Das „Gold der Karpaten“ verfolgte mich schon seit einigen Wochen, als ich zum ersten Mal durch ein Plakat auf diese Sonderausstellung im Deutschen Bergbau Museum aufmerksam wurde. An einem Wochenende im Februar 2003 hatte ich dann endlich die Gelegenheit mir diese Ausstellung anzusehen. [Englisch]
Lage
Mit dem Auto erreicht man Bochum am besten über die A40 und nimmt die Ausfahrt Bochum Zentrum. Wenn man dann die Hernestrasse entlang fährt, sollte man den Turm schon von weitem sehen.
Die Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist noch einfacher, da die U-Bahn der Linie 35 Bochum eine eigene Station für das Deutsche Bergbau Museum hat, die auch so benannt ist.
Eintritt
Zunächst mal eines: Bergleute sagen nicht „Guten Tag“ oder „Hallo“, sondern „GLÜCK AUF“. Genauso wurde ich dann auch vom Herrn an der Kassa begrüßt. Ich löste eine Vollpreiskarte zu 6 Euro, in der schon alles inkludiert war, was ich mir an diesem Nachmittag ansehen wollte: Schaubergwerk, Förderturm, Dauerausstellung, Sonderausstellung.
Garderobe
Eine Garderobe fiel mir ehrlich gesagt gar nicht auf. Im Schaubergwerk von Bochum spielte sie deswegen für mich keine Rolle, weil ich wusste, das ich mich gleich in die etwas kühleren Stollen begeben würde und anschließend rauf zum Förderturm fahren würde. In beiden Fällen war es besser die Jacke an zu behalten.
Museumsshop
Es gab gleich zwei Shops. Während ich in einem sehr viele Bücher über das Thema Bergbau vorfand, gab es im anderen die Möglichkeit Minerale zu kaufen. Ich wollte mich aber weder mit dem einen noch dem anderen belasten, sondern ging gleich zum Aufzug, der mich in das Schaubergwerk führen sollte. Beim Ausgang holte ich mir aber dann einige Prospekte über weitere Industriedenkmäler im Ruhrgebiet, darauf solltet ihr nicht vergessen!
Führung
An Wochenenden wird leider keine Führung durch das Schaubergwerk angeboten. Dadurch hatte ich aber mal die Chance die Stollen alleine zu erleben. Falls gerade keine anderen Besucher anwesend sind, kann das auch ein Erlebnis für sich sein.
Bemerkenswert finde ich die spezielle Art der „Tonbandführung“, die als Ersatz angeboten wurde. An bestimmten Stellen befanden sich massive gelbe Kästchen, wo ich die Informationen in Deutsch und Englisch einschalten konnte. Daraufhin ertönte eine Stimme ziemlich laut aus einem Lautsprecher die den entsprechenden Teil des Stollens erklärte. Ich empfand das als originelle Idee, weil was soll man in einem altehrwürdigen Bergwerk mit diesen sonst üblichen filigranen Tonbandgeräten?
An Werktagen würde ich aber schon die Führung empfehlen. Ich habe sie mal vor vielen Jahren mitgemacht und konnte sowohl durch die Erzählungen des Bergmannes als durch Gespräche in der Gruppe viel erfahren.
Schaubergwerk
Das Schaubergwerk besteht aus mehreren sehr lang gestreckten Stollen, in denen ich viel über die verschiedenen Maschinen im Bergwerk lernen konnte. Besonders beeindruckend fand ich die Darstellungen über die verschiedenen Methoden solche Stollen abzustützen („Stempel“). Einige Stollen sahen durch diese Stempel schon fast wie Gänge einer Raumstation aus.
Von den Kleinteilen fand ich die Rettungsbombe am Spannendsten. Das ist ein Gerät, das bei Bergwerksunglücken durch einen eigens gebohrten Schacht runter gelassen wird, um die unglücklichen Bergleute damit zu bergen. Bei der Führung vor vielen Jahren wurde den Besuchern angeboten sich mal in so eine Bombe rein zu legen, was dann von den Kindern in Anspruch genommen wurde.
Die Stollen sind übrigens breit und auch ausreichend hoch. Ich musste nicht um meinen Kopf oder um meine Kleidung fürchten. Lediglich auf den Boden sollte man schon achten, damit man nicht über eine der Schienen stolpert, wo früher die Loren bewegt wurden.
Die Bewegung mit Rollstühlen stelle ich mir deshalb im Schaubergwerk schwierig vor, aber in der Dauer- und Sonderausstellung sollten sie sich leicht bewegen lassen.
Bei der „Ausfahrt“ aus den Stollen gab es dann leichte Verwirrung bei mir und auch andere Anwesenden. Wir standen zwar alle am Aufzug aber der sonst übliche Rufknopf fehlte!
