Im September 2008 besuchte ich in der Stadtgalerie Klagenfurt eine Ausstellung über Henri de Toulouse-Lautrec und die Stars vom Montmartre. Dabei tauchte ich tief in die Welt der Plakate aber auch der Lebenswelt der Berühmtheiten der damaligen Zeit ein.
Toulouse-Lautrec und die Stars vom Montmartre
Als ich jüngst die Stadt Klagenfurt von oben betrachtete – ich war dazu auf den Kirchturm der Stadtpfarrkirche gestiegen – fiel mir im Anschluss daran ein Ausstellungsplakat auf.
Es erzählte mir, dass die Stadtgalerie Klagenfurt, Werke des französischen Künstlers Henri de Toulouse-Lautrec (1864 – 1901) zeigt. Um genau zu sein, es ging dabei nicht nur um ihn. Auch andere Meister aus Paris würden präsentiert werden, aber für mich war sein Name am zugkräftigsten.
Waren es doch seine Bilder, die ich als Schüler noch am ehesten einem Künstler zuordnen konnte. Und hatte ich doch relativ früh einige seiner Werke in seiner Geburtsstadt Albi gesehen.
Ausstellung in der Stadtgalerie Klagenfurt
Jetzt waren viele seiner Werke in Klagenfurt und ich bald darauf mitten unter ihnen. In mehreren großen Räumen hingen die Werke gut beschrieben an den Wänden.
Neben einer ausführlichen Biographie über Toulouse-Lautrec wurde auch die Geschichte und Technik der Farblithographie geschildert. Eine Technik, mit der der Künstler große Erfolge gefeiert hatte.
Weitere angenehm kurz gehaltene Informationshäppchen führten mich durch die Ausstellung und erweiterten mein Wissen über den Beginn der Plakatkunst am Ende des 19. Jahrhunderts.
Vom Plakat zum Kunstwerk
Denn viele Werke von Toulouse-Lautrec waren zunächst lediglich als Plakat gemeint und weniger als Kunstwerk. Doch schon bald begannen die Künstler ihre Plakate kreativ zu gestalten.
Was die Künstler dann gerne mal schnell berühmt oder zumindest berüchtigt machte, hingen ja ihre Werke an jeder Ecke der Städte. Das umso mehr, als damals angesichts dieses neuen Werbemittels eine regelrechte Plakatsucht bzw. Affichomanie ausbrach.
Und an vielen Beispielen zeigte mir die Ausstellung auch, was das konkret bedeutete. Manche Ankündigungsplakate für Aufführungen waren so aufreizend, dass sich die Theater wohl aus diesem Grund bis auf dem letzten Platz füllten.
Plakate als Zeitdokument
Andere Plakate sorgten für politischen Verdruss, weil jemand für sich erkannte, dass der abgebildete Mann mit Bart zu sehr Kaiser Wilhelm ähnelte. Oder es gab Kritik, weil da jemand nur über die Schulter blickend zu sehen war.
Auch andere zeitgenössische Entwicklungen konnte ich gut ablesen. Mehrere Plakate handelten vom damals populären Eislaufen, ein Plakat zeigte mir sehr schön die österreichischen Gebäude der Weltausstellung 1900.
Gut waren auch die Veränderungen im Werk des Künstlers zu erkennen, als sich gegen Ende seines kurzen Lebens, seine Pinselführung mehr und mehr veränderte.
Die wahren Stars vom Montmartre
Doch es ging in dieser Ausstellung nicht nur um diesen Künstler. Auch die Stars des Montmartre waren Teil der Schau. Waren es doch diese Stars, die begeisterte Besteller von Plakaten für ihre Auftritte waren.
Manche dieser für Sänger und Tänzerinnen geschaffenen Plakate errangen ikonische Berühmtheit, doch über die dargestellten Personen war mir bisher kaum etwas bekannt. In der Ausstellung der Stadtgalerie Klagenfurt waren nun neben den Plakaten auch Fotos der porträtierten Stars zu sehen. Und ich konnte so gut Realität und Abbild vergleichen.
Das hatte mich schon immer interessiert. Denn offen gesagt, die als Reklame gedachten Plakate zeigten diese Stars nicht immer vorteilhaft. Auf mich wirkten sie eher verspannt und vielfach verrückt. Beim Durchlesen der Biographien stellte ich dann aber fest, dass das mit dem Überspannten ja gar nicht mal so schlecht geraten war von mir.
Solche Stars lieben es nun mal, in bizarren Posen und Farben dargestellt zu werden. Und so waren sie alle zufrieden: die Stars, das Publikum und nach dieser Ausstellung auch ich.