Pharao siegt immer

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Ausstellung "Pharao siegt immer"

Der Pharao siegt immer! Warum eigentlich? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, eilte ich nach Mannheim, wo ich mir im Museum Weltkulturen diese Ausstellung über Krieg und Frieden in der Zeit des Mittleren und Neuen Reiches (2100-1070 v. Chr.) ansehen wollte.

Ausstellung (29.05.2005) – (11.09.2005)

Ursprünglich wurde sie ja bereits im Gustav-Lübcke-Museum in Hamm präsentiert, wo sie auch gestaltet wurde. Dabei wurden ca. 200 Exponate aus führenden Museen Europas und Amerikas gezeigt, wie etwa die staatlichen Museen Berlin und München, das Museo Egizio Turin, das British Museum London und das Museum of Fine Arts in Boston. Das alles stand nun in Mannheim und ich mitten drin.

So tauchte ich nach dem Kauf der Eintrittskarte erwartungsfroh in die Ausstellung ein und setze mich zu einem Einführungsfilm, der gleich im ersten Raum der Ausstellung angeboten wurde.

Der Film

Das lobe ich mir sehr. Filme sollten meiner Meinung nach auf die Ausstellung einstimmen und deshalb zu Beginn und nicht erst zu Ende oder in der Mitte gezeigt werden. So kann es auch nicht passieren, dass man kurz vor Sperrstunde noch mit einem halbstündigen Film konfrontiert wird, den man dann aus Zeitmangel nicht mehr sehen kann.

Der Film erklärte mir kurz die Zeitleiste des alten Ägyptens anhand der Begriffe Altes, Mittleres und Neues Reich. Außerdem erklärte er mir, worum es eigentlich in der Ausstellung geht. Warum der Pharao immer siegt. Die Antwort ist einfach: Es war Propaganda in Reinkultur. Auf Darstellungen siegte der Pharao immer, egal was wirklich passierte.

Nun, dermaßen eingestimmt, ging es mit mir rein in die Ausstellung, die zum Schutz der wertvollen Exponate mich mit einem Halbdunkel umhüllte, das sich durch die dunkelblauen Wände noch verstärkte. Gleich am Anfang wurde es kriegerisch, so lernte ich ein wenig die Kriegsgötter der Ägypter kennen und wofür sie stehen. Das wurde anhand von Zeichnungen, als auch Originalsteinen dargestellt.

Die Bildmotive

Als Nächstes lernte ich etwas über Bildmotive kennen. Es ging dabei um die Gefangenen der Ägypter. Dazu muss man eines wissen. Der Pharao siegt nicht nur immer, er macht auch immer Gefangene. Und diese Gefangenen unter der Knute oder zumindest unter den Füssen der ägyptischen Machthaber abzubilden, das war ein Lieblingsthema für die damaligen Steinmetze.

Welche Ausprägungen diese Motive annehmen konnten, sah ich an ein einer Vielzahl von Exponaten, die entlang der Wände der Ausstellung aufgehängt waren. Leider war die Beschriftung zeitweise etwas rätselhaft. Sie war zwar nicht in Hieroglyphen geschrieben, doch die Zuordnung des Textes zum richtigen Exponat gelang nicht immer sofort. Ein museales Suchspiel sozusagen.

Abgesehen von diesem kleinen Mangel hatten sich die Aussteller aber einiges atmosphärisches einfallen lassen. So streuten sie auf dem Boden Quarzsand entlang der Wände, die ein wenig das Gefühl von Wüste suggerierten. Zusätzlich schienen einige ‚ägyptische‘ Säulen den Raum zu stützen. Diese Säulen waren natürlich nicht echt, vielmehr waren sie in ihrer eher stilisierten Form eine Art angenehme Auflockerung des Stoffes.

Die Waffen

Den der Stoff war nicht gerade leicht. Nach so komplexen Themen wie die Darstellung der Gefangenen geriet ich in die Waffenkammer der Ausstellung. Hier wurden zahlreiche Waffen gezeigt und ich bekam eine ungefähre Ahnung, was einem bei der Schlacht um Kadesh so alles an Pfeilen um die Ohren flog; welche Schwerter und Dolche die Gewandung zerfetzte oder was einem schmerzhaft über den Fuß rollte.

