Stift Dürnstein

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2 Globen und ein Tabernakel in Stift Dürnstein

Er ist einer der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Welterberegion Wachau: der Turm von Stift Dürnstein. Für Tausende von Schiffsreisende ist er das blaue Tüpfelchen auf dem i, wenn sie die Region gemütlich auf der Donau erkunden. Ich selbst erforsche das Innere des Stifts und stoße dabei auf einen Tabernakel in Form einer Kugel.

Stift Dürnstein – ein Hof zum Lesen

Der Hof des Stifts lädt zum Lesen ein. Nicht in einem Buch. Der Lesestoff präsentiert sich in Form von Figuren an den Wänden, die verschiedene Aspekte symbolisieren. So lassen sich hier Tageszeiten, Jahreszeiten, Erdteile und Elemente aus den steinernen Objekten herauslesen. Eine kleine Sehhilfe bietet eine Installation in der Mitte des Hofes, die die einzelnen Figuren den einzelnen Aspekten, wie Sommer, Asien oder Feuer zuordnet.

Symbolisch lässt sich auch die Farbe der Mauern deuten, die sich in einem warmen Ocker dem Besucher präsentieren. Der erdige Farbton repräsentiert auch genau das: die Erde. Ein Farbcode, der sich dann im blauen Turm logisch fortsetzt. Die Farbe Blau beschreibt den Himmel.

Ausstellung „Entdeckung des Wertvollen“

Seit 2019 werden die Räume des Stifts mit der Ausstellung „Entdeckung des Wertvollen“ bespielt. Was ist das Wertvolle in der Welt? Die Ausstellung versucht sich mit Begriffen wie das Gute, das Schöne und das Wahre dieser Frage zu nähern.

„Das Gute“

Der erste Teil der Ausstellung führt mich in die gotische Halle, die in diesem Rahmen erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Ein Modell der Stadt Dürnstein hilft beim Einordnen der Lage des Stiftes. In Erinnerung bleibt mir aber eine Sammlung von Bibelausgaben aus aller Welt. Auch wenn ich keine einzige Bibel aufschlug, war ich doch von der Vielzahl von unterschiedlichen Schriftzeichen auf den Buchrücken fasziniert. Sie zeigt, dass wir Menschen eben nicht mit einer Zunge sprechen und einer Feder schreiben.

„Das Schöne“

Der zweite Teil der Ausstellung ist dem Schönen gewidmet, wobei hier der Schwerpunkt auf den Turm gelegt wird. Eine große Schautafel beschreibt das reiche Figurenprogramm am Turm. Durch seine Farbe und seiner barocken Fassade wirkt er wie ein in die Landschaft gesetztes Porzellanprodukt, dessen Figurenschmuck dem Kenner Geschichten erzählt.

Die Farbe Blau bleibt auch weiterhin ein Thema. Eine langgezogene Wandfläche zeigt auf, dass die Ausstellungsmacher nicht weniger als 304 Blautönen ermittelt haben. Jeder dieser Töne ist auf dieser Fläche mit einer Scheibe dargestellt. Ich bin von der Zusammenstellung etwas überrascht.

Die Farben wirken manchmal weitab von Blau, dafür sind die Bezeichnungen umso spannender. Während sich bei „Kornblumenblau“ und „Eisvogelblau“ in meiner Fantasie sehr schöne Bilder einstellen, muss ich bei „Pyjamablau“ doch etwas schmunzeln. Und bei „Fliederduftblau“ schwebt förmlich ein Hauch von Poesie durch den Raum.

Das Schöne wird in der Ausstellung auch durch die Dürnsteiner Monstranz und einer spätgotischen Madonna repräsentiert. Auch diese fügt sich mit der ultramarinblauen Innenseite ihres Mantels in die Farbe des Tages gut ein. Ultramarinblau – Eine besonders wertvolle Farbe, deren Name verrät, dass sie einst über die Meere importiert werden musste.

