Während meiner Aufenthalte in Nürnberg kam ich öfters an seinem Museum zur Stadtgesichte vorbei. Als ich im Januar 2003 auf die Multivisionsshow Noricama aufmerksam wurde, fasste ich die Gelegenheit beim Schopf und besuchte das Stadtmuseum im Fembomuseum.
Die Multivisionsshow Noricama
Als Eintritt musste ich 4 Euro berappen, dazu kamen noch mal 4 Euro für die Show. Für gute Kenner von Nürnberg birgt die Show vielleicht keine Neuigkeiten, aber ich fand vor allem ihre Form interessant. Sie wird in einem eigens dafür eingerichteten Kinosaal auf mehreren Leinwänden präsentiert. Der spezielle Trick der Show bestand darin, dass der gezeigte Film in mindestens drei Bereiche geteilt war. Während im Zentrum Bilder von der Frankenstadt eingeblendet wurden, erschienen an den beiden Randbereichen wichtige Persönlichkeiten von und für Nürnberg, und erzählten etwas über die Stadt.
Das Ganze erinnerte mich ein wenig an einen gotischen Flügelaltar. Diese drei Bereiche wurden nun aber nicht auf eine Leinwand projiziert, sondern auf drei verschiedene Flächen, die durch eine spezielle Konstruktion ständig von der Seite hereingezogen und wieder zurückgenommen wurde. Dadurch entwickelte die Show ein eindrucksvolles Flair. Auf der einen Seite die moderne Form einer Präsentation des 21. Jahrhunderts, auf der anderen Seite eine Bühnentechnik wie man sie von Theatern im Barock kannte. Zum Sound des Filmorchesters gesellte sich das leise Schleifen und Klingen der Mechanik.
Nach der Show, die schwerpunktartig über den Aufstieg (gutes Verhältnis zu den jeweiligen Kaisern, zahlreiche Handelsprivilegien) und Fall des reichen Nürnbergs (Anschluss an Bayern, Abhaltung der Reichsparteitage) informierte, fuhr ich mit dem Aufzug in das oberste Stockwerk des Gebäudes.
Das Stadtmodell im Dachgeschoß
Im Dachgeschoß gab es dann eine Überraschung: Pünktlich zu meinem Eintreffen begann eine Erklärung des Stadtkerns von Nürnberg. Dazu wurden historische Bilder an die Wand geworfen und das entsprechende Haus auf einem Modell aus Lindenholz beleuchtet. Ich kann euch sagen, das Holzmodell war erste Sahne, man konnte jede Sehenswürdigkeit sehr gut erkennen.
Während der Präsentation kam ich mit einem der hilfsbereiten Betreuer der Ausstellung ins Gespräch. So konnte ich in Erfahrung bringen, was von dem Haus noch original ist und was nach den Bombenschäden des 2. Weltkrieges wieder aufgebaut werden musste. Tatsächlich ist die Schaufassade von der Burggasse noch original, lediglich das Hinterhaus musste erneuert werden.
Nach der Einführung in das Nürnberger Stadtbild stieg ich über eine Treppe in das Stockwerk darunter. Geleitet wurde ich durch Richtungspfeile, die dem Besucher helfen, die Räume in der richtigen Reihenfolge zu durchschreiten.
Über Händler und Handwerker
In den nächsten Räumen erfuhr ich einiges über das Geldwesen und den Handel in der Stadt Nürnberg. Zum Beispiel wurden auf Landkarten die Handelswege in Europa dargestellt oder in Schaukästen die einzelnen gebräuchlichen Münzen präsentiert und erklärt. Auf einem Tisch lagen Proben der damals gehandelten Getreide und Gewürze.
In einem weiteren Raum wurde über den Nürnberger Rat berichtet, der damals nur aus einer kleinen Anzahl von einflussreichen Patriziern bestand. Diese entschieden über das Wohl und Wehe der Stadt, was speziell den ansässigen Handwerkern wenig Spaß machte.