Was kann schmerzhaft über einen Fuß rollen? Zum Beispiel ein Streitwagen. Von diesem gab es doch tatsächlich eine Rekonstruktion in der Ausstellung zu sehen. Nun, die Rekonstruktion sah eigentlich ganz unspektakulär aus, auf der Straße würde ich mich wahrscheinlich fast nicht danach umdrehen. Aber das ist auch wichtig, man sollte sich die Bilder von der Vergangenheit nicht unbedingt auf Grund von Hollywood Filmen machen. So eine Ausstellung holt einem wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.

Apropos Boden. Der Boden der Ausstellung wechselte ständig sein Aussehen, meistens waren es verschiedene Arten von Steinen. Diese waren aber nicht nur am Boden, sondern standen auch eigenartig beschriftet in vielen Vitrinen. Die Übersetzungen lasen sich durchwegs interessant. Da forderte ein Vasall mal eben Truppen beim Pharao an, … nur Truppen brauche er … Wagen hat er selber.

Während ich noch über diese Merkwürdigkeit von Bestellung nachdenke, werde ich von einer kleinen geführten Gruppe überholt, wo die engagierte junge Führerin den Besuchern sehr wortreich die Ausstellung erklärte. Ich bin ja selbst schon langsam beim Gucken, doch die Führerin war noch langsamer. So eine ausführliche Führung habe ich schon lange nicht mehr gehört. Fast bereute ich es, dass ich einen Audioguide in der Hand hielt.

Aber dieser tat auch gute Dienste, half er mir doch, meine Augen zu entlasten, und erzählte mir so manches ergänzende Info zu ausgestellten Gegenständen. So erfuhr ich auch einiges, wo der Pharao keine glückliche Figur machte, die Propaganda aber dies nie und nimmer einräumen wollte.

Die Waren

Im letzten Teil der Ausstellung ging es dann allerdings etwas friedlicher zu. Hier wurden verschiedene Waren gezeigt, die die Ägypter mit anderen Völkern tauschten, teilweise als reines Geschäft, teilweise aber auch in Form von Tributen. Da wäre wohl auch das eine oder andere gute Stück für die Damen unter uns gewesen. So gab es auch allerlei über Salben und Wohlgerüche zu erfahren.

Mit Tuja und Pepi ins Alte Ägypten

Doch dann forderte aber mein Magen seinen Tribut, Hunger stellte sich ein. Ich verließ den letzten Raum der Ausstellung eilenden Schrittes in Richtung Museumscafé. Dabei geriet ich noch in eine ganz andere Ausstellung, die sich ‚Mit Tuja und Pepi ins Alte Ägypten‘ nannte. Hier wurden verschiedene Elemente der ägyptischen Geschichte und Gesellschaft kindergerecht in einem kleinen Dorf aus stilisierten Hütten erklärt.

Nun, diese zweite Ausstellung empfand ich als guten Ausgleich zur Ersten. So können Eltern auch mit ihren Kindern die Ausstellungen besuchen. Während die Kinder eher bei Tuja und Pepi ihre ersten Erfahrungen mit der ägyptischen Welt machen können, haben Mama und Papa Zeit, sich den eher etwas schwierigeren Stoff bezüglich der siegreichen Pharaonen einzuverleiben.

Nach soviel Stoff brauchte ich aber auch eine Pause. Und spazierte in eine etwas weniger anspruchsvollen Ausstellung, die mir unter dem Titel „Zu den Ufern des Nil“ eine Vielzahl von interessanten Fotos präsentierte.

Fazit

Diese Ausstellung möchte ich eher als eine Ausstellung für Spezialisten bezeichnen. Wer sich schon viel mit der ägyptischen Geschichte auseinandergesetzt hat, wird diese Sammlung als Sahnehäubchen empfinden. Wer sich erstmals für die alten Ägypter interessieren möchte, wird sie vielleicht als etwas zu spezifisch empfinden. Den Pharao wird das aber nicht kratzen, denn der siegt immer.

Quellen / Weiterführende Links

  • Link Offizielle Webseite der Reiss-Engelhorn-Museen mit Öffnungszeiten