Salomon-Turm in Visegrád

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Salomon-Turm in Visegrád

Am späten Nachmittag verlassen wir die Burg von Esztergom und fahren zurück nach Visegrád. Unser Ziel ist der Salomon-Turm, der eine der beiden Einfahrten des Ortes bewacht. In seinem Inneren erwartet uns eine Überraschung.

Der Salomon-Turm in Visegrád

Der Turm bildete einst einen wichtigen Bestandteil einer Verteidigungsbastion von Visegrád. Die Mauern sind schon längst gefallen und auch der Turm erinnert durch jüngere Rekonstruktionen mehr an einen Hochbunker als an ein mittelalterliches Bauwerk.

Seinen Namen erhielt der Turm von einer Legende, wonach der ungarische König Salomon (1053–1087) einst hier gefangen gehalten wurde. Die Ungarn nennen deshalb dieses Bauwerk Salamon-torony, zu Deutsch Salomon-Turm.

Der Brunnen im Turm

Nach dem Betreten des Turms bin ich aber von einem Brunnen überrascht. Im Vergleich zu den massiven Turmmauern wirken seine gotischen Säulen geradezu filigran. Ein junger Mann in mittelalterlicher Kleidung ruft gerade eine Gruppe Reisende zur Führung zusammen. Diese bilden in ihren karierten Hemden und dünnen Windjacken einen bemerkenswerten Kontrast zur Samtrobe ihres Guides.

Ich nutze die Gruppe, um die Höhe des Brunnenaufsatzes abzuschätzen. Ich komme zum Ergebnis, dass er wohl 3x so hoch wie ein Mensch ist. Welche Funktion erfüllt so ein eleganter Brunnen in einem düsteren Turm? Die Antwort ist einfach: Es ist ein Ausstellungsstück des lokalen König-Matthias-Museums (Mátyás Király Múzeum).

Ursprünglich stand er im Hof des Königlichen Palastes, dessen Reste wir erst am Vormittag besucht hatten. Er stammt noch aus der Zeit von König Sigismund von Luxemburg (1368–1437). Über Umwege gelangte er in den Salomon-Turm, wo die noch vorhandenen Teile zu einer Rekonstruktion zusammengefügt wurden.

Zwei Treppenhäuser führen zum Ziel

Der Weg zur Aussichtsplattform führt gleich über zwei Treppenhäuser. Die Stufenhöhen scheinen verschieden hoch zu sein, so ist für jeden Geschmack ein Aufstieg möglich. Wir eilen an verschiedenen Steintafeln vorbei, die von den römischen Kastellen und Burgi stammen, die einst an diesem wichtigen Abschnitt der Donau den Limes Pannonicus bewachten.

Auf der Plattform fühle ich mich gleich wie ein römischer limitaneus (Grenzsoldat). Der Blick vom Turm auf die Donau ist ausgezeichnet. Verbände aus Schubschiffen und mehreren Leichtern fahren gemächlich an uns vorbei. Der Strom ist hier sehr breit und war wohl seinerzeit ein gutes Annäherungshindernis gegen östliche Heere.

Königswürde für einen Abend

Von der Plattform haben wir auch einen guten Blick auf den Hof neben dem Turm. Hier stand mal eine Glockengießer-Werkstatt. Diese ist inzwischen verschwunden. Stattdessen füllen hier schön langsam die bereits erwähnten karierten Hemden und Windjacken die langgestreckten Holztribünen. Ritterspiele sind angesagt!

Wir eilen den Turm wieder hinunter. Die Spiele setzen sich aus verschiedenen Schwertkämpfen und Schießübungen mit Pfeil und Bogen zusammen. Im Kreis laufende Krieger beweisen, dass sie dennoch schwindelfrei eine bereitgestellte Holzscheibe mit Axt und Speer treffen können.

Zuvor wurde aber noch aus der Zuschauermenge ein König bzw. eine Königin gewählt. Es folgt eine feierliche Krönung. Nach kaum einer Stunde ist alles vorbei. Die Monarchen treten wieder ab, die Krone muss zurückgegeben werden.

Fazit

Der Besuch des Salomon-Turms in Visegrád lohnt sich aus drei Gründen. Dazu zählen der rekonstruierte hochgotische Brunnen aus dem ehemaligen Königspalast, die Römersteine aus den nahen Kastellen und nicht zuletzt der Blick auf die Donau. Mit den Ritterspielen müsste man den Besuch nicht unbedingt abstimmen. Außer man will mal für eine Stunde König sein.

Quellen / Weiterführende Links

  • Link Offizielle Webseite des Mátyás Király Múzeum (ungarisch)
  • Link Beschreibung des Turms auf Wikipedia

Offenlegung

Foto und Text entstanden im Rahmen einer von der Straße der Kaiser und Könige organisierten Pressereise. Die inhaltliche Gestaltung blieb zur Gänze mir überlassen.

Erstveröffentlichung: 22.04.2016 / Letzte Aktualisierung: 27.10.2022