Direkt an der Donaulände und noch im Schatten der mittelalterlichen Stadtmauer von Hainburg, wartet der Gasthof „Zum Goldenen Anker“ auf seine Gäste. Im Rahmen einer Recherchereise zum Tourismusangebot Edition Carnuntum kehre ich dort ein.
Boutiquehotel versus Landgasthof
Gewiss, von der Qualität der Zimmer und dem Serviceangebot aus betrachtet, verdient der Goldene Anker den Titel Boutiquehotel. Aber als Vielreisender mit historischen Bezügen liebe ich nun mal den Ausdruck Gasthof. Und deshalb finde ich es auch wunderbar, dass der alte Schriftzug Gasthof so groß und deutlich neben dem Hoteleingang prangt.
Erinnert mich doch dieser Titel an jene Zeit, wo Reisende noch nicht Urlaub machten. Vielmehr waren sie geschäftlich unterwegs, hatten etwas Familiäres zu regeln oder eilten zu irgendeinem historischen Ereignis. Diese Überlandtouren endeten dann stets auf der gleichen Weise: Nach anstrengender Kutschenfahrt versanken die Reisenden dankbar in den weichen Betten eines Landgasthofs.
Bahnfahrt statt Kutschenfahrt
Aber heute reise ich ja nicht mehr mit der Kutsche. Dafür gerne mit der Bahn. Und da entdecke ich bereits den ersten Trumpf für den Goldenen Anker. Die Haltestelle „Hainburg Personenbahnhof“ ist nur wenige Schritte entfernt. Ideal für Wiener, die mit der S-Bahn mal schnell gut essen fahren möchten, um anschließend die Mittelalterstadt Hainburg zu erkunden.
Apropos, wer bei diesem Bahnhof mit seiner nostalgischen Holzfassade aussteigt, sollte es sich nicht nehmen lassen, einen Blick auf den Braunsberg zu werfen, der sich am Horizont gleich neben der Donau erhebt. Scharfe Augen entdecken dann vielleicht den rekonstruierten Turm einer Keltensiedlung.
Lage am Fischertor
Zurück zum Stadtrundgang. Tatsächlich liegt der Gasthof, der übrigens als Gebäude erstmals 1665 erwähnt wurde, nur wenige Meter vom historischen Fischertor entfernt. Dort wo die Fischer einst die Stadt betraten, können heute die Gäste des Boutique-Hotels bequem ihren Rundgang beginnen.
Was sie sicher tun werden. Denn wer so knapp an der Stadtmauer wohnt, bekommt große Lust, auch die restlichen Sehenswürdigkeiten der Mittelalterstadt Hainburg kennenzulernen.
Erster Gang und erste Eindrücke
Ich bin aber heute gemeinsam mit meinen Mitreisenden nur Tagesgast. So betreten wir erwartungsvoll den Gastgarten direkt unter der mittelalterlichen Stadtmauer, wo bereits für das Mittagsmahl eingedeckt ist.
Unser Kommen wird von einem schwarzen Katzentier genau beobachtet. Von seiner Position hoch auf einer Säule hat es einen guten Überblick. Zweifellos weiß es, dass der Besuch von Fremden ein baldiges Servieren von schmackhaften Speisen zur Folge hat.
Und tatsächlich, der erste Gang wird schon aufgetragen. Wir hatten die Wahl zwischen Leberknödelsuppe vom Bio-Jungrind und gebundene Fischsuppe. Ich genieße die Rindssuppe, die ihrem Namen geschmacklich alle Ehre macht. Es ist selten, dass ich eine Suppe mit so viel Genuss löffle, obwohl die Suppeneinlage schon längst verzehrt ist.
Mein Tischnachbar wirkt hingegen etwas abgelenkt. Das bereits erwähnte Fellknäuel auf vier Pfoten hat begonnen, seine Beine zu umschmeicheln. Mein Kollege hatte sich für die Fischsuppe entschieden und vielleicht war das aus Katzensicht die sogar noch bessere Wahl.
Nicht nur die Knödel sind ein Gedicht
Dritter Gang. Die Speisekarte verspricht zwar allerlei Köstlichkeiten, der enge Terminplan samt Heurigenbesuch drängt uns aber zur Mäßigung. Nach dem bereits erwähnten Suppengang gehen wir deshalb gleich zum Dessert über. Wir genießen Zwetschkenknödel fein dekoriert. Sie sind ein Gedicht.
Überraschenderweise sind diese Knödel nicht die einzige Form von Poesie, die sich im Goldenen Anker antreffen lässt. Ich stoße auf Sinnsprüche an den überraschendesten Stellen. Des Rätsels Lösung: Die resolute Wirtin ist auch eine begeisterte Dichterin. Und trägt ihre Werke auch gerne mal persönlich vor.
Schiffsmühlen in der Gaststube
Ich begebe mich derweil auf Erkundungstour. In der Gaststube treffe ich nur auf wenige Gäste. Die meisten nutzen die warme Herbstsonne und tafeln im Garten. Die Stube zeigt mir aber ein interessantes Detail zur Wirtschaftsgeschichte Hainburgs.
Eine großformatige Darstellung an einer Wand unter dem Gewölbe erinnert an die letzten Hainburger Schiffsmühlen. Zusätzlich hängt ein großes Holzmodell von so einer Schiffsmühle von der Decke.
Seit meinem Besuch einer Schiffsmühle in der Steiermark fasziniert mich diese besondere Art, Wasserkraft auszunutzen. Ich studiere das Modell der Mühle, wobei es für mich eine interessante Abwechslung ist, diese Technologie mal von seiner Unterseite zu sehen.
Ausblicke auf die Donau
Über Ausblicke gibt es noch etwas zu sagen. Der Gasthof „Zum Goldenen Anker“ verfügt auch über einen Gastgarten direkt an der Donau. Dieser war leider geschlossen, aber ich stelle mir die Atmosphäre dort interessant vor.
Als Gast tafelt man quasi in Sichtweite der fröhlich bemalten Flusskreuzschiffe, die sich vom dunklen Grün des anderen Donauufers abheben. Ein Grün, das bereits zu den beschaulichen Landschaften des Nationalparks Donau-Auen gehört.
Edition Carnuntum
Ich lernte den Gasthof „Zum Goldenen Anker“ im Rahmen einer Recherchereise zum touristischen Angebot „Edition Carnuntum“ kennen. Verglichen mit den anderen Häusern wirkte er wie ein Boutiquehotel auf mich, dessen Chefin für poetische Überraschungen immer gut ist.
Quellen / Weiterführende Links
- Link Webseite des Gasthofs „Zum Goldenen Anker“