Nach einer längeren Tour durch traditionellen Handwerksbetriebe Wiens schließen wir den Tag in dem nicht minder traditionellen Heurigen Alter Bach-Hengl. Vor der Freizeit kommt aber noch die Pflicht: Wir begeben uns auf die Suche nach dem Gemischten Satz. Ist ja für Autoren nicht unwesentlich.
Der Heurige Alter Bach-Hengl in Grinzing
Wir finden das Weingut Alter Bach-Hengl in der Sandgasse im Wiener Ortsteil Grinzing. Die ehemalige selbstständige Gemeinde ist heute nur noch eine Katastralgemeinde im XIX. Wiener Gemeindebezirk Döbling. Der Name Grinzing ist trotzdem allen Wiener geläufig, gibt es doch hier eine geballte Ladung Weinkultur zu genießen.
Herr Franz Hengl jun., der Besitzer des Heurigen, erwartet uns bereits. Sein Name ist übrigens Programm, leitet sich doch der Begriff Hengl von Hengler und damit von einem Weinausschenker ab. Es ist ein Besuch der Lagen geplant, auf denen die Trauben für den Gemischten Satz gedeihen. Damit ist schon verraten, dass der Gemischte Satz nichts mit Grammatik zu tun hat. Es ist vielmehr ein Begriff aus der Welt des Weines.
Der Gemischte Satz
Der Gemischte Satz ist ein Wein, der aus mehreren Rebsorten gemeinsam gekeltert wird. Wenn man hierzu die Anteile der ausgewählten Sorten richtig zusammenstellt, lässt sich die Vielschichtigkeit des Weins angenehm verbessern. Die Bezeichnung ist EU-weit geschützt und darf nur für Produkte aus Österreich angewandt werden. Eine wichtige Bedingung dabei ist, dass alle Rebsorten in einem gemeinsamen Weingarten nebeneinander gedeihen. Ein Link sagt mehr als 1.000 Worte: Der Gemischte Satz.
Der Blick vom Weinberg auf Wien
Eine Unterart vom Gemischten Satz ist der Wiener Gemischte Satz und damit sind wir beim Thema unseres Besuchs. Herr Hengl führt uns zu seinem Weinberg in Nussdorf mit Blick auf Wien. Für kurze Zeit gerät der Wein aus unserem Fokus. Der Panoramablick auf Wien nimmt den Sehsinn ganz in Beschlag. Ich halte nach dem Stephansdom Ausschau. Aber wie ich schon mal bei einem Blick vom Leopoldsberg feststellte: Der einst so mächtige Stephansdom ist nur ein Strich in der Landschaft. Die Hochhäuser rund um Wien haben ihm schon längst den Rang als deutlich sichtbaren Turm abgerungen.
Der Weinberg erstrahlt in vielen verschiedenen Grüntönen, die sich auf der anderen Seite irgendwo in den Hängen am Leopoldsberg verlieren. Hier wachsen also die einzelnen Worte – sprich die einzelnen Rebsorten – des Gemischten Satzes. Auf der Hinfahrt fielen mir Rosenstöcke auf, die jede einzelne Reihe von Weinstöcken zu begrenzen scheinen. Herr Hengl erklärt mir, dass diese Rosen zu einem ein netter Dekotrick sind, diese Rosenstöcke aber auch Weinschädlinge rascher anzeigen als die Weinstöcke selbst.
Die Stimmung im Heurigen
Nach dem Blick auf Wien und die Reben geht es zurück in das Heurigenlokal in der Sandgasse. Ein Buschen am Eingang zeigt: Ausg’steckt is! Das heißt, der Heurigen ist für seine Besucher geöffnet.
