Leonardo da Vinci in Wien

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Ausstellung "Leonardo da Vinci" in Wien

Schon als kleiner Junge hörte ich von einem sagenhaften Leonardo da Vinci, der sich im 15. Jh. als Erfinder hervorgetan haben soll. Seitdem war er für mich ein Synonym für Erfindergeist, ohne dass ich genau wusste, was er denn eigentlich erfunden und vorgedacht haben soll. Das war für mich ein Grund mal eine Ausstellung über ihn zu besuchen, die zurzeit im Vienna Art Center gezeigt wird.

Dieser Artikel erzählt über die Ausstellung im Vienna Art Center vom 04.03.2005 bis 31.07.2005. Ein Bericht über die Präsentation der Werke von Leonardo da Vinci im Jahre 2008/2009 finden Sie hier.

Ausstellung „Leonardo da Vinci – Mensch, Erfinder, Genie“

Das Vienna Art Center lag etwas versteckt im Hof des Schottenstiftes und war nur durch einem frei im Hof stehenden Aufzug und einer Treppe rundherum erreichbar. Um zur Ausstellung zu gelangen, musste ich also erst mal in die Tiefe steigen.

Unten angelangt befand ich mich in einem größeren Gewölbe, das zunächst noch etwas karg wirkte. Ein Schild wies mich in einen weiteren Gewölbegang, wo ich alsbald die ersten Modelle aus Holz entdeckte. Ich war in den unterirdischen Gewölben des benachbarten Schottenstifts angelangt.

Der Aufbau der Ausstellung

Und das passte genau zum guten Leonardo! Unter den mittelalterlichen Ziegelgewölben mit ihren Ecken und Winkeln kamen die nachgebauten Exponate von Leonardo so richtig schön zur Geltung.

Diese Nachbauten sollten mich dann stets nach demselben Prinzip die ganze Ausstellung begleiten. Auf einer kleinen Tafel waren die zugrundeliegenden Skizzen von Leonardo da Vinci abgebildet und deren Bedeutung in drei Sprachen erklärt (deutsch, englisch und italienisch).

Dazu konnte ich eine Rekonstruktion auf Basis der Skizzen aus nächster Nähe betrachten. Nicht ganz die Hälfte davon durfte ich auch bedienen, bei der anderen Hälfte stand auf einem großen Karton „Nicht berühren“.

Doch auch ohne Berühren waren die Modelle recht eindrucksvoll. Im ersten Teil der Ausstellung ging es vor allem um das Wasser. So wurde gezeigt, wie Leonardo da Vinci gerne über das Wasser gegangen wäre (tja, irgendwann will halt jeder mal Gott sein, gell?), oder wie er Wasser hochgepumpt hätte.

Ich schreibe in der Möglichkeitsform, den nicht alles, was der gute Leonardo skizziert hatte, wurde auch gebaut.

Das Zeitalter von Leonardo da Vinci

Damit ich auch ein wenig Verständnis für die Zeit rund um Leonardo gewinne, hatten die Ausstellungsgestalter auch einige Schautafeln aufgestellt, die mir über andere Erfindungen der Zeit berichteten.

Oder über die damals bekannten Politiker und Schriftsteller erzählten. So konnte ich besser verstehen, in welchen unruhigen Zeiten der gute Leonardo aufwuchs, der im Jahre 1452 als uneheliches Kind eines Bauernmädchens in dem norditalienischen Dorf Vinci geboren wurde.

Diese unruhigen Zeiten scheinen ihn animiert zu haben, allerlei Kriegsgerät zu entwerfen. Hier wirkten einige Ideen recht skurril. Da waren zum Beispiel ein fahrbarer Panzer oder eine spezielle Vorrichtung an Stadtmauern, mit der man Sturmleitern umwerfen konnte. Für die Gegenpartei entwarf Leonardo dafür praktischerweise Steigeisen, damit man solche Stadtmauern auch ohne Sturmleitern erobern konnte.

Darüber hinaus konstruierte er einen Fallschirm, der laut Tests von mutigen Fallschirmspringern tatsächlich funktioniert hätte. Natürlich entwarf er diese Fallschirme nicht im Zusammenhang mit dem Erstürmen von Stadtmauern, sondern vielmehr geschah es im Zuge seines unbändigen Wunsches, den Menschen mobil zu machen. Zum Beherrscher der Lüfte und der Meere sozusagen.

Dabei kümmerte er sich auch um Themen der Luftsicherheit, entwickelte Windmessgeräte und Anzeigen, ob man sich noch waagrecht zum Horizont befand. All diese Geräte konnte ich nun in den Gewölben persönlich sehen.

Wie nützlich waren seine Erfindungen?

Nun, bei manchen Geräten hatte ich schon stark das Gefühl, der gute Leonardo ging mit seinen Gedanken weit in die Irre. Bei anderen Erfindungen, zum Beispiel jenen im Bereich der Mechanik, war der Unterschied zu modernen Entwicklungen nicht mehr besonders groß.

So stand ein funktionierendes Fahrrad genauso in der Ausstellung, wie eine wasserbetriebene Holzsäge. Gerade in diesem Bereich gab es besonders viele Stücke zum Angreifen, die mir eine gute Gelegenheit gaben, die Gesetze der Mechanik zu verstehen. Auch das Prinzip der Kugellager wurde mir erstmals so richtig klar.

Bewundernswert auch, was sich die Menschen seinerzeit alles ausdachten, um Lasten leichter bewegen zu können. So gab es auch Krankonstruktionen und zahlreiche Zahnrad- und Spindelsysteme zu sehen. Was für einen Vorteil die Spindel gegenüber einem Zahnrad hat, konnte ich erstmals durch vorsichtiges Drehen an einem dieser Modelle so richtig gut verstehen.

Filme über das Leben von Leonardo da Vinci

Für die Ausstellung sollte man sich übrigens viel Zeit nehmen. Den es werden den ganzen Tag lang verschiedene Filme über Leonardo gezeigt, die quasi sein ganzes Leben und Werk abdeckten.

Ich sah nur jenen ca. halbstündigen Film über sein Wirken im Zusammenhang mit dem sehr berühmten Gemälde „Das letzte Abendmahl“ und war begeistert über die sehr klaren Darstellungen in dem Film.

Falls wer die Filme nicht auf den harten Stühlen im Gewölbe sehen möchte, kein Problem, sie sind auch im Museumsshop käuflich erwerbbar.

Vielleicht noch ein Wort zum Audioguide dieser Ausstellung. Dieser wurde in Form eines Mobiltelefons des österreichischen Mobilfunkunternehmens „3“ zur Verfügung gestellt und bot zu den ca. 60 Werken eine Erklärung in Bild und Ton. Die Animation war meistens eine Gegenüberstellung von ursprünglicher Skizze und rekonstruiertem Modell. In vielen Fällen zeigte die Animation moderne Anwendungen der Idee.

Fazit

Die Ausstellung gab mir einen guten Einblick in den Erfindergeist Leonardo da Vincis. Vieles, was ich bisher nur von Hörensagen kannte, sah ich als Modell vor mir stehen. Ich kann mir nun viel besser vorstellen, worin das technische Lebenswerk von Leonardo da Vinci bestand.

Stand: Juni 2005

Quellen / Weiterführende Links

  • Link Biografie von Leonardo da Vinci auf Wikipedia