Im Juli 2004 besuchte ich das Glasmuseum von Passau und lernte dort eine Sammlung aus 30.000 Gläsern kennen. Zum Museumserlebnis zählten aber auch das Alter des Gebäudes und die Einrichtung.
Das Glasmuseum und der Wilde Mann
Ein wilder Mann im Glasmuseum, kann das gut gehen? Des Rätsels Lösung: Das Glasmuseum von Passau befindet sich in einem Gebäudekomplex, der umgangssprachlich als der Wilde Mann bekannt ist. Die Räume des Museums verteilen sich über vier verschiedene Gebäude, die noch dazu ein Hotel mit dem Namen „Der Wilde Mann“ beherbergen.
Der Spaziergang durch das Museum gestaltet sich dementsprechend abwechslungsreich. Mal gehe ich unter den strengen Blicken eines Säulenheiligen entlang von alten Vitrinen, mal blicke ich selbst in die Tiefe eines Lichthofes. An einer anderen Stelle lässt eine von starken Balken gehaltene Dachschräge den Raum plötzlich doppelt so hoch erscheinen.
Friedrich Dürrenmatt soll gesagt haben: „Das ist das schönste Glashaus der Welt“. Ob ich seine Meinung teile? Ich finde zumindest die Kombination aus altem Glas und alten Gemäuer bemerkenswert. Und die reich verzierte Decke direkt unter dem Dach lässt auch das Museum selbst zu einer Augenweide werden.
Das Hotel „Wilder Mann“ macht übrigens immer wieder zwinkernd auf sich aufmerksam. So sehe ich in einem Nebenraum eine Glasvitrine mit edlen Handschuhen. Diese wurden einst von Kaiserin Elisabeth „Sisi“ von Österreich getragen, die hier auch schon mal Gast war. Im Hotel wohlgemerkt.
Die Sammlung des Passauer Glasmuseums
Zurück zum Glasmuseum. Dieses wurde im Jahre 1985 von niemand geringeren als Neil Armstrong eröffnet. Damit zählt Mr. Armstrong zu den wenigen Erdenbürgern, die sowohl einmal auf dem Mond als auch in der Drei-Flüsse-Stadt gewesen sind. Doch die Größe der Sammlung hat zweifellos einen großartigen Menschen als Eröffnungsgast verdient.
Laut Selbstdarstellung bildet das Passauer Glasmuseum mit einer Sammlung von 30.000 Stücken das weltgrößte Museum zum Thema Europäisches Glas. Die gesammelten Gläser stammen aus einer Zeit von 1650 – 1950 und Ländern wie Bayern, Böhmen, Schlesien und Österreich.
Stilrichtungen und Glashütten
Besucher des Glasmuseums in Passau sehen Werke aus so interessanten Stilrichtungen wie im Folgenden aufgezählt:
- Barock und Empire
- Biedermeier
- Historismus
- Jugendstil
- Art déco & Moderne
Aber es gibt noch eine andere Einteilung, die ich recht interessant finde. Dank der Vielzahl an Ausstellungsstücken, lassen sich im Museum die Unterschiede der einzelnen Glashütten erkennen. Und damit sind bereits die nächsten Ausflugsziele vorherbestimmt. Denn einige dieser Hütten befinden sich nicht weit von Passau entfernt im Bayerischen Wald.
Das Rotel – eine besondere Reiseform
Interessanterweise wurde in dem Museum auch für eine spezielle Reiseform Werbung gemacht. Dabei handelte es sich um rollende Hotels, kurz Rotel genannt. Sowohl das Glasmuseum als auch diese Rotel Tours gehen auf denselben Gründer – Hrn. Georg Höltl – zurück. Diese rollenden Hotelzimmer habe ich bisher noch nicht selbst genutzt, sie waren mir aber durch ein humorvolles Buch von Manfred Schmied („Das schnellste Hotel der Welt“) bereits bekannt.
Stand: Juli 2004