Bald biegt sich der Tisch unter den vorbereiteten Broten, Aufstrichen, Schinken, Speck und Hartwürsten. Dazu geschmackssteigernde scharfe Peperoni in gläsernen Schalen. Auch das eine oder andere Wachauer Laberl aus der Traditionsbäckerei Schmidl entdecke ich; gut erkennbar am großen S auf der Rückseite. Der Buchstabe ist das Markenzeichen dieser Bäckerei aus Dürnstein in der Wachau.
Unweit von unserem Tisch sorgen zwei Musiker in Tracht für Stimmung. Es ist ein Fehler zu glauben, sie würden nur Wiener Lieder beherrschen. Sie ziehen zu einer gesangsfreudigen Gruppe im Nebenraum weiter. Bald darauf dringt ein lautstarkes „Oh! Susanna“ an mein Ohr. Wien liegt näher an Alabama, als ich bisher dachte.
Das Publikum im Heurigen
Wir sind zunächst die einzige Kleingruppe. An den anderen Tischen sitzen Paare aber auch Einzelpersonen. Das überrascht mich. Ich hätte mir gedacht, die Stimmung beim Heurigen erlebt man am besten in Gesellschaft. Diese manifestiert sich im benachbarten Saal in Form von gesangfreudigen Bundesdeutschen, die gerade „Kufstein am grünen Inn“ intonieren.. Ich selbst probiere von der soeben gereichten warmen Platte, die mit großen Stücken Selchfleisch, Schweinsbraten und gebackenen Hühnerbrüsten bedeckt ist. Dazu gibt es das passende Sauerkraut.
Die Weinkarte im Heurigen
Auf der Weinkarte sehe ich viele Weißweine. Vom Weißen Burgunder über den Grünen Veltliner bis zum Chardonnay und dem Traminer ist alles vorhanden. Selbstverständlich gibt es auch den Gemischten Satz zu bestellen. Bei den Rotweinen entdecke ich Klassiker wie den Zweigelt. Aber auch mit einem Merlot oder einem Cabernet Sauvignon lassen sich die Gläser füllen. Wer es lieber hochprozentig liebt: Herr Hengl hält für seine Gäste auch einen feinen Pfirsich-Brand bereit. Die Weine scheinen allen zu munden. Das „Schwalbenlied“ kommt dem Chor im Nebenraum schon sehr geschmeidig über die Lippen.
Die Räume im Heurigen
Mit rund 1.000 Sitzplätzen gilt der Alte Bach-Hengl als der größte Heurige in Grinzing. Diese große Platzanzahl hätte ich allerdings nicht vermutet. Auf mich wirken die Räume kleinteilig, im Kellergeschoss sogar sehr klein. Dort teilen sich die Besucher aber auch den Platz mit einer alten Kelter (Weinpresse), deren Baum (Hebel) weit in den Raum ragt. Die schönen Bänke im Hof konnten wir leider nicht nutzen, ein Platzregen sorgte rasch für gähnende Leere.
Epilog: Der Gesangsverein aus dem Nebenraum zieht gerade mit dem Song „Muß I denn zum Städtele hinaus“ an uns vorbei. Ein Klassiker unter den Sperrstundenschlagern. Wie ziehen mit und bestellen ein Taxi für die Fahrt zurück ins Hotel.
Fazit
Das Highlight dieses Ausflugs war für mich der Blick über die Rebstöcke auf das moderne Wien. Der Gemischte Satz war süffig, wobei ich angesichts der hohen Temperaturen mehr dem Pfirsichsaft zusprach. Ja, es wird bei einem Heurigen wie dem Alten Bach-Hengl viel gesungen. Die Lieder bewegen sich aber weitab von traditionellen Heurigenliedern. Mitsingen ist also auch für Nicht-Wiener möglich.
Quellen / Weiterführende Links
- Link Offizielle Webseite des Heurigen Alter Bach-Hengl mit Öffnungszeiten
Offenlegung
Fotos und Texte entstanden im Rahmen einer Pressereise des Hotels Das Tigra. Die inhaltliche Gestaltung blieb zur Gänze mir überlassen.