Stattdessen ein roter Buzzer, der mich aber eher an einen NOT AUS Schalter erinnerte. Und auf der anderen Seite eine übergroße gelbe Tafel, die erklärte, wie man mit einem Schlägel Rufzeichen für den Förderkorb absetzt. Ich hatte aber den Eindruck, dass das jetzt nicht mein Job wäre, den Aufzug durch Klopfzeichen zu holen.
Tatsächlich kam der Aufzug nach ein paar Minuten von selbst. Er wird von einem Mitglied des Museums bedient und fährt scheinbar in kurzen Abständen rauf und runter. Vielleicht sollte die Museumsleitung das besser kennzeichnen, damit nicht mal jemand im Stollen eine Panikattacke bekommt, nur weil er nicht mehr hinaus kann.
Förderturm
Nach dem Besuch der Schaubergwerks würde ich empfehlen mit dem Aufzug auch auf den Förderturm hoch zu fahren. Nach dem Ausstieg aus dem Lift musste ich dann noch ein paar Meter über eine Metalltreppe hochklettern, um zu den Antriebsrädern des historischen Förderkorbs zu kommen. Von oben hatte ich dann einen schönen Blick über Bochum.
Von unten sieht der Aufstieg vielleicht für manche etwas riskant aus, aber das ist ja nur die Nottreppe. Der Aufenthalt oben ist völlig unbedenklich, das Geländer ist engmaschig und übermannshoch.
Ausstellung
Die Ausstellung habe ich mir diesmal nicht genau ansehen können und so muss ich auf die Erinnerungen von meinem letzten Besuch zurück greifen. In mehren großen Sälen konnte ich damals sehr viel über die geschichtliche Bedeutung des Bergbaus lernen. Das begann bei der ersten Abbaumethoden in der Frühzeit bis zu den heutigen Hochleistungsbaggermaschinen.
Weiters wurden mir auch die verschiedenen Ausdrücke der Bergleute nahe gebracht und ihre Bedeutung für das Funktionieren eines Bergwerkes erklärt. Vieles hatte ich ja schon mal in der Zeitung gelesen aber die Bedeutung kannte ich bis damals noch nicht („Wetter“, „Spiel“, „Wasserhaltung“)
Bemerkenswert fand ich auch die Sammlung von Zierbriketts. Scheinbar war und ist es üblich Briketts zu bestimmten Anlässen besonders schön zu verzieren. Dadurch konnte ich einiges über bestimmte Jahrestage aber auch über verschiedene politische Ereignisse erfahren.
Auch der wirtschaftliche Aspekt des Bergbaus wurde mit großen Schautafeln gezeigt. Als Freund der alten Römer war ich übrigens sehr begeistert in dieser Ausstellung auch eine alte Gußform für römische Goldbarren zu sehen.
Sonderausstellung
Und genau die Römer hatten mich ja auch nach Bochum geführt. Ich wollte mir die Ausstellung über das „Gold der Karpaten“ ansehen. Dabei ging es um die Geschichte eine antiken Goldabbaustätte in Rumänien, die schon den Römern bekannt war und bis heute in Funktion ist.
Da ich mich sehr für die römische Geschichte interessiere, wollte ich mir diese Ausstellung ansehen, um mein Wissen über diese Epoche abzurunden.
Tatsächlich habe ich jetzt als Folge einen Ort mehr auf meiner Reiseliste! Die alten römischen Stollen sind noch immer begehbar und natürlich möchte ich mir das mal persönlich ansehen (Rosia Montana in Rumänien)
Ansonsten war die Sonderausstellung nicht so interessant. Es gab sehr viel Bilder zu sehen, die aber erst eine Zeit behandelten, als die Gebiete bereits im Machtbereich der habsburgischen Donaumonarchie lagen. Spannend war vielleicht noch ein Film aus den 50iger Jahren. Hier hatte ein Forscher die Anlagen gefilmt, als sie noch nicht durch einen moderneren Bergbau zerstört wurden. Das Filmdokument zeigt also Dinge, die es heute nicht mehr gibt.
Gastronomie
Während ich mich diesmal auf ein leckeres Abendessen in Bochum selbst freute, hatte ich damals Gelegenheit im Café des Museums zu essen. Es handelte sich damals um ein Selbstbedienungscafé wo ich auch eine größere warme Mahlzeit zu mir nehmen konnte.
Ein Essen zwischendurch war damals schon deshalb notwendig, weil ich insgesamt gut drei Stunden im Museum verbracht hatte. Davon dauerte die Führung durchs Bergwerk schon fast eine Stunde.
Resümee
Das Schaubergwerk und die Dauerausstellung ist wirklich ein Erlebnis und sehr bildend. Ich kann es jedem empfehlen, die sich mal umfassend über den Bergbau informieren möchten oder die es prickelnd finden, sich mal unter Tage zu bewegen. Die Sonderausstellung entsprach nicht meinen Erwartungen, hier wäre ich nach Studium der Webseite auch ausreichend informiert gewesen.
Stand: Februar 2003