„Einmarsch ’38“ (HGM)

Verschlagwortet mit ,

Ausstellung "Einmarsch '38" im HGM Wien

Im Jahre 2008 widmete sich das Heeresgeschichtliche Museum (HGM) in Wien mit der Ausstellung „Einmarsch ’38“ dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich. Die Ausstellungsgestalter legten dabei ihr Augenmerk auf die militärischen Aspekte dieses Einmarsches.

Ausstellung „Einmarsch ’38“ im HGM

Die Ausstellung zeigte anhand von einigen Objekten und viel Bild- und Kartenmaterial den Ablauf des Einmarsches in den Märztagen 1938. In Kontrast dazu verdeutlichten Skizzen die geplanten Abwehrmaßnahmen der österreichischen Armee. Der Verteidigungsbefehl wurde aber nicht erteilt. Eine Reihe von Dokumenten zeigte, wie das österreichische Heer kampflos in die deutsche Wehrmacht integriert wurde.

Ich besuchte die Ausstellung mit der Erwartung, etwas mehr über die Verteidigungspläne des österreichischen Militärs und über die genauen Einmarschabläufe zu erfahren.

Die Verteidigungspläne des österreichischen Militärs

Vor allem hätte mich interessiert, wie sehr der tatsächliche Einmarsch zu den Verteidigungsplänen passte. Durch Karten in der Ausstellung gelang mir das auch sehr gut.

So war jener Plan zu sehen, den Feldmarschallleutnant Alfred Jansa gemeinsam mit der Operationsabteilung des Generalstabs ausgearbeitet hatte. In Gegenüberstellung dazu konnte ich auf einer weiteren Karte den genauen Ablauf der Besetzung Österreichs durch die deutsche 8. Armee verfolgen, wobei sogar das tageweise Vorrücken gut sichtbar wurde.

Zum Beispiel erreichten die Bodentruppen meine Heimatstadt Graz relativ spät. Den Flughafen der Stadt besetzten deutsche Luftlandetruppen hingegen schon etwas früher.

Figurinen und Fahrzeuge

Umrahmt wurden die beiden Karten durch eine Vielzahl von Figurinen. Diese trugen Uniformteile und Waffen des österreichischen Heeres bzw. der deutschen Wehrmacht. Hier konzentrierte ich mich auf die österreichischen Figurinen, da ich Uniformen aus der Zeit der ersten Republik bisher noch nicht so oft gesehen hatte.

Die Figurinen waren im Maßstab 1:1 entweder in voller Größe oder als Halbfigurinen ausgeführt. Für Sammler wohl interessant waren auch einige ausgestellte Krauhs-Figurinen.

Interessant dazu auch einige Fotos, die Fahrzeuge und schweres Gerät des österreichischen Heeres zeigten. Zum Beispiel eine Austria-Daimler Motorkarette (ADMK) oder Panzerkampfwagen vom Typ Fiat-Ansaldo CV-35.

In diesem Zusammenhang gab es auch vor dem Museum als Eye-Catcher einen alten Lastkraftwagen Typ AFL von Austro Fiat zu sehen.

Etwas merkwürdig und für mich eine neue Erfahrung waren jene Bilder, die die Übernahme der österreichischen Einheiten in die deutsche Wehrmacht zeigten. Einige Einheiten waren ja zu einem Gegenbesuch in deutsche Städte kommandiert worden, unter anderem nach Berlin und Augsburg.

Die Uniformen waren aber noch nicht vollständig auf die neuen Verhältnisse angepasst worden. So sah ich Fotos, wo die Soldaten noch den österreichischen Doppelkopfadler am Helm trugen. Auf der Feldbluse prangte aber schon der Hakenkreuzadler.

Wie die Übernahmen in die deutsche Wehrmacht unterschiedliche Karrieren auslöste, zeigten mir eine Reihe von bebilderten Biografien österreichischer Offiziere.

Einige machten Karriere bis in die höchsten Ränge wie zum Beispiel Generaloberst Alexander Löhr. Andere fügten sich trotz anfänglichen Widerstands bald in die neuen Verhältnisse. Manche verblieben im Widerstand und wurden hingerichtet. Einige hatten aber gar keine Wahl, sie wurden wegen ihrer Abstammung von Anfang an verfolgt.

Die Dokumente der Muff-Kommission

Mit welcher Bürokratie die Übernahme der Offiziere erfolgte zeigten mir Dokumente der ‚Muff-Kommission‘. Eine Kommission unter Leitung des deutschen Militärattachés in Wien General der Infanterie Wolfgang Muff.

Sie sollte prüfen, ob die Offiziere sowohl militärisch als auch politisch in die deutsche Wehrmacht passen. Und ob man pensionierten Offizieren gegebenenfalls wegen politischer Unzuverlässigkeit die Pensionen kürzen sollte.

So konnte ich in einem Dokument nachlesen, wie man dem eingangs erwähnten Schöpfers des Verteidigungsplanes Jansa, eben wegen seinen Verteidigungsbemühungen die Pension zu kürzen gedachte.

Auf anderen Listen konnte ich in Kurzfassung nachlesen, warum der entsprechende Offizier verabschiedet wurde. Zum Beispiel wegen feindlichen Verhaltens gegenüber den neuen Machthabern. Besonders makaber der Hinweis in mancher Zeile: tot.

So zum Beispiel im Falle General Zehners, der sich selbst tötete. Zur besseren Illustration dieses Ereignisses hing in der Ausstellung jenes Bild, das bei diesem Selbstmord durch die Patrone beschädigt wurde.

Was gab es noch zu sehen? Die Filmaufnahmen waren mir teilweise neu, zeigten sie auch Marschkolonnen in ansonsten weniger besprochenen Städten wie zum Beispiel Villach. Bei einer Fotoserie lernte ich zum ersten Mal die Technologie des Raumbildalbums kennen. Eine Variante Abgebildetes dreidimensional darzustellen.

In Bezug zum österreichischen Bundesheer fiel mir noch ein Detail auf, wonach die Truppe in der ersten Republik nicht weniger als 80 Assistenzeinsätze durchführte. Dazu gehörte neben den Einsatz bei Katastrophenfällen auch die Niederschlagung von Unruhen, welche von verschiedensten politischen Richtungen ausgingen.

Fazit

Die Ausstellung „Einmarsch ’38“ empfand ich als interessant, da sie einen einzelnen Aspekt sehr genau beleuchtete. Sie zeigte mir, wie die Integration des Österreichischen Bundesheeres in die deutsche Wehrmacht verlief und welche Konsequenzen dies für die einzelnen Soldaten und Offiziere hatte.

Quellen / Weiterführende Links

  • Link Offizielle Webseite des Heeresgeschichtlichen Museums mit Öffnungszeiten