Die Fillgraderstiege wurde in den Jahren 1905 bis 1907 nach Plänen des Architekten Max Hegele errichtet. Die Freitreppe verbindet im 6. Wiener Gemeindebezirk Mariahilf die Fillgradergasse mit der Theobaldgasse. Architektonisch wird sie dem Wiener Jugendstil zugeordnet. [Englisch]
Die Freitreppen in einer Stadt
Städte werden gerne in der Ebene errichtet. An einer flachen Stelle. So möchte man meinen. Was vielleicht für das Zentrum einer Siedlung gilt, entspricht nach einigen Jahrhunderten Wachstum nicht mehr der Realität. Auch in Wien merke ich, wie ich manche Straßen in eine Richtung leichtfüßig bewältige. Die Gegenrichtung fällt merkwürdigerweise schwerer. Der Grund mag die fast unscheinbare Steigung in der Straße sein.
Wirklich sichtbar werden diese sanften Steigungen nur in Fällen von großen Freiflächen, wie etwa dem Belvedere Garten in der Nähe des Wiener Hauptbahnhofes. Nach Ankunft mit dem Zug blicke ich hier regelmäi´ßig auf die Innenstadt hinunter. In den inneren Bezirken selbst, sind es dann die Freitreppen, die Niveauunterschiede zwischen zwei Straßenzügen aufdecken. Freitreppen, die in Wien Stiegen genannt werden. Eine österreichische Varietät der deutschen Sprache.
Die Fillgraderstiege in Mariahilf
Bei Beispiel dafür ist die Fillgraderstiege, deren Jugendstil daran erinnert, dass hier schon längere Zeit die Menschen auf und ab gehen. Interessanterweise verfügt diese Stiegenanlage über einen Innenraum, der allerdings zum Zeitpunkt meines Besuches einen verschlossenen Eindruck machte. Tatsächlich war hier von 1985 bis 2010 ein Stehcafé mit Gemäldegalerie untergebracht.
Mit ihrem Namen erinnert die Stiegenanlage an Marie Anna Fillgrader (1763–1831), die sich im umliegenden Stadtviertel wohltätig engagierte. Eine interessante Namenswahl, da ansonsten viele Bauwerke sich eher der Erinnerung an Dichtern, Musikern und Politikern widmen.
Die Schönheit der Fillgarderstiege bleibt auch in der Gegenwart nicht unerwähnt. So kürte sie die italienische Gesellschaft „Marketing e TV“ zur viertschönsten Stiege Europas. Das ist bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass die ersten Plätze an so großartige Anlagen wie die Spanische Treppe in Rom und die Treppenanlage zur Basilica Sacré-Cœur de Montmartre in Paris gingen.