Geschäfte mit Kopien

Verschlagwortet mit ,

Ausstellung "Geschäfte mit Kopien" im Leopold Museum

Eine Ausstellung im Wiener Leopold Museum entführt in die Welt der frühen Fotografien. Die Möglichkeit, von Negativen eine beliebige Anzahl von Kopien anzufertigen, ließ bald Fotoverlage entstehen. Von einem dieser Verlage handelt die Ausstellung „Geschäfte mit Kopien“.

Ausstellung „Geschäfte mit Kopien – Der Fotografische Kunstverlag Otto Schmidt“

Kleiner Exkurs: Das Ausstellungsthema erinnert mich an meine Jugendzeit. Anlässlich von Fußballweltmeisterschaften sammelten wir mit viel Eifer Fotos von Spielern und klebten diese in eigens dafür aufgelegte Alben. Die Kosten blieben dabei überschaubar, die Höhe des Taschengelds limitierte größere Kaufbemühungen.

Doch schon mehr als 100 Jahre früher sammelten Menschen Fotos. Die Hintergründe dazu waren aber andere. Wie sich damals Angebote und Nachfrage gegenseitig befruchteten und welche technischen Hilfsmittel angewendet wurden, das erfahre ich in dieser Ausstellung im Detail.

Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Photoinstitut Bonartes, auf deren Webseite ich später noch eine interessante Fotodatenbank und Scans von Fotobüchern entdecke.

Zurück zur Ausstellung: Gleich zu Beginn empfängt mich ein ein großes Foto vom ehemaligen Eingang des Fotografischen Kunstverlags Otto Schmidt. Passanten im Vordergrund zeigen mir durch ihre Kleidung das hohe Alter der Aufnahme an. Schnell bin ich auf den Zeitpunkt der Ausstellung eingestimmt.

Ein Fries mit zwei Ebenen

Die Ausstellung ist einfach strukturiert. Fast alle Informationen erstrecken sich wie ein Fries entlang den vier Wänden eines großen Raumes. Lediglich ein paar Vitrinen, Guckkästen und ein Film lassen die Mitte des Raumes nicht leer wirken. Die Informationen sind auf zwei Ebenen verteilt. Die teilweise würzigen Details liegen in Vitrinen auf. Hier erfahre ich viel über jene Fotoserien, die der „Schönheit der Frauen“ gewidmet waren.

Die zweite Ebene verblasst dagegen etwas. Es sind Auszüge aus den Katalogen für weitere Fotoserien, die aber eher der Architektur gewidmet waren. Eine Fülle von Burgen- und Schlösserfotos, von Toren und Fensterkörben, ja sogar von Kachelöfen und sonstigen Details eröffnet sich mir. Teilweise kann ich die Beschreibungen in ihrer alten Druckschrift lesen und so beginne ich ein privates Ratespiel, wo so manches Foto eines Burghofes oder eines Schlossturmes entstanden sein möge.

Für mich interessant sind die Händestudien. Schon Albrecht Dürer und viele andere Maler widmeten sich der Darstellung von Händen. Für mich ein sehr nachvollziehbares Interesse. Erzählen Hände sehr viel über das Leben eines Menschen. Dass müssen sich wohl auch die Fotografen der ersten Stunde gedacht haben. Jedenfalls waren auch Fotos von Händen ein gern nachgefragtes Sujet.

Die Obstlerin vom Naschmarkt

Apropos Studien: Auch die „Wiener Typen“ waren den Fotografen eine Serie wert. Gab es doch davon recht viele in der Hauptstadt der österreichischen-ungarischen Monarchie. Dazu zählten sowohl der reiche Stutzer als auch die bettelarme Lumpensammlerin. Eine kleine Berühmtheit scheint eine Obstlerin vom Naschmarkt geworden zu sein. Ich würde die Marktfrau mit auffallend roten Wangen aber noch nicht als IT-Girl bezeichnen.

Fotografiert wurde übrigens in schwarz-weiß. Dennoch gab es auch Farbfotos zu erwerben, die waren aber nichts anderes als handkolorierte Aufnahmen. Die Handarbeit lässt sich an gewissen Details ablesen. So schwanken die Farbtöne bei ansonsten gleichen Motiven. Was dazu einlädt, über die psychologische Wirkung von Farben nachzudenken. Wohl gesetzte Farben können das Elend von so mancher Biografie beziehungsweise Gegend kaschieren.

Fazit

Die Ausstellung „Geschäfte mit Kopien – Der Fotografische Kunstverlag Otto Schmidt“ bildet eine interessante Einführung in die Geschäftswelt der frühen Fotoserien. Als Besucher bekam ich einen Einblick sowohl in die handwerklichen Abläufe als auch in die werblichen Maßnahmen.

Quellen / Weiterführende Links

  • Link Offizielle Webseite der Ausstellung „Geschäfte mit Kopien“