Der Turm der Sinne in Nürnberg ist ein Teil der Nürnberger Stadtmauer. In seinem Inneren bietet ein interaktives Museum auf mehreren Stockwerken verteilt bemerkenswerte Versuche zum Thema Wahrnehmung und Sinne.
Turm der Sinne in Nürnberg
Normalerweise kennt man sie ja schon alle. Diese optischen Täuschungen, mit denen man in der Schule, in jedem Rätselheft und jedem besseren technischen Museum konfrontiert wird. Aber der Turm der Sinne hatte auch für mich noch einige Überraschungen bereit.
Zum einen war da die sehr spezielle Anordnung der Räume. Sie lagen übereinander in einem der zahlreichen Türme der Nürnberger Stadtmauer. Wodurch alles schon mal sehr eng angeordnet war. Trotzdem gelang es den Gestaltern eine Vielzahl von Versuchen unterzubringen, wo ich mich als Besucher erproben konnte.
Die Versuche waren sehr klar beschrieben, was ja bei vielen anderen interaktiven Ausstellungen nicht immer der Fall ist. Die Erklärungen wiesen mich nicht nur ein, was ich zu tun hatte. Nein, sie erklärten mir auch, warum ich jetzt meinen Augen nicht trauen konnte, was in meinem Gehirn vorging und wozu das Mutter Natur so eingerichtet hatte.
Dabei wurden vor allem der Sehsinn, der Geruchssinn und der Tastsinn gefordert. Zum Thema Hörsinn gab es weniger Beispiele. Aber egal um welchen Sinn es sich handelte, das Ganze mündete immer wieder in dieselbe Erkenntnis: Unser Gehirn tickt zeitweise etwas merkwürdig.
Was ist Zeit?
Und da wären wir schon bei so einem Stichwort, welches im Turm auch thematisiert wurde: Zeit. Was ist Zeit? Ich hatte schon ganze Ausstellungen darüber gesehen, aber der Nürnberger Turm der Sinne brachte es für mich endlich auf den Punkt. Und so ganz nebenbei bekam ich auch einen Tipp, wie man die Zeit wieder dehnen könnte, die ja mit fortschreitendem Alter immer kürzer zu werden scheint.
Besonders interessant fand ich die Erklärung des „Zeitfensters“ in unserem Gehirn, welches dadurch zustande kommen soll, weil das Gehirn Informationen nicht augenblicklich, sondern in 3 sec Blöcken wahrnimmt. Ein Phänomen, von dem ich noch in keinem anderen Museum gehört hatte.
Allerdings scheinen diese Darstellungen zum Thema Zeit nur im Rahmen einer Sonderausstellung zu sehen gewesen sein. Also nur für kurze Zeit. Wobei wir ja wieder beim Thema Zeit wären.
Aber zurück zur Dauerausstellung. Richtig lehrreich entwickelte sie sich bei jenen Erklärungen, die anhand eines Gemäldes von George Seurat gemacht wurden. Die Texte beschrieben sehr anschaulich, mit welchen verschiedenen Methoden der Maler auf der flachen Leinwand die Tiefe reingebracht hat. Mit dem Wissen hätte ich im Zeichenunterricht wohl eine römische I bekommen.
Die schüchterne „Chesire Cat“
Kurios auch die zahlreichen Versuche, die mir bewiesen, dass das Hirn Dinge selbst bei unklarer Lage trotzdem gerne klar darstellt. Wenn ich da nur mal an die „Chesire Cat“ denke, die ich manchmal sehen und manchmal wieder nicht sehen konnte, obwohl ich meine Augen gar nicht bewegte.
Oder dass wir mehrere kurze Bildeindrücke zu einem Eindruck „verwischen“ wodurch es mir möglich war, durch einen schmalen beweglichen Schlitz die ganze Nürnberger Burg zu sehen. Der Turm ist übrigens auch ein schöner Fotopunkt, wo man die ganze Burg vor sich hat. Auch ohne Schlitz, dafür aber durchs Fenster.
Am Meisten erstaunt war ich übrigens von einem Versuch, wo ich einen großen und einen kleinen Baustein gleichzeitig anheben sollte. Und dann den kleineren Baustein alleine. Dieser war plötzlich schwerer als wenn ich beide gleichzeitig anhob!
Während ich bei anderen Versuchen die Täuschungen bewusst vermeiden lernte, gelang es mir bei diesem Versuch auch dann nicht, als ich die Lösung wusste. Die Lösung? Ja, die kann man im Nürnberger Turm der Sinne erfahren.