Wien war anders

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Ausstellung "Wien war anders"

„Wien ist anders“ lautete mal ein Werbespruch über jene Stadt an der blauen Donau. An diesem Spruch musste ich denke, als ich die Einladung zur Ausstellung „Wie war anders“ erhielt.

Ausstellung „Wien war anders“ im Wien Museum

Nachdem ich mir bereits die hervorragende Präsentation Alt-Wien angesehen hatte und auch in der Albertina die Fotoausstellung Stadt.Leben.Wien genießen durfte, wollte ich nun auch diese Möglichkeit nutzen, anhand von weiteren alten Fotos etwas über das historische Wien zu erfahren.

Die rund 500 Fotos von August Stauda

Die Ausstellung zeigte mir rund 500 Fotos von August Stauda. Wer war nun August Stauda? Dabei handelte es sich um einen Fotografen (1861-1928), der seine Stadt Wien mit tausenden von Fotos verewigte.

Und das gerade in jener Zeit, als in Wien große Umbauten stattfanden und ganze Stadtviertel ihr Erscheinungsbild änderten. Diese Fotos wurden vom Museum Wien gesammelt und nun in einer Auswahl präsentiert.

Am Anfang lernte ich ein wenig etwas über den Fotografen selbst kennen. Seine Biografie. Dann etwas über die Ateliers der Fotografen, von denen es damals recht viele gegeben haben soll.

Und nicht zuletzt auch ein paar Hinweise auf Graf Karl Lanckoronski-Brzezie, dem Auftraggeber für viele Fotos, die August Stauda gemacht hat.

Dieser war jemand, der sich gegen die Umbauten in Wien wehrte, und mit den in Auftrag gegebenen Fotos das alte Wien sich und seiner Nachwelt erhalten wollte.

Nun, wie ich auch schon in der Ausstellung Alt-Wien lernte: Was wir als alt und schützenswert bezeichnen, war seinerzeit neu und Gegenstand heftigen Diskussionen.

Das prächtige Palais, das wir heute unbedingt erhalten wollen, war seinerzeit der „Zerstörer“ vieler romantisch verwinkelter Klein- und Kleinsthäuser.

Die Motive des Herrn Stauda

Und gerade diese Vorgängerbauten hatte Stauda im Visier. Er fotografierte Wien mehr von unten, von der Straße aus. Und er fotografierte auch weniger die Palais, sondern stattdessen mehr die einfachen Häuser, Höfen und Läden des Volkes.

Nun, die Fotos waren vorerst nicht besonders aufregend für mich. Ein Haus nach dem anderen, was ja auch etwas ermüdend wirken kann. Aber mit der Zeit fing mich die Thematik der Ausstellung dann doch ein.

So fand ich die Gruppierung der Fotos nach Themen recht gelungen. Zum Beispiel wurden Fotos von Toren gezeigt, oder eine Vielzahl von Treppen, oder die zahlreichen Hinterhöfe der verwinkelten Häuser.

Diese Fotos ermöglichten mir zu entdecken, wie verschieden etwas sein kann, was vom Namen her eigentlich gleich sein sollte. Auch interessant die Vielzahl von Plakaten, mit denen man schon damals die Wände zu verkleben pflegte.

Die Produkte allerdings waren damals von einer ganzen Art als heute und das heute Selbstverständliche las sich damals wie ein kleines Weltwunder für den Haushalt.

Bemerkenswert für mich auch die seinerzeit so ganz andere Art der Leute in die Kamera zu blicken. Die Menschen guckten mehr neugierig als Effekt heischend in die Kamera.

Ihre Posen wirkten eher so, als hätte man sie gerade bei ihrem alltäglichen Tun aufgeschreckt und nun müssten sie die Bedeutung der soeben aufgestellten Kamera erst mal in aufrecht steifer Pose beobachten und einschätzen.

In diesem Zusammenhang auch interessant, wie seinerzeit Polizisten auf Kreuzungen ihren Dienst taten. Aufrecht, fast erhaben stehend, eine Hand fest am Säbel, ernst blickend.

Den Verkehr mussten sie seinerzeit – so sah es für mich fast aus – nicht regeln, er sei denn, sie nutzten die Augenbrauen dazu.

Aber es gab noch eine sehr clevere Gruppierung der Fotos. Und zwar nach Bezirken. In meinen Augen die gelungenste Konzeption in der Ausstellung.

Hier wurde jeder Bezirk zunächst mal mit einer historischen Karte präsentiert. Auf dieser konnte ich mich mal grob orientieren, wie die Bebauung der Stadt früher ausgesehen hatte.

So lagen zum Beispiel der Süd- und der Ostbahnhof früher nicht so einträchtig unter einer Halle vereint wie heute. Oder es gab zum Beispiel viel mehr Kasernen innerhalb des Stadtgebietes.

Wahrscheinlich eine Folge dessen, dass man 1848 sich in Wien zeitweise gegen sich selbst verteidigen musste.

Zu diesen Karten wurden nun eine Reihe von Fotos aus der Kamera von August Stauda gezeigt und auch kommentiert. Die Kommentare machten im Wesentlichen deutlich, welche Bedeutung die jeweiligen Bezirke früher hatten.

Wo lagen die typischen Arbeiterwohnungen, wo lag bevorzugt ländlicher Charakter vor? Passend zu den Erklärungen dann die Fotos von Stauda.

Nun, nach bekannten Objekten zu suchen war in den meisten Fällen natürlich vergebliche Mühe, hatte er doch bevorzugt Objekte fotografiert, die bald darauf abgerissen wurden.

In einer Ecke gab es dann aber auch ein Beispiel, wie sich eine Ecke von Wien im Laufe der Zeit wandelte. Dort konnte ich dann schon etwas leichter, mir bekannte Strukturen erkennen.

Fazit

Aber damit war ich auch schon an das Ende der Ausstellung gekommen. Auch wenn ich die Ausstellung über Alt-Wien insgesamt in den dargestellten Lebensbereichen umfassender und die Ausstellung Stadt.Leben.Wien auf Grund des Alters der Fotos spannender fand, bildete für mich die Ausstellung „Wien war anders“ doch eine gute Ergänzung.

Erklärte sie mir doch das Aussehen der Bezirke am Ende des 19. Jahrhunderts und zeigte mir auch den teilweise sehr ländlichen und ärmlichen Charakter vieler Stadtteile Wiens in der damaligen Zeit auf. Und ja, Wien war damals anders.

Quellen / Weiterführende Links