Der blaue Turm in der Wachau

Bevor ich den dritten Ausstellungsteil betrete, führt mich ein Pfad zu dem berühmten blauen Kirchturm. Ein Aufstieg ist leider nicht möglich, doch die Terrasse an seinem Fuße liegt hoch genug, um einen guten Blick auf die Donau zu haben. Während ich entspannt die Morgenluft einatme, kreuzt ein Donauschiff vorbei. Kameraverschlüsse klicken. Auf mehreren Fotos des Stifts von Dürnstein werde ich jetzt wohl verewigt sein.

Brennende Herz in Stift Dürnstein
Neben dem markanten Blau ist auch das brennende Herz der Augustiner-Chorherren am Turm gut erkennbar.

Am Turm gibt es noch etwas Interessantes zu sehen. Vergleichbar mit einem Baum hat auch dieses Bauwerk eine Wetterseite. Und die hat deutlich mehr Patina angesetzt als die Sonnenseite. Irgendwann wird Stift Herzogenburg – hier sind die Eigentümer von Stift Dürnstein zuhause – wieder etwas Smalteblau bestellen müssen. Denn so lautet die genaue Bezeichnung dieser Farbe, die Wachaubesucher seit vielen Jahren begeistert.

„Das Wahre“

Inzwischen bin ich im dritten Teil der Ausstellung einen Stock höher angelangt. Hier treffen drei Kugeln aufeinander. Zwei davon identifiziere ich rasch als Erd- bzw. Himmelsglobus. Doch was stellt die dritte Kugel dar? Die Antwort: Es ist ein Modell des kugelförmigen Tabernakels der Stiftskirche. Während dieses Kleinod normalerweise nur aus der Ferne zu betrachten ist, nutze ich die Möglichkeit, mir die Symbole auf diesem Modell genauer anzusehen. Es handelt sich dabei um 44 Szenen aus dem Leben Christi.

Tabernakel in Stift Dürnstein
Der globenförmige Tabernakel in der Kirche von Stift Dürnstein

Was ist das Wahre an dieser Zusammenstellung? Ich weiß es nicht. Durch die Anordnung der Globen entsteht aber der Eindruck einer Gleichstellung von Himmel, Erde und Christus. Und vielleicht ziehen wir daraus den Schluss, dass wir alle Teil eines größeren Ganzen sind.

Die Orgelempore und das Heilige Grab

Der Rundgang geht weiter und ich gelange auf die Orgelempore. Der Blick ins Kirchenschiff ist ein erhabener. Die Überraschung des Tages kommt aber noch. Im Kreuzgang des Stifts stoße ich auf ein Heiliges Grab, das wie eine Theaterbühne gestaltet ist.

Die Details sind wie Kulissen eines Theaters hintereinander gehängt und erzeugen dadurch räumliche Tiefe. Bunte Lampen unterstreichen die Bühnenwirkung zusätzlich. Tatsächlich stammt dieses Werk von einem italienischen Theateringenieur namens Antonio Galli da Bibiena.

Hier, abseits der Ausstellung, finde ich etwas Zeit, über das Gesehene nachzudenken. Die bunten Lampen verleihen der Anlage etwas Magisches. Ich nehme es mir als Aufgabe mit, in Zukunft mehr auf die Gestaltung der Heiligen Gräber in den Kirchen zu achten.

Fazit

Das Thema der Ausstellung gefiel mir von den Überschriften her. Allerdings kreisten die Interpretationen schwerpunktmäßig um das Stift selbst. Wer das Gute, Schöne und Wahre in der Welt finden will, kann aber die Kernsätze der Ausstellung gerne als Inspiration nutzen.

„Das Gute tun – Das Schöne bewahren – Das Wahre suchen“

Die Anzahl der Schaustücke hielt sich in Grenzen, was man auch als eine Reduktion auf das Wesentliche deuten kann. Für meinen Geschmack empfiehlt sich die Teilnahme an einer Führung, um während dieser mit anderen in Dialog zu treten und über das Gesehene zu reflektieren.

Quellen / Weiterführende Links

  • Link Offizielle Webseite von Stift Dürnstein mit Öffnungszeiten
  • Link Beschreibung des Stifts Dürnstein auf Wikipedia

Offenlegung

Fotos und Texte entstanden im Rahmen einer Pressereise des Vereins Klösterreich. Die inhaltliche Gestaltung blieb zur Gänze mir überlassen.