Nürnberg war ja auch für seine Handwerker berühmt. Ich glaube, wir können uns heute gar nicht mehr vorstellen, was es damals für Handwerksberufe gab. In einem eigens dafür eingerichteten Raum traf ich auf kleine Vitrinen, wo die einzelnen Berufe vorgestellt wurden. Da gab es Plattner, Fingerhutmacher, Schlossmacher, usw.
Nach viel Arbeit musste reichlich gegessen werden. Wie eine Kochstelle im damaligen Nürnberg aussah, konnte ich dann in der Küche des Fembohauses gut überblicken. Hier wurden die einzelnen Bestandteile wie Feuerstelle, Hackklotz, Gewürzbretter und Regale sorgsam arrangiert und erklärt. Dazu noch einige Hinweise auf alte Nürnberger Rezepte.
Das Friedensmahl von 1649
Im nächsten Stockwerk erfuhr ich dann mehr über besondere historische Ereignisse in Nürnberg und etwas über die Geschichte des Fembohauses selbst. Zum Beispiel wurden mit Hilfe von Puppen und einem Hörspiel die Ereignisse um die Religionsgespräche von 1525 erklärt (Welcher Glaube ist der bessere, zur Auswahl standen der katholische und die reformierte Variante).
In einem weiteren Raum wurde über das Friedensmahl von 1649 vorgetragen. Bei dieser Veranstaltung trafen sich die Teilnehmer am Dreißigjährigen Krieg und versuchten bei reichlich Essen und Rebensaft eine Nachkriegsordnung auszuhandeln. Die hungernden Nürnberger labten sich in der Zwischenzeit an einem steinernen Löwen, aus dem Wein sprudelte. Der Löwe blieb bis heute im Fembohaus erhalten. Das alles erfuhr ich übrigens in Form von lockeren Hörspielen über Kopfhörer.
Zwischen all diesen informativen Räumen überraschten mich immer wieder prunkvolle Zimmer. Zum Beispiel ging ich eine knarrende Treppe runter und stand plötzlich in einem Raum mit üppiger Stuckdecke. Oder in einer Stube mit kunstvoll verzierten Schränken, heute würden wir wohl Einbaumöbel dazu sagen. Dort erfuhr ich etwas über die Konstruktion der Butzenscheiben und das es damals auch reichen Leuten kaum möglich war, flaches Glas zu finanzieren.
Die ehemaligen Besitzer des Fembohauses waren auch Thema. Zum Beispiel diente das Gebäude als Druckerei für Landkarten. Wie das Kartenmaterial am Beginn der Neuzeit ausgesehen haben, konnte ich an zahlreichen Beispielen nachvollziehen.
Das Nürnberg des 20. Jahrhunderts
Im letzten Geschoß wurden dann die Räume aber eher moderner und auch die ausgestellten Themen näherten sich unserer gegenwärtigen Zeit. Die Fotografie war erfunden worden und ich konnte die Stadt Nürnberg der Jahrhundertwende (19./20.) in zahlreichen SW Fotos nachvollziehen. Ein Leckerbissen für Interessierte, die gerne das moderne Stadtbild mit alten Strukturen vergleichen wollen.
Im letzten Raum sah ich mir kurz ein paar Filme über die jüngste Geschichte von Nürnberg an und erfuhr einiges über seine Rolle als Stadt der Reichsparteitage, die Schäden während des 2. Weltkrieges (auch in einem Modell abgebildet!) und dem Wiederaufbau. Damit endete der Pfad durch das Fembohaus und durch die fast 1000-jährige Geschichte Nürnbergs.
Fazit
Das Stadtmuseum im Fembohaus ist für jeden Touristen interessant, der sich für Schönheiten aus vergangenen Zeiten interessiert. Mich haben vor allem die zahlreichen Modelle und Karten beeindruckt. Als ich anschließend zum Tucherschloss spazierte, war ich überrascht, wie gut ich mich plötzlich in Nürnberg auskannte.
Stand: Januar 2003