Schon öfters hatte ich vom Stand der Patrizier gehört. Ihre Bedeutung und ihre Lebensweise blieben mir aber unklar. Wie so ein Haus eines reichen Patriziers ausgesehen haben mag, konnte ich Anfang des Jahres 2004 im Tucherschloss zu Nürnberg feststellen.
Lage
Während ich selbst das Schloss erreichte, indem ich vom Hauptbahnhof gemütlich der Nürnberger Stadtmauer entlang schlenderte und beim Laufer Tor über die Äußere Läufergasse in die Hirschelgasse einbog, kann der eilige Tourist das Schloss auch über die U-Bahn Station Rathenauplatz erreichen und muss dann ebenfalls über die Äußere Läufergasse weitergehen. Von der Station sind es dann nur noch ein paar Minuten bis zum Schloss.
Eintritt
Der Zugang zum Schloss ist in der Hirschelgasse und nicht etwa über den Hirsvogelsaal in der Treibergasse. Dessen Eingang ist nur für Feste in diesem Saal bestimmt. Der Eintritt betrug für mich als Vollzahler 4 Euro. Darin waren die Besichtigung des Schlosses und des Hirsvogelsaales eingeschlossen.
Schloss
Zum Schloss gibt es keine Führung, es sei den man organisiert sich eine über die Nürnberger Tourismuszentrale. So durchquerte ich alleine die Räume und las mir die Begleittexte zu den einzelnen Exponaten durch. An einigen Bildern konnte ich erkennen, dass das Schloss 1945 fast völlig zerstört wurde und ich mich quasi in einer Rekonstruktion desselben bewegte.
Die Organisatoren hatten aber alles getan um das alte Schloss wieder erstehen zu lassen. Besonders liebenswert fand ich den Versuch durch ausgelegte Wäsche, mit frischen Früchten auf den Tischen, strahlend roten Mohnblumen in den Vasen oder verschütteten Salz den Eindruck von Leben im Schloss zu erwecken.
Im großen Festsaal im obersten Stockwerk konnte ich sogar Tischkärtchen der wichtigsten Patrizier auf dem festlich gedeckten Tisch entdecken. Und aus versteckten Lautsprechern drang Musik und Stimmengewirr wie bei einem großen Gelage.
Das Schloss gehörte übrigens der Familie Tucher, deren Wappen einen Mohrenkopf beinhaltete und das man öfters in Nürnberg sehen kann. Diese Familie wurde vor allem durch den Fernhandel reich, auf dem auch in einen der Räume Bezug genommen wurde. In diesem Raum entdeckte ich zu meinem Erstaunen eine Landkarte von Europa, wo für mich völlig ungewohnt, der Süden oben war und auch nicht als Süden sonder als Mittag bezeichnet wurde.
Leider handelten die zum Besuch freigegebenen Räume nur von der Festen der Patrizier und der Geschichte der Tucher. Ich hätte mir auch Einblick in deren Küche, der Schlaf- und Sanitärräume gewünscht.
Hirsvogelsaal
Nun aber zu dem schon mehrfach erwähnten Hirsvogelsaal. Dieser Saal war ursprünglich ein Teil des Tucherschlosses und wurde für große Feierlichkeiten verwendet. Während des Krieges wurde er völlig zerstört. Allerdings war der Großteil der Innendekoration rechtzeitig ausgelagert worden. Im Jahre 2000 wurde nun in einem neuen Gebäude der Hirsvogelsaal neu geboren. Vom Tucherschloss erreichte ich dieses Gebäude mittels weniger Schritte durch den ebenfalls neu angelegten Renaissancegarten. Den Saal betrat ich kurioserweise durch der rekonstruierten Kamin, der allerdings als Kamin nicht mehr erkennbar ist.
An der Decke des Saales sah ich dann die von den Bomben gerettete Spezialität des Saales. Es handelte sich dabei um ein Deckengemälde, das aus 20 Leinwänden bestand. Das ist schon etwas Besonderes, weil sonst sind solche Deckengemälde meistens Frescos.
Als Freund der alten Römer gefiel es mir natürlich besonders, das hier Büsten der römischen Herrscher von Cäsar bis Domitian aufgestellt waren.
Resümee
Für mich war der Besuch lohnenswert, den das Schlösschen der Patrizier war ein schönes Kontrastprogramm zur mächtigen Kaiserburg.