafeln vorbei, wo die Geschichte des Platzes sehr gut dargestellt wurde. Der Pfad endete dann in drei Zelten, wo man etwas über das römische Erziehungswesen, römischen Spielen und römischer Küche erfahren konnte.

Die Palastruinen

Nach diesem Ausflug in die Theorie wollte ich wieder was handfestes sehen. Darum eilte ich aus dem Ausgrabungsgelände raus und marschierte am Schloss Petronell vorbei zu den so genannten Palastruinen. Diese Palastruinen sind aber in Wirklichkeit die Überreste der Thermen der Stadt. Für meine Begriffe war aber an dieser Stelle das Schloss Petronell die interessantere Ruine. Das Schloss sieht total verfallen aus, aber man kann noch gut die wohl einst prachtvollen Gemälde an den Außenwänden sehen. Da Renovierungen angekündigt wurden, wird es aber in ein paar Jahren wohl wieder im alten Glanz erscheinen.

Das Amphitheater

Nun ging es im Eilzugtempo zum Amphitheater der Stadt. Leider geriet ich schön langsam in Zeitnot, die Entfernungen zwischen den einzelnen Orten waren wirklich etwas größer, als ich erwartet hatte. Nun das Amphitheater ähnelte dem ersten schon stark, war so gesehen keine große Überraschung mehr.

Alles in allem hat sich aber der Ausflug gelohnt. Wer sich einmal selbst all diese Orte ansehen möchte, sollte vielleicht den Tag so wählen, dass er auch an einen der umfangreichen Rahmenprogramme teilnehmen kann. Mehr darüber gibt es auf der offiziellen Webseite des Archäologieparks Carnuntum zu lesen.

Stand: Juni 2002

Quellen / Weiterführende Links

  • Link Offizielle Webseite des Archäologieparks mit Öffnungszeiten
  • Link Beschreibung der Zivilstadt Carnuntum auf Wikipedia
  • Link Weitere Römerspuren in Niederösterreich