Heeresgeschichtliches Museum (HGM)

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Heeresgeschichtliches Musuem (HGM) in Wien

Immer wenn ich am Wiener Südbahnhof eintraf, sprangen mir die altmodischen Plakate des nahen Heeresgeschichtlichen Museums (HGM) ins Auge. So war es nur mehr eine Frage der Zeit, wann ich dieses Museum besuchen würde.

Die Architektur des HGM

Und so stand ich an einem kalten Wintertag im Januar 2005 an den Toren eines der architektonisch bemerkenswertesten Militärmuseen Europas. Das als Kaserne errichtete Museum ähnelt mit seinen neugotischen und maurischen Architekturelementen fast schon einer orientalischen angehauchten Festung aus dem Mittelalter.

Errichtet wurde das Gebäude aber erst in den Jahren 1850 bis 1856 nach den Plänen von Ludwig Foerster und Theophil Hansen.

Die Themen des HGM

Über den Inhalt ließe sich kurz sagen, dass die Militärgeschichte Österreichs vom 16. Jh. beginnend bis heute dargestellt wird. Dazu noch ein Panzerpark im Garten, der allerdings während meines Besuches leider geschlossen war.

Aber nun zur Ausstellung selbst. Ich begann meinen Ausflug in chronologisch richtiger Reihenfolge im ersten Obergeschoß des Gebäudes. Dazu musste ich zunächst die Prunktreppe bezwingen, misstrauisch beäugt von einer Reihe von Feldherren, deren Statuen in der Halle aufgestellt waren.

Oben angelangt hielt ich mal den Atem an, den was ich hier sah, würde wohl eher in den Palast eines orientalischen Fürsten passen, als in den Räumen eines heeresgeschichtlichen Museums.

Denn ich stand in der Mitte einer großen Halle, umgeben von zahlreichen eher eng stehenden Säulen und betrachtete fasziniert die Kuppel des Raumes. Die Decke war verziert mit Schlachtenszenen, eingefasst in golden wirkenden Rundbögen.

Nachdem ich fertig gestaunt hatte, wandte ich mich nach links, wo ich die Geschichte Österreichs von der Zeit des Dreißigjährigen Krieges bis zum Zeitalter des Feldherren Prinz Eugen vorfinden sollte.

Die Türkenkriege im HGM

In diesem Zeitraum fielen die Türkenkriege und so stand ich bald zahlreichen Gegenständen gegenüber, die die Türken bei ihren beiden Belagerungen von Wien zurückgelassen hatten. An Schlachtengemälden mit Szenen jener Zeit fehlte es nicht, darunter das berühmte Bild vom Sturmangriff der kaiserlichen Entsatztruppen auf das belagerte Wien 1683.

Derartig auf Österreichs weitere Geschichte eingestimmt wandte ich mich nun dem anderen Flügel des Gebäudes zu, indem ich wieder ein paar Jahrhunderte zurückmarschierte, die tolle Halle mit den Säulen durchquerte, und nun in die Zeit der Franzosenkriege und Revolutionen eintrat.

Die Franzosenkriege im HGM

Hier wurde ich schon mal zünftig mit der französischen Hymne begrüßt. Entsprechend motiviert schritt ich zu den Klängen der Marseillaise die zahlreichen Büsten ab, die mir in den Begleittexten etwas über verschiedene österreichische Feldherren erzählten.

Die französischen Klänge irritierten mich dabei kein bisschen, war doch die Geschichte Österreichs in jener Zeit doch sehr eng mit Frankreich verwoben, zeitweise sogar vermählt. Der große Napoleon war für ein paar Jahre mit einer österreichischen Kaisertochter verheiratet. Ihr gemeinsamer Sohn lebte und starb in Wien.

Neben all den Uniformen, Säbel, Trommeln und Medaillen fiel mir übrigens ein Schaustück besonders ins Auge. Es handelte sich dabei um einen Ballon, den die Franzosen schon Ende des 18. Jh. bei ihren Feldzügen zur Erkundung der gegnerischen Stellungen einsetzten.

In denselben Sälen wurde auch über die Zeit der Revolution 1848 berichtet, eine reichlich verworrene Geschichte. Anhand einer CD-ROM orientierte ich mich über die Ereignisse an jenen Revolutionstagen in und um Wien. Die CD war zwar nicht sehr informativ, sie stellte aber eine beeindruckende Sammlung von Gemälden und Skizzen über diese schlimmen Ereignisse dar.

Der 1. Weltkrieg im HGM

Leider kam es ja in der österreichischen Geschichte später noch schlimmer, den der Erste Weltkrieg brach aus. Dazu musste ich aber wieder ein Stockwerk tiefer gehen. An einer Sonderausstellung über Bilder von Kurt Weil vorbei, gelangte ich nun in den Franz-Joseph-Saal. Dieses wurde dominiert von einem alten Automobil, das an einem sehr entscheidenden Ereignis beteiligt war.

Der Unglückswagen von Sarajewo im HGM

Es war jenes Auto, in dem Erzherzog Franz Ferdinand 1914 in Sarajewo tödlich verwundet wurde. Der Wagen schien es bis auf ein paar Schusslöcher gut überstanden zu haben. Der Erzherzog bekanntlich weniger, was die ebenfalls ausliegende blutbefleckte Uniformjacke und das Sofa daneben deutlich darstellten. Auf diesem Sofa hauchte er sein Leben aus und bald darauf begann der Erste Weltkrieg.

Dieser begrüßte mich mit einer drohenden Kanone, die mir finster aus dem nächsten Raum entgegen starrte. Dabei handelte es sich aber nicht um einen kleinen Einpfünder. Nein, es war vielmehr ein Riesengeschütz mit einem mächtigen Ladekran zum Einführen der Munition in die Abschussvorrichtung.

Während die bisherigen Schaustücke irgendwo in der nicht greifbaren Vergangenheit lagen und mich nur im abenteuerlichen Sinne berührten, ging es mir ab nun schon etwas mehr unter die Haut. Ein Film zeigte mir Szenen aus dem Ersten Weltkrieg, wo zum Beispiel sehr gut raus kam, wie die Begeisterung der Soldaten allmählich im Schnee des Ostens, im Eis der Alpen und im Schlamm Frankreichs versiegte.

Die ausgestellten Gegenstände waren nun nicht mehr bunt und glitzernd, sondern nur mehr schmutzigbraun. Zum Teil auch überraschend pervers, wenn ich mal an die gezeigten Totschläger für die Grabenkämpfe denke. Auch die zahlreichen Gemälde von Schlachten machten einen eher depressiven Eindruck auf mich.

Bizarr dazu noch zwei aufgebaute Panzerkuppeln (eine davon von einer alten österreichischen Festung tief in der heutigen Ukraine), wo Granattreffer tiefe Risse erzeugt hatten, und wo in der einen Kuppel das Eisen der Granate mit dem Eisen der Kuppel zu verschmelzen schien. Irgendwie bekam ich schon Ohrenschmerzen allein von dem Gedanken, wie laut der Einschlag für die Leute in diesem Bunker gewesen sein muss.

Österreich nach 1918 im HGM

Es wurde nicht schöner, wenn es auch interessant blieb. Das Museum hatte nun seinen Glanz verloren. Die Räume waren nüchtern und moderner geworden, und das Kriegsgerät zunehmend technischer und vertrauter.

In zwei weiteren Filmen informierte ich mich über die Ereignisse Österreichs von 1918 bis 1945. Mir wurde dabei mulmiger und unbehaglicher. Scheinbar haben wir Österreicher uns in der Zeit von 1918 bis 1938 einander überhaupt nicht gemocht.

Die 1. Republik im HGM

Mehrere Parteien hielten sich ihre eigenen bewaffneten Verbände, die zu verschiedenen Anlässen sich zumindest prügelten, manchmal auch beschossen. 1934 kommt es dann zum großen Knall, ein Zusammenstoß zwischen Heimwehr und Schutzbund führt zu einen Bürgerkrieg. Ein wenig später stirbt der Kanzler bei einem Putsch der Nationalsozialisten.

Auch hier einiges Material über jene Zeit. Auch hier ein Sofa, auf dem der angeschossene Kanzler Dollfuss sein Leben aushauchte. Erschreckend für mich zahlreiche Plakate, in denen Österreicher aufgefordert werden, dem jeweils anderen Landsmann nicht zu trauen. Das Alles mit herabwürdigenden Bezeichnungen formuliert, wie etwa Pfaff (Geistlicher), Bonze, Jude, Bolschewik usw.

Der 2. Weltkrieg im HGM

Wenn sich zwei streiten, freut sich bekanntlich der Dritte, beinahe übergangslos gelange ich in jenen Teil der Ausstellung, als das völlig zerstrittene Österreich an das Deutsche Reich angeschlossen wurde, und auf den österreichischen Uniformen das Hakenkreuz auftauchte.

Zahlreiche Uniformen zeigten mir das Hakenkreuz auf verschiedenem Grund, das Weiß der Marine, das Grau der Wehrmacht, das Blau der Luftwaffe, aber auch das Schwarz der SS. Dazu noch zahlreiche Waffen und das eine oder andere interessante Dokument.

Darunter zum Beispiel ein Faksimile von jenem Walküre Befehl, mit dessen Hilfe am 20. Juli 1944 in Wien versucht wurde, die Truppen der Gestapo und der SS mit Hilfe von Wehrmachtseinheiten zu verhaften.

Aber auch schwere Waffen wurden gezeigt. Darunter das Riesending eines Flugabwehrgeschützes (die berühmte 8,8). Kalt und drohend stand es hier, den Blick jedes Besuchers sofort auf sich ziehend. Da mich keine Schranken daran hinderten, sah ich es mir in Ruhe an, beäugte all seine Detail. Ich versuchte alle technischen Raffinessen zum Einstellen und Ausrichten der Waffe zu verstehen.

Und leicht schaudernd betrachte ich den steilen Anstellwinkel des Rohres, in dem die Ladeschützen quasi in Akkord die schweren Sprenggranaten einschieben mussten, sorgfältig darauf achtend, das sie sich an nichts die Finger verbrannten, klemmten oder zertrümmerten.

Das dann alles trotzdem in Trümmer fiel, zeigten mir verschiedene Aufnahmen, auch geborstene Bunkerteile der Auffangstellungen im Osten Österreichs wurden gezeigt.

Die Österreichische Marine im HGM

Nach so viel Schrecken und Entsetzen über menschlichen Irrsinn und Dummheit gelangte ich in den letzten Teil des Museums. Dieser war der Marine Österreichs gewidmet.

Nun, das kleine Gebirgsland Österreich war doch tatsächlich auch mal eine Seemacht mit schönen Häfen in Triest, Fiume und entlang der dalmatinischen Küste.

Auch bauten wir neben kleinen Schiffen mehrere große Schlachtschiffe, die wir aber nur ungern einsetzten, wie mir eine Tafel erklärte. So ein schönes Kriegsschiff könnte ja auch mal untergehen ‚und des hätt‘ dem Kaiser sicha net gfreut‘

Natürlich waren auch diese Schiffe Instrumente des Krieges und der Zerstörung, doch irgendwie merkt man es Schiffen nicht so an. So guckte ich fasziniert in ein riesiges Schnittmodell der ‚Viribus Unitis‘, wo ich genau erkennen konnte, wie sehr sich die großen Kanonentürme in ihrer Konstruktion bis ganz tief in den Rumpf fortsetzten. Besonders beeindruckte mit der große Stauraum für die Ankerkette. Dagegen winzig wirkten die Mannschaftsunterkünfte.

Aber auch Entbehrungen wurden dargestellt, zum Beispiel in Form von beeindruckenden Ölgemälden mit Motiven aus dem hohen Norden der Arktis. Dort hatte sich noch in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg ein österreichisches Schiff im Packeis verirrt und nur mit großer Tatkraft und Glauben an Gott gelang es der Mannschaft sich doch noch zu einem russischen Stützpunkt zu retten.

Fazit

Wenn auch das Heeresgeschichtliche Museum nicht das Größte auf seinem Gebiet sein mag, so war es doch das bisher Schönste für mich. An den Gang durch über die große Prunktreppe und durch die Säulenhalle werde ich noch lange denken, wenn ich die durch meinen Besuch gewonnen historischen Erkenntnisse schon längst wieder vergessen habe.

Quellen / Weiterführende Links

  • Link Offizielle Webseite des Museums mit Öffnungszeiten
  • Link Beschreibung des Museums auf Wikipedia
  • Link Liste mit weiteren Museen